Wenn wir über die spirituelle Dimension des Lebens sprechen, in der alles eins ist und in der die individuelle Identität der Seele auf ewig erhalten bleibt, so wird das einigen von Euch vertraut, vielen aber unverständlich vorkommen. Wie kann denn alles eins sein und zugleich individuell? Tja, da sind wir schon an den Grenzen des Vorstellbaren. Das wirft die Frage auf, ob denn alles, was wir erleben und erfahren, für uns vorstellbar, also erklärbar sein muss. Oder ist es vielmehr so, dass wir manchmal aus heiterem Himmel mit Eindrücken und Erlebnissen konfrontiert werden, die uns tief berühren und dennoch absolut unerklärlich sind? Bei uns war es zumindest so, jeweils auf einzigartige Weise. So, als würde uns etwas in bestimmten Momenten auf geheimnisvolle Weise unterstützen oder auch auf etwas hinweisen wollen. Solche Momente, deren Botschaft wir vielfach erst Jahre später erkannt haben, nennen wir heute „Schlüsselmomente“.
Wir sind sicher, dass jeder Mensch von Zeit zu Zeit solche Schlüsselmomente erlebt. Die Frage ist, ob er sie als solche erkennt. Doch auch wenn sie nicht gleich erkannt werden, begleiten sie uns unbewusst durch unser gesamtes Leben.
Bei uns war es so, dass wir immer mehr hierüber erfahren wollten, und letztlich führten sie uns zur Spiritualität. Einige unserer persönlichen Schlüsselmomente zeigten sich so:
Den ersten meiner Schlüsselmomente hatte ich im Alter von fünf Jahren. Ich schaute meinen Vater mit großen Augen an und erklärte ihm mit absoluter innerer Sicherheit: „Papa, wenn ich groß bin, dann habe ich einen Bauernhof!“ Mein Vater schaute mich mitleidig an und fragte: „Was willst du mit einem Bauernhof? Wir sind doch keine Bauern. Wir wissen doch gar nicht, wie man mit Tieren umgeht und sie versorgt.“ Das Gefühl des Entsetzens, mit dem ich meine Antwort gab, steigt mit dem Schreiben dieser Zeilen so in mir auf, als sei es gestern gewesen: „Papa! Nicht für Tiere! Ein Bauernhof für Menschen!“ Genau das sollte sich 50 Jahre später bewahrheiten. Heute habe ich einen Bauernhof für Menschen.
Als ich acht Jahre alt war, starb meine liebe Uroma. Das war meine erste Begegnung mit dem Tod. Bei ihrem Begräbnis standen unsere ganze Familie und viele weitere Menschen vor dem Grab. Als der Sarg hinabgelassen wurde, weinten sie. Völlig erstaunt fragte ich meine Mutter: „Mama, warum weinen die alle?“ Sie antwortete: „Sie sind traurig, weil die Uroma gerade begraben wird.“ Verwundert sagte ich ganz leise vor mich hin: „Wieso? Die steht doch hier.“ Tatsächlich stand meine Urgroßmutter links neben mir.
Als mein geliebter Opa starb, war ich vierzehn Jahre alt. Als Bergmann hatte er fast sein ganzes Leben lang unter Tage gearbeitet. Er erkrankte an Staublunge und wurde Frührentner. Die Krankheit belastete ihn viele Jahre. Er war überzeugter Atheist. Als er im Sterben lag, waren die engsten Familienmitglieder um ihn versammelt, so auch ich. Meine Oma hatte nach einem Priester gerufen, der kurz danach das Zimmer betrat. Als dieser ihm die letzte Ölung geben wollte, bäumte sich mein Opa auf und schrie förmlich: „Raus hier, ich glaube nicht an Gott! Lasst mich mit dem Scheiß in Ruhe!“
Das Atmen wurde ihm immer schwerer. Auf einmal entspannte er sich sichtlich und bekam ein Lächeln ins Gesicht. Er nannte Namen, die ich nicht kan