EINS
„Ben, Schatz, geht es dir gut?“
Mom räumt meinen Teller ab, auf dem der größte Teil meines Abendessens immer noch unberührt liegt. Ich habe gerade mal ein oder zwei Bissen davon gegessen, die mir aber wie Steine in den Magen geplumpst sind, sodass das bisschen Appetit, das ich hatte, sofort verschwunden war.
„Ja, mir geht’s gut“, erzähle ich ihr. Es ist einfacher, ihr nur das zu sagen. Immer noch besser, als dass sie das Fieberthermometer oder irgendwelche Medikamente aus dem Schrank holt. „Hab bloß viel im Kopf.“
Das ist nichtkomplett gelogen, nicht wirklich.
„Die Schule?“, fragt Dad.
Ich nicke.
„Du fällst aber nicht hinter den anderen zurück, oder?“
„Nein, es ist nur viel los.“ Und wieder nicht komplett gelogen. Wenn ich nur ein paar Details für mich behalte, ist es dann überhaupt eine Lüge?
„Also“, sagt Mom, „Hauptsache deine Noten bleiben gut. Wann bekommt ihr eure Zeugnisse?“
„Nächste Woche.“ Ich werde nur Einsen haben, außer in Englisch, womit ich mir vermutlich einWir sind nicht sauer, nur enttäuscht einfangen werde.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht? Diese Wetterumschwünge machen dir doch immer zu schaffen.“ Mom kommt zu mir und streicht mir die Haare aus der Stirn. „Du fühlst dich tatsächlich etwas warm an.“
„Mir geht es gut.“ Ich schüttele ihre Hand ab. „Ich bin nur müde, wirklich.“
Und ich glaube, das reicht ihr als Erklärung, denn sie schenkt mir dieses kleine Lächeln.
„Na gut.“ Sie behält mich weiter im Blick, während sie weggeht. „Wir sollten dir einen Termin beim Friseur machen, im Nacken sind deine Haare schon wieder viel zu lang.“
„Okay.“ Ich trinke einen Schluck Wasser, um etwas zu tun zu haben. „Habe ich euch erzählt, dass Gabby Daniels als Vorsitzende des Kunstclubs zurücktreten musste?“
„Nein. Ist etwas passiert?“, fragt Mom.
„Ich denke, es wurde ihr einfach zu viel, sie ist in so ziemlich jeder Gruppe, die es an der Schule gibt. Aber das bedeutet, dass ich jetzt diese Aufgabe übernehme!“
„Ach, mein Schatz, das ist ja toll!“, sagt Mom, während sie die Teller abspült, bevor