: Tanya Stewner
: Liliane Susewind - Tiger küssen keine Löwen
: Fischer Sauerländer Verlag
: 9783733607722
: Liliane Susewind ab 8
: 1
: CHF 7.50
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Löwenstarker Liebeskummer Bei Lillis erstem Rundgang im Zoo fällt ihr sofort auf, dass mit dem stolzen Löwen Shankar etwas nicht stimmt. Zum Glück kann sie mit Tieren sprechen und findet schnell heraus: Er ist sehr unglücklich ... unglücklich verliebt! In die Tigerin Samira, die schon bald an einen anderen Zoo verkauft werden soll. Wie kann Lilli nur helfen? In letzter Minute hat ihr Freund Jesahja eine waghalsige Idee. Heimlich treffen sich die beiden nachts im Zoo und lassen die Raubtiere frei ... Der zweite Band der beliebten Bestsellerreihe - und ein neuer kniffliger Fall für Tier-Dolmetscherin Liliane Susewind. - Jeder Band ein abgeschlossenes Abenteuer - Bei Antolin gelistet - www.liliane-susewind.de - Mit zauberhaften Bildern von Eva Schöffmann-Davidov

Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein.

Der erste Arbeitstag


Lilli schlug das Herz bis zum Hals. Sie stand vor dem großen Eingangstor des Zoos und drehte angespannt eine ihrer rostroten Locken um den Zeigefinger. Heute war ihr erster Arbeitstag im Zoo. Seit Wochen hatte sie sich auf diesen Tag gefreut, aber nun war sie so nervös, dass sie am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte.

»Sollen wir dich hineinbegleiten?«, fragte Lillis Vater, der neben ihr stand und ein wenig besorgt aussah. »Oma und ich könnten dich bis zum Büro der Zoodirektorin bringen.«

Lillis Oma lächelte aufmunternd. »Am ersten Tag in einem neuen Job ist man immer ein bisschen kribbelig. Komm, Lilli, wir gehen mit dir rein.«

»Nein, schon gut«, entgegnete Lilli und schüttelte den Kopf, so dass ihre wilden Locken hin und her wippten. Sie wollte nicht von ihrem Vater und ihrer Oma begleitet werden, als sei sie noch ein Baby. Das würde nur alle daran erinnern, wie jung sie noch war. »Ich pack das schon«, sagte sie und holte tief Luft.

Lillis Vater strahlte. »Richtig so! Eine Susewind lässt sich nicht unterkriegen!«

Lilli lächelte tapfer und ging in die Hocke, um sich von Bonsai, ihrem kleinen zotteligen Hund, zu verabschieden. »Ich gehe jetzt da rein und komme erst heute Abend wieder nach Hause«, erklärte sie dem weißen Winzling.

»Was? Wieso? Was willst du denn da drin?«, bellte Bonsai alarmiert und spitzte die Ohren. Aus dem Zoo drangen viele unterschiedliche Tierlaute – Bärengebrüll, Affengekreisch, Pelikangeschnatter. »Hörst du das?« Bonsai tippelte unruhig auf der Stelle. Da erklang plötzlich ein besonders lauter, spitzer Affenschrei. Bonsai zuckte zusammen. »Angriff! Aufruhr! Alarm!«, kläffte er aus Leibeskräften.

Lilli tätschelte ihm nachsichtig den Kopf. Bonsai wusste nicht, was die fremden Tierrufe zu bedeuten hatten, denn er war ein Hund und sprach ausschließlich Hundesprache. Lilli hingegen konnte genau verstehen, was sich die Affen zukreischten: »Hey, gib mir die Karotte!« – »Hol sie dir doch, Hohlkopf!«

Der Bär brüllte: »Schöner Tag heute!«, und die Pelikane stritten sich darum, wer die meisten Fische in den Schnabel bekam.

»Es ist in Ordnung, Bonsai«, beruhigte Lilli den Hund, der seit drei Jahren ihr treuer Begleiter war. »Du musst dir keine Sorgen machen.«

»Was sind das für Typen?«, bellte Bonsai jedoch aufgebracht in Richtung der schläfrig dreinschauenden Papageien, deren Gehege gleich hinter dem Zooeingang lag. »Die sind mordsgefährlich!«

»Nein, sind sie nicht«, widersprach Lilli sanft. »Wirklich, Bonsai, du musst nicht mehr so laut bellen.«

Bonsai hielt inne und blickte Lilli forschend an. Dann wandte er sich seufzend einem interessant riechenden Baum zu.

»Bist du Lilli?«, fragte plötzlich eine freundliche Stimme. Neben ihnen stand ein junger Tierpfleger in einem grünen Overall.

»Ja«, erwiderte Lilli.

»Ich bin hier, um dich abzuholen. Mein Name ist Finn.« Der Pfleger schüttelte Lillis Hand und sagte zu Lillis Vater und ihrer Oma: »Ich bringe Lilli zu Frau Essig-Steinmeier, der Zoodirektorin.«

Jetzt wird es ernst!, schoss es Lilli durch den Kopf, und ihr Herz pochte wieder schneller. Rasch verabschiedete sie sich von ihrer Oma, Bonsai und ihrem Vater, der ihr nachrief: »Vergiss nicht, dein Butterbrot zu essen, Schatz!« Lilli war das peinlich. Finn sollte nicht denken, sie sei noch ein Kleinkind.

Sie folgte dem jungen Pfleger in den Zoo. Finn hatte blaue Augen