: Philipp Oswalt
: Bauen am nationalen Haus Architektur als Identitätspolitik
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203800
: 1
: CHF 14.90
:
: Architektur
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten gilt als Engagement für historisches Bewusstsein, architektonische Schönheit und ­Reparatur von Stadtraum. Doch die vermeintlich unpolitischen Fassaden zielen auf eine Änderung ­unseres ­Geschichts- und Gesellschaftsverständnisses: Populistisch werden Zeiten vor 1918 idealisiert, Brüche negiert. Und immer wieder sind Rechts­radikale beteiligt, als Initiatoren oder Groß­spender. Philipp Oswalt erforscht die Hintergründe der ­Debatte und präsentiert Fallbeispiele: Garnisonkirche Potsdam, neue Altstadt oder Paulskirche in Frankfurt, Berliner Schlosskuppel oder Dessauer Meisterhäuser.

Philipp Oswalt, geboren 1964 in Frankfurt am Main, lebt als Architekt und Publizist in Berlin. Er war unter anderem Leiter des Projektes »Schrumpfende Städte« der Kulturstiftung des Bundes (2002-2008) und Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau (2009-2014). Seit 2006 lehrt er als Professor für Architekturtheorie und Entwurf an der Uni Kassel. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zur zeitgenössischen Architektur und Stadtentwicklung.

Vorwort


von Max Czollek

In Folge des verlorenen Zweiten Weltkriegs lag Deutschland in Trümmern. Ob aus Überzeugung oder Baustoffmangel, man entschied sich vielfach, die Spuren der eigenen Gewaltgeschichte auch architektonisch zu bewahren. Die Wiederherstellung und Neugestaltung der Frankfurter Paulskirche etwa unter dem leitenden Architekten Rudolf Schwarz 1946–1948 nahm die Gleichzeitigkeit von demokratischem Aufbruch der Nationalversammlung 1848 und der Kriegszerstörung 1944 in das bauliche Konzept mit auf. Und auch die von Egon Eiermann gestaltete und 1963 eingerichtete Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Berliner Zoologischen Garten lässt bis heute die Verwüstung durch den Krieg in der Turmruine samt abgebrochener Spitze sichtbar werden. Auch in der DDR lag der Fokus nicht auf einer historischen Rekonstruktion, nicht zuletzt, weil man auch symbolisch die alte Ordnung überwinden wollte, die Deutschland in zwei Weltkriege hineingezogen hatte. Und da man in der preußischen Monarchie eine Ursache für Militarismus und Untertanengeist sah, trug man die alten und allzu sichtbaren Insignien königlicher Macht ab.

Das bekannteste Beispiel für diesen Umgang der DDR-Führung mit der preußischen Geschichte war das im Krieg zerstörte Berliner Stadtschloss, welches 1950–1951 gesprengt und an dessen Stelle 25 Jahre später der Palast der Republik errichtet wurde, wo er bis 2008 stand. Es ist bezeichnend, dass die vereinigte Bundesr