Vorwort
von Max Czollek
In Folge des verlorenen Zweiten Weltkriegs lag Deutschland in Trümmern. Ob aus Überzeugung oder Baustoffmangel, man entschied sich vielfach, die Spuren der eigenen Gewaltgeschichte auch architektonisch zu bewahren. Die Wiederherstellung und Neugestaltung der Frankfurter Paulskirche etwa unter dem leitenden Architekten Rudolf Schwarz 1946–1948 nahm die Gleichzeitigkeit von demokratischem Aufbruch der Nationalversammlung 1848 und der Kriegszerstörung 1944 in das bauliche Konzept mit auf. Und auch die von Egon Eiermann gestaltete und 1963 eingerichtete Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Berliner Zoologischen Garten lässt bis heute die Verwüstung durch den Krieg in der Turmruine samt abgebrochener Spitze sichtbar werden. Auch in der DDR lag der Fokus nicht auf einer historischen Rekonstruktion, nicht zuletzt, weil man auch symbolisch die alte Ordnung überwinden wollte, die Deutschland in zwei Weltkriege hineingezogen hatte. Und da man in der preußischen Monarchie eine Ursache für Militarismus und Untertanengeist sah, trug man die alten und allzu sichtbaren Insignien königlicher Macht ab.
Das bekannteste Beispiel für diesen Umgang der DDR-Führung mit der preußischen Geschichte war das im Krieg zerstörte Berliner Stadtschloss, welches 1950–1951 gesprengt und an dessen Stelle 25 Jahre später der Palast der Republik errichtet wurde, wo er bis 2008 stand. Es ist bezeichnend, dass die vereinigte Bundesr