: Samuel W. Gailey
: Die Schuld Kriminalroman
: Polar Verlag
: 9783948392970
: 1
: CHF 19.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 312
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit dem tragischen Unfall, der ihre Kindheit brutal beendete, wird Alice O'Farrell von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Im Jahr 2005 musste sie auf ihren vierjährigen Bruder Jason im Haus ihrer Eltern aufpassen. Er bemalte ihr Schlafzimmer mit Fingernagellack und sie schrie ihn an, sodass er sich verzog. Während sie die Spuren zu beseitigen versuchte, machte er sich auf den Weg in den Keller und schafft es, sich im Trockner einzuschließen, wo er starb. Von Schuldgefühlen geplagt, rannte Alice von zu Hause weg. Sie lebte auf der Straße unterm Radar, ertränkte ihre Schuld in Alkohol und zog häufig weiter, um nicht gefunden zu werden. Sechs Jahre später ist sie Alkoholikerin und arbeitet als Barkeeperin in einem heruntergekommenen Striplokal in Harrisburg. Als sie nach einer betrunkenen Nacht neben der Leiche ihres Chefs aufwacht, findet sie eine Tasche mit Drogen und 91.000 Dollar in bar. Das Geld könnte einen Ausweg sein. Es folgt eine gnadenlose Hetzjagd, angeführt von Sinclair, einem mächtigen Drogenhändler, der unerbittlich und brutal ist. Doch Alice klammert sich an die Hoffnung, dass sie ihr Leben ändern kann. Dass die Dinge besser werden. Dass sie sich eines Tages mit ihren Eltern versöhnen und sie ihr vergeben werden.

Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher's Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien der menschlichen Schicksale.

Kapitel 4


Alice spürte die Gegenwart des Mannes, bevor sie ihn sah. Neben ihr. Unter Decken und Laken, die nach Schweiß und Schlimmerem rochen. Sie warf einen Blick über die Schulter, bemerkte die wirren schwarzen Haare, die unter dem Bettzeug hervorlugten.

Während sie darüber nachdachte, was in der vorhergehenden Nacht passiert war, sah sie zur Zimmerdecke. Eine wasserfleckige hellblaue Zimmerdecke. Und nicht ihre.

Von der Decke hing eine einzelne Glühbirne an schlampig mit Klebeband zusammengeflickten Kabeln. Es war nicht die Lampe, auf die Alice normalerweise in dem heruntergekommenen Motel, in dem sie seit ein paar Monaten wohnte, starrte. Außerdem roch es hier anders. Es roch nicht muffig wie aus ihrem Heizlüfter, sondern nach billigem Rasierwasser und Spiegeleiern, und bei dem Gedanken an Spiegeleier zog sich ihr Magen brennend zusammen. So heftig, dass sie sich aufsetzte und nach etwas suchte, in das sie sich übergeben konnte.

Einen Moment lang drehte sich alles. Sie befand sich in einem winzigen Zimmer. Gerade genug Platz für das Wasserbett, auf dem sie in diesem Moment hin und her schaukelte, und das Schaukeln verstärkte den Schwindel und die Übelkeit noch.

Scheiße.

Gleich würde sie sich übergeben müssen. Garantiert. Am Fußende des Wasserbetts entdeckte sie eine halb volle Schüssel Popcorn, vor allem nicht aufgepoppte Körner, dazwischen ein paar buttergebräunte Stücke. Ganz unten lagen ein paar Zigarettenkippen. Die Schüssel musste reichen. Alice schüttete das Popcorn und die Kippen auf den Boden und übergab sich.

Himmel.

Jetzt roch es nach billigem Rasierwasser, Spiegeleiern und Kotze.

Sie blickte sich um, froh, dass es keinen Spi