: Alfons Clary-Aldringen
: Geschichten eines alten Österreichers Erinnerungen
: Amalthea Signum Verlag GmbH
: 9783903441316
: 1
: CHF 16.90
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Erinnerungen an eine Welt von Gestern Alfons Clary-Aldringen entstammt einer jahrhundertealten böhmischen Adelsfamilie: Seine Vorfahren sind Zeitgenossen von Wallenstein und Napoleon, bekleiden hohe Ämter am habsburgischen Hof, sind Trauzeuge von Maximilian von Mexiko oder Hofdame bei Kaiserin Elisabeth. Alfons selbst wird 1912 von Franz Joseph I. zum k. u. k. Kämmerer ernannt, leistet im Ersten Weltkrieg Dienst als Offizier und übernimmt schließlich den Familiensitz Schloss Teplitz, von wo seine Familie 1945 als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit vertrieben wird. Seinen Lebensabend verbringt er in Venedig - Verwandte und Freunde hat er in ganz Europa. Atmosphärisch dicht, mit feinem Humor und voll kluger Beobachtungen lassen diese unvergesslichen Memoiren die untergegangene Welt der Donaumonarchie wiederauferstehen und präsentieren ein lebendiges Stück Geschichte für künftige Generationen. Mit einem Vorwort von Golo Mann und zahlreichen Abbildungen aus dem Familienarchiv Clary-Aldringen

Alfons Clary-Aldringen (1887-1978), Offizier und k. u. k. Kämmerer, durchlief die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Zeitlebens ein treuer Untertan der Habsburger, musste er das Ende der Donaumonarchie, zwei Weltkriege sowie 1945 die Vertreibung aus seiner böhmischen Heimat miterleben. Seine Memoiren sind nichts weniger als das berührende Zeugnis eines weltgewandten Europäers im Geiste.

Teplitz


Jetzt, da ich im Alter kein Vaterland und keine Heimat mehr habe, ja eigentlich keinem Volk mehr so recht zugehöre, bin ich das geworden, wozu ich wohl von Anfang an angelegt gewesen war, ein Europäer, und fühle mich in den meisten Ländern unseres Kontinents zu Hause, so wie früher in allen Teilen der alten k. u. k. Monarchie – diesem Vorläufer eines gesamteuropäischen Gemeinwesens, wenn ein solches je entstehen sollte. Als Diplomatenkind nahm ich immer etwas von den Ländern auf, in denen mein Vater auf Posten war, am meisten wohl von England – unsere »Miss« hatte da durch ihre Erziehungskünste brav vorgearbeitet. Sehr hing ich an Wien, der Kaiserstadt, und später, seit meiner Studienzeit, auch an Prag; am allermeisten aber doch an Teplitz, wo meine Familie seit dem Dreißigjährigen Krieg beheimatet war. Wir liebten das Schloss, die Landschaft, die Wälder, das Erzgebirge, auch die Luft trotz des leichten Kohlendunstes. Nicht lange vor ihrem Tod, im Jahre 1954, war meine ältere Schwester, Elisalex de Baillet Latour, bei uns in Venedig; es war Sommer und sie saß am offenen Fenster, ein leichter Wind blies von den Fabriken in Mestre herüber, da sagte sie: »Wie köstlich, es riecht ja wie in Teplitz!«

Kein Wunder, dass wir von der Stadt so viel erfahren wollten, wie nur möglich war. Sicher gab es in Böhmen viele größere und schönere, auch in schönerer Lage befindliche Schlösser, aber irgendwie hatte Teplitz einen besonderen Charme, den auch unsere Gäste aus nahen und fernen Ländern spürten. Wir ha