DIETÜCKEN DES SMALL TALKS
MUSS ICH FÜR “UNS” ALLE SPRECHEN?
Berlin, 17.10.2019
Es ist Abend und ich bin mit einer Freundin zum Essen verabredet. Die Freundin hat angekündigt, dass sie wiederum eine Freundin mitbringen wird, die ich noch nicht kenne. Eine Frau betritt das Restaurant und geht zaghaft wie auf Scherben, während sie sich umsieht. Ich vermute aufgrund ihres suchenden Blicks, dass es sich um die unbekannte Dritte handelt. Sie wird offensichtlich von einem ähnlichen Gedanken gestupst, denn sie sieht mich an und kommt in meine Richtung.
„Henri?“
„Das stimmt. Hallo. Freut mich“, sage ich.
„Hallo, mich auch. Wir sind ein bisschen früh dran, oder?“
„Ach, nur ein bisschen. Johanna kommt bestimmt gleich. Warten wir noch mit den Getränken?“
Sie scheint nett, offen und erweckt nicht den Eindruck, als hätte sie Bösartigkeiten im Sinn.
„Na klar, lass uns noch warten. Was machst du so? Musik, oder?“
„Natürlich. Alle in Berlin machen doch Musik, dachte ich.“
Sie lacht.
„Stimmt. Hatte ich vergessen. Momentan auch?“
„Ich versuche, mein Album aufzunehmen. Es ist ein bisschen kompliziert. Es gab einiges an Veränderungen, und ich bin noch dabei, mich ein bisschen zu orientieren und zu ordnen.“
„Ah, in Ordnung. Was meinst du mit Veränderungen?“
Das Tänzchen beginnt. Jetzt könnte ich einfach selbstbewusst sagen, was los ist. In den Raum schmeißen: Ich bin trans, mit der Transition hat sich meine Stimme verändert. Ich hatte mal eine Band, die es nicht mehr gibt, was nichts damit zu tun hat, dass ich trans bin. Aber trotzdem. Jetzt suche ich nach meinem Sound, mir und was ich der Welt eigentlich so von mir mitteilen will. Ob ich das überhaupt möchte oder eigentlich lieber als Keyboardtaste bei Daft Punk anfangen würde. Also ... trans. Das ist die große Veränderung, die es gab. Was wollen wir trinken?
Stattdessen druckse ich herum, zerbeiße die Wörter und meine dann: „Hm, na, wegen trans und so.“
Souverän.
„Ach, krass, okay. Wow, hätte ich nicht gemerkt. Du siehst wirklich aus wie ein Mann“, stellt sie begeistert fest.
„Joa, öhm, ich bin