: Marie Brunner
: Hat hier mal jemand einen Mussknacker? Warum du erst mal gar nichts musst
: GRÄFE UND UNZER
: 9783833893148
: Lebenshilfe Selbstcoaching
: 1
: CHF 13.20
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Immer diese Erwartungen! Blöderweise werden sie nicht nur von außen an uns Frauen herangetragen. Sie kommen auch aus dem Inneren. Wie frau sein, aussehen, sich benehmen sollte und natürlich auch: wie nicht! Anne ist gestresste Mittvierzigerin und hat die Schnauze voll von Sätzen, die mit 'Du solltest' beginnen. Mit ihrer feministischen 'Die-Männer-sind-schuld'-Freu din Simone und der in einer konventionellen Ehe lebenden 'Ich-halte-meinem-Mann-den-Rü ken-frei'-Maja diskutiert sie konfrontativ und humorvoll die großen Fragen des Frauseins. Marie Brunners ultimativ entlastendes Buch ruft den Leserinnen zu: Du bist nicht allein mit diesem Erwartungs-Mist. Die Lösung: Schnapp dir einen Mussknacker und mach aus den Zwängen Kleinholz!

Marie Brunner, geboren 1977 in Karlsruhe, arbeitet als Online-Redakteurin einer großen Tageszeitung in Köln. Mit der Anschaffung eines Hundes will sie warten, bis ihre beiden spätpubertären Kinder aus dem Haus sind. Die Abschaffung des Mannes ist momentan nicht geplant.

SANDKASTENSPIELE


ICH MUSS … SEXY AUSSEHEN

Wir sitzen auf einer Bank beim Buddelkasten. Das Wetter ist herrlich, trotzdem ist es eher ruhig hier. Normalerweise, so hat Maja uns erklärt, sind viel jüngere Kinder hier, und am Wochenende und in den Ferien würde Toni sich kategorisch weigern, hier vormittags herzukommen. »Mama, ich bin doch kein Baby mehr! Ich bin ein Schulkind!« Aber jetzt, wo die Kleinen zum Mittagsschlaf nach Hause gebracht wurden und einige von Tonis Freundinnen ebenfalls hier sind, genießt sie es, noch ein Kind zu sein. Es sind auch ein paar Jungs hier – unüberhörbar. Sie sind unter sich – hier herrscht konsequente Geschlechtertrennung. Fasziniert beobachten wir die Mädchen beim Spielen. Beziehungsweise eher beim Reden. Nach einer Weile sagte Maja: »Ist euch das auch schon mal aufgefallen, wie unterschiedlich Jungs und Mädchen spielen?« Ich merke, dass Simone sofort aufbegehrt gegen »geschlechtsspezifische Zuschreibungen und Stereotype«, wie sie vermutlich sagen würde, aber ich lege ihr die Hand auf den Unterarm und bringe sie so dazu, sich erst mal zurückzuhalten. Ich will Maja vor der nächsten Verunsicherung schützen – außerdem interessiert mich ihre Beobachtung. »Jungs fangen sofort an zu spielen. Laut und grob. Ein Ball oder ein paar Stöcke und los geht’s. Dagegen die Mädchen … schaut selbst. Die räumen seit zehn Minuten ihre Spielfläche auf und palavern darüber, was sie spielen wollen und wie die Regeln sind. Jede Wette: Wenn ich in einer Stunde zu Toni sage, dass wir jetzt nach Hause müssen, weil Lennart heimkommt, wird sie sagen. ›Och, schaade, Mami! Wir wolltengerade anfangen zu spielen!‹ Ist immer so.« Und tatsächlich: Die Mädchen sind eher mit einer Anleitung für Rollenspiele beschäftigt als mit echter »Action«. Sie reden eher, als zu spielen, und der Konjunktiv ist ihr wichtigstes Werkzeug. »Du wärst jetzt die gefangene Prinzessin und ich wäre der Prinz und dann käme ich und würde dich befreien.« Ich nicke verblüfft. »Ist mir noch nie aufgefallen. Ist das immer so, bei allen Mädchen?« Maja beugt sich vor, um an mir vorbei betont deutlich in Richtung Simone zu sagen: »Nein, natürlich ist es nicht beiallen Mädchen und Jungs so. Man darf ja nicht verallgemeinern.« Das kommt im Ton eine Spur zu patzig rüber, als dass man es einfach als zutreffende Klarstellung verstehen könnte. Ich frage Maja: »Sag mal, du fühlst dich doch irgendwie unwohl. Was ist los?« Statt zu antworten, lässt sie ihren Blick an Simones etwas speckigen Jeans und ihren ausgelatschten Gesundheitsschuhen entlanggleiten. »Ich hätte euch vorher sagen sollen, dass wir uns hier öffentlich präsentieren. Dann hättet ihr euch klamottenmäßig darauf einstellen können. Wäre fairer gewesen.« Ich bin wie vom Donner gerührt. Ich habe zwar die missbilligenden Blicke von der nächsten Bank registriert, mir aber keine Gedanken darüber gemacht. »Du meinst … wir beide fallen auf, weil wir uns nicht aufgebrezelt haben, und das fällt auf dich zurück?« Maja reagiert zuerst mit dem etwas kindlichen Trotz, den wir schon kennen von ihr. Meistens ist das die letzte Station, bevor sie den Blickwinkel ändert. »Ich sehe schön angezogene und gepflegte Menschen auch lieber an als Schluris. Wie manche Männer rumlaufen … und auch manche Frauen …« Dann schaut sie uns verzweifelt an und zuckt nur mit den Achseln. Simone hat Majas vorherigen Satz zuerst gar nicht auf sich bezogen, aber jetzt beginnt es in ihr zu brodeln. »Du schämst dich, mit uns gesehen zu werden, oder? Weil wir uns nicht geschminkt haben für den Spielplatz. Na, dann gehe ich wohl besser mal!«

Maja schreit fast. »Nein! Bitte nicht gehen, Simone! Ich finde diesen Druck doch selbs