: Sven Lindqvist
: Rottet die Bestien aus! Eine Reise auf den Spuren des europäischen Völkermords
: Alexander Verlag Berlin
: 9783895816116
: 1
: CHF 23,00
:
: Geschichte
: German
: 266
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf einer Reise durch die Sahara setzt sich Sven Lind­qvist mit der Kolonialzeit auseinander. Dem Selbstbild Europas als »Wiege des Fortschritts« stellt er die brutale europäische Expansionspolitik entgegen, die im Namen einer vermeintlichen biologischen und intellektuellen Überlegenheit sowie eines ebenso fragwürdigen zivilisatorischen Auftrags den Weg frei gemacht hat für immer neue Gewalt­tätigkeiten. Als Beleg führt Lindqvist Zitate von Kriegsherren, Eroberern, Publizisten, Philosophen, Historikern, Sozial- und Naturwissenschaftlern an (u.?a. Winston Churchill, Herbert Spencer, Charles Darwin), die mit eigenen poetischen Notizen und Verweisen auf literarische Werke (v.?a. Joseph Conrad und H. G. Wells) verwebt werden. Das Buch wurde in 15 Sprachen übertragen und bildete eine der Grundlagen für den gleichnamigen vierteiligen Filmessay des Regisseurs Raoul Peck. Neue, autorisierte Übersetzung aus dem Schwe­dischen von Sandra Nalepka.

Sven Lindqvist (1932-2019) war ein schwedischer Schriftsteller und Literaturhistoriker und lehrte an der Universität Stockholm. Er bereiste u.?a. Lateinamerika, China und Afri­ka und verfasste mehr als 30 ­Bücher, meist dokumentarischer Art, in denen er sich mehrfach mit Themen wie Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus und Krieg auseinandersetzte. Sandra Nalepka, geb. 1970, wuchs zweisprachig ­schwedisch- deutsch auf. Sie lebt und arbeitet u.?a. als Übersetzerin in Wien, wo sie ein Psychologiestudium absolvierte. Raoul Peck, geb. 1953 in Port-au-Prince, Haiti, ist Filmregisseur und Drehbuchautor.

EIN VORPOSTEN DES FORTSCHRITTS


»exterminating all the niggers«

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Am 22. Juni 1897, demselben Jahr, in dem in Deutschland der Begriff »Lebensraum« geboren wurde, erreichte die britische Expansionspolitik ihren Höhepunkt.11 Das größte Imperium der Weltgeschichte feierte sich selbst in einem unvergleichlichen Überschwang.

Die Repräsentanten aller von den Briten unterdrückten Völker und Territorien – beinahe ein Viertel der Welt und ihrer Einwohner – versammelten sich in London, um Königin Victoria zum sechzigsten Jahrestag ihrer Thronbesteigung zu gratulieren.12

Zu jener Zeit existierte eine Zeitschrift mit dem NamenCosmopolis, die sich mit unübersetzten Beiträgen auf Deutsch, Französisch und Englisch an Gebildete in ganz Europa richtete.

Vor diesem qualifizierten europäischen Publikum wurde Victoria mit Darius, Alexander dem Großen und Augustus verglichen. Keiner dieser antiken Kaiser konnte eine Gebietserweiterung vorweisen, die mit jener unter Victorias Herrschaft vergleichbar gewesen wäre.

Ihr Imperium war um dreieinhalb Millionen Quadratmeilen und einhundertfünfzig Millionen Untergebene gewachsen. Es hatte China, das bis dahin mit vierhundert Millionen Einwohnern als das bevölker