: Siri Pettersen
: Vardari - Silberkehle (Bd. 2)
: Arctis Verlag
: 9783038801504
: Vardari
: 1
: CHF 16.20
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die lang ersehnte Fortsetzung von 'Vardari' von 'Rabenringe'-Autorin Siri Pettersen! Juva ist für ihr Leben gezeichnet - von Gríf, dem Teufel selbst. Nach seiner Flucht aus Náklav sollten die Vardari sterben und die Stadt endlich von der Wolfskrankheit befreit sein, doch Juvas Plan ist gescheitert: Die Seuche breitet sich immer weiter aus. Gefangen zwischen einem untätigen Stadtrat und dem verzweifelten Kampf der Ewigwährenden um die letzten Tropfen Blut muss Juva sich mit einem fanatischen Priester verbünden, um Náklav vor einem Krieg zu bewahren. Doch bald ahnt sie, dass sie den falschen Personen vertraut hat - und dass die von Gríf hinterlassene Narbe tiefer ist, als sie jemals geglaubt hätte ...

Siri Pettersen, geboren 1971, wurde 2013 mit dem Erscheinen des ersten Bands der RABENRINGE-Trilogie schlagartig bekannt. Sie eroberte auch mit den beiden Folgebänden die Bestsellerlisten und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die gelernte Designerin lebt heute in Oslo.

Im Keller


Juva zog am Hebel und hörte, wie die Armbrust mit beruhigendem Klicken aufklappte. Sie drückte den Kolben an die Brust, bereit zu reagieren. Lauschte.

Das Totenhorn ließ seine düstere Warnung über Náklav erschallen, und direkt hinter ihr kamen die Männer wieder zu Atem, aber ansonsten war es beunruhigend still auf der Straße. Kein Weinen, keine entsetzten Schaulustigen, keine Rufe aus den Fenstern. Nicht einmal Betrunkene auf dem Heimweg durch die dunkle Sommernacht.

Die prächtigen Steinhäuser drängten sich dicht an dicht um die Spitze der Königskuppe, so hoch hinauf, wie es möglich war, ohne die Náklaborg zu stören. Nichts deutete darauf hin, dass diese wohlhabende Gegend jemals von Wolfskranken belästigt worden war.

Sie fühlte, wie Skarr mit seinem gelben, furchtlosen Wolfsblick zu ihr aufsah, aber sie spürte keine Bedrohung, nur die Gewissheit, dass etwas kommen würde. Die Herzschläge pochten ihre ewige Warnung:Warte nur … warte nur … warte nur …

Juva beugte sich zu Nolan. »Sind wir hier richtig?«

Nolan kramte den allzu einfachen Stadtplan hervor. »Obere Königskuppe9. Der Läufer kam direkt vom Wachhäuschen, bei der ersten Warnung. Sie machen sich selten vor der dritten auf den Weg.«

Sie betrachtete das Haus, das sich vor ihnen erstreckte. Ein altes Prachtgebäude, geschützt hinter einer Mauer mit Torbogen. Dort gab es sogar einen Innenhof. Sie schnappte sich die Karte von Nolan und drehte sie in der Hand. Name und Ort waren im Wachhaus eilig hingekritzelt worden.

»Girding?«

Nolan sah sie an, als hätte sie ihren eigenen Namen vergessen. »Gisting. Hjarn Gisting. Reichsratsherr, Juva.«

»Auch das noch«, murmelte Lok.

Juva spähte durch das Tor hinein. Wenn der Reichsratsherr die Wolfsseuche im Haus hatte, ging das ungewöhnlich leise vor sich.

»Falscher Alarm?«, fragte sie, hielt es jedoch für unwahrscheinlich. Fehlalarme waren selten.

Hanuk stieß sein heiseres Lachen aus, bei dem sie immer an eine Elster denken musste. »Vielleicht haben sie den Kranken bestochen, damit er woanders hingeht?«

Lok stimmte prustend ein. »Oder sie haben ihm einen Sitz im Reichsrat gegeben. Den Unterschied würde sowieso keiner merken.«

Juva warf ihm einen schnellen Blick zu. Lok war immer bereit, Tritte gegen die Obrigkeit auszuteilen, gegen Geld und Macht, aber nichts davon konnte die Wolfsseuche aufhalten. Sie spürte eine wachsende Unruhe.

»Oder sie sind alle tot«, sagte sie.

Die Stimmung wurde wieder ernst, wie bei einer Stürzung. Nolan blickte zurück. »Wo zur Gaula bleiben die?«

Lok rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen. »Ich verstehe nicht, wieso Motte nicht bei uns oder Broddmar einzieht, das würde alles einfacher machen.«

»Das liegt an seiner Schwester«, antwortete Nolan. »Sie hält uns für Teufelsanbeter.«

»Uns?« Juva sah ihn an. »War sie nicht mit diesem Trottel zusammen, der im Mittwinter mit uns in Svartland war? Der Blutschmuggler, der sich eine Flasche ums Bein gebunden hatte?«

Nolan grinste höhnisch und zeichnete sich einen Jólsring auf die Brust. »Sie ist wiedergebore