Kapitel 2
Komm an meine Seite
Der Heilige Geist als Lehrer
„[Der Heilige Geist wird]euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Johannes 14,26
Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Marco? Flavio? Luigi? Es war auf jeden Fall ein italienischer Name, denn er war Italiener. Er hatte dieses ungezähmte südländische Aussehen: dunkles Haar, olivfarbene Haut und ein gewinnendes Lächeln. Er trug eine locker sitzende Hose, ein Seidenhemd und Lederschuhe. Ziemlich elegante Kleidung. Aber er war ja schließlich auch Italiener.
Er studierte Geschichte und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Stadtführungen in Rom. Als wir mit unserer Familie einmal die italienische Hauptstadt besuchten, hatte uns der Freund eines Freundes eines Freundes seinen Namen gegeben. Er erkundigte sich, was wir denn sehen wollten. Die Katakomben? Das Kolosseum? Die Statuen der Kaiser? Den Vatikan oder gar den Papst?
Natürlich wollten wir alles sehen. Aber die Sehenswürdigkeit, die ganz oben auf meiner Liste stand, meine absolute Nummer eins – dienumero uno –, war die Sixtinische Kapelle.
Seine Augen strahlten. Kennst du diese typisch italienische Geste – wenn man die Fingerspitzen zusammenlegt und sie küsst? Genau diese Geste machte er. „Die Sixtinische Kapelle. Ich bringe euch hin.“
Er kannte alles und jeden: den schnellsten Weg zum Vatikan, die kürzesten Verbindungen innerhalb des Vatikans, die Namen der Wachposten im Vatikan. Er redete ohne Punkt und Komma, immer nur über die Sixtinische Kapelle. Michelangelos Geschichte, das Gerüst und das Deckengemälde, das unsere Sicht abendländischer Kunst für immer verändert hat.
Er ging schnell und redete noch schneller. Als wir sie schließlich erreichten, fragte ich mich schon, ob die Kapelle den Erwartungen gerecht werden würde. Und das tat sie auch. Wir reckten die Hälse und schauten zur Decke hinauf. Nach einigen Augenblicken sah ich in seine Richtung. Er lächelte. Er war begeistert darüber, dass wir so begeistert waren. Er hatte diesen „Ich habe es euch doch gesagt“-Ausdruck im Gesicht. Einige Augenblicke lang sagte er gar nichts. Aber dann huschte er zu mir herüber und erläuterte mir im Flüsterton, wie es sich für diesen Ort gehörte, Einzelheiten, die ich ohne ihn niemals entdeckt hätte. Er führte mich in die Ecken, damit ich einen besseren Blick hatte. Er gebrauchte italienische Ausdrücke, aber er war so begeistert, dass ich ihn nicht bitten wollte, sie zu übersetzen.
Er veränderte meine Sicht der Kapelle. Bislang hatte ich sie nur aus der Ferne bewundert. Ich wusste sie aus einiger Entfernung zu schätzen. Aber an jenem Tag war ich hautnah vor Ort und ganz persönlich davon begeistert.
Wäre es nicht wunderbar, wenn jemand das, was dieser Italiener mit der Kapelle getan hat, auch mit der Geschichte von Jesus tun könnte?
Wenn wir nur einen Fachmann hätten, der uns das alles nahebringen könnte. Jemanden, der Jesus Christus so gut kennt wie mein Freund die Sixtinische Kapelle. Jemanden, der uns mit ihm vertraut machen und uns an alles erinnern könnte, was ihn betrifft. Jemanden, dessen Aufgab