: Henri Maximilian Jakobs, Christina Wolf
: All die brennenden Fragen Ein Gespräch über trans Erfahrungen
: Luna Ventures GmbH
: 9783949315497
: 1
: CHF 10.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 120
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'All die brennenden Fragen' ist ein Buch über trans Realitäten. Offen, sachlich, verletzlich und klar spricht Henri Maximilian Jakobs mit Christina Wolf darüber, was es bedeutet, trans zu sein, und gibt Antworten auf all die brennenden Fragen rund um das Thema. Dabei erzählt Henri persönliche Anekdoten aus seinem Leben und seiner Transition und gibt Einblick in die Gefühlswelt von trans Menschen. Henri spricht über den kafkaesken Spießrutenlauf, den trans Menschen bewältigen müssen, um ihre Identität rechtlich und medizinisch angleichen zu können und lässt auch andere trans und nichtbinäre Menschen zu Wort kommen. 'All die brennenden Fragen' ist ein Gespräch unter besten Freund*innen, bei dem die Leser*innen mit am Tisch sitzen: authentisch, eindringlich und kurzweilig.

Henri Maximilian Jakobs ist Musiker, Schauspieler und Autor. Er ist in München geboren und aufgewachsen und studierte dort E-Bass am Richard-Strauss- Konservatorium sowie Musikjournalismus an der Hochschule für Musik und Theater. Henri singt und spielt sowohl in seiner eigenen Band TUBBE (Audiolith Records) Bass, als auch bei The Toten Crackhuren im Kofferraum und FINNA. Mit TUBBE veröffentlichte er zwei Alben und tourte durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich. 2021 folgte dann das Release seiner ersten Solo-EP 'Bizeps Bizeps'. 2018 bis 2019 war Henri Protagonist des Podcasts 'Transformer', in dem Christina Wolf als Autorin seine Transition begleitete. Neben seinem Schaffen als Musiker arbeitet Henri auch als Schauspieler und Synchronsprecher: So ist er aktuell an der Schaubühne Berlin als Schauspieler und Bassist im Stück 'Das Leben des Vernon Subutex' unter der Regie von Thomas Ostermeier zu sehen. Als Synchronsprecher vertonte Henri in der Netflixproduktion 'Ridley Jones' die Rolle des Dante. Henri lebt in Berlin und hätte gerne einen freundlichen Hund.

DIETÜCKEN DES SMALL TALKS


MUSS ICH FÜR “UNS” ALLE SPRECHEN?

Berlin, 17.10.2019

Es ist Abend und ich bin mit einer Freundin zum Essen verabredet. Die Freundin hat angekündigt, dass sie wiederum eine Freundin mitbringen wird, die ich noch nicht kenne. Eine Frau betritt das Restaurant und geht zaghaft wie auf Scherben, während sie sich umsieht. Ich vermute aufgrund ihres suchenden Blicks, dass es sich um die unbekannte Dritte handelt. Sie wird offensichtlich von einem ähnlichen Gedanken gestupst, denn sie sieht mich an und kommt in meine Richtung.

„Henri?“

„Das stimmt. Hallo. Freut mich“, sage ich.

„Hallo, mich auch. Wir sind ein bisschen früh dran, oder?“

„Ach, nur ein bisschen. Johanna kommt bestimmt gleich. Warten wir noch mit den Getränken?“

Sie scheint nett, offen und erweckt nicht den Eindruck, als hätte sie Bösartigkeiten im Sinn.

„Na klar, lass uns noch warten. Was machst du so? Musik, oder?“

„Natürlich. Alle in Berlin machen doch Musik, dachte ich.“

Sie lacht.

„Stimmt. Hatte ich vergessen. Momentan auch?“

„Ich versuche, mein Album aufzunehmen. Es ist ein bisschen kompliziert. Es gab einiges an Veränderungen, und ich bin noch dabei, mich ein bisschen zu orientieren und zu ordnen.“

„Ah, in Ordnung. Was meinst du mit Veränderungen?“

Das Tänzchen beginnt. Jetzt könnte ich einfach selbstbewusst sagen, was los ist. In den Raum schmeißen: Ich bin trans, mit der Transition hat sich meine Stimme verändert. Ich hatte mal eine Band, die es nicht mehr gibt, was nichts damit zu tun hat, dass ich trans bin. Aber trotzdem. Jetzt suche ich nach meinem Sound, mir und was ich der Welt eigentlich so von mir mitteilen will. Ob ich das überhaupt möchte oder eigentlich lieber als Keyboardtaste bei Daft Punk anfangen würde. Also ... trans. Das ist die große Veränderung, die es gab. Was wollen wir trinken?

Stattdessen druckse ich herum, zerbeiße die Wörter und meine dann: „Hm, na, wegen trans und so.“

Souverän.

„Ach, krass, okay. Wow, hätte ich nicht gemerkt. Du siehst wirklich aus wie ein Mann“, stellt sie begeistert fest.

„Joa, öhm, ich bin