: Franc Prosenjak
: Die schlafende Agentin Aus dem Leben einer Ordensfrau
: mainbook Verlag
: 9783948987978
: 1
: CHF 7.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als junger Priester macht Franc Prosenjak ein Aufbaustudium. In der vorlesungsfreien Zeit bot sich ihm die Gelegenheit, in einem Frauenkloster in der Schweiz als Geistlicher auszuhelfen. Dort lernte er Schwester Dorothea kennen, die ihm ihre Lebensgeschichte erzählte. Sie berührte ihn so sehr, dass er im Nachhinein das Bedürfnis verspürte, sie in literarischer Form festzuhalten. Es ist die Geschichte einer Frau, deren Schicksal sie unverhofft ins Kloster führte. Franc Prosenjak schreibt auf anrührende und spannende Art und Weise von einer Liebe, die nicht sein sollte und einer Frau, die zuletzt doch noch einen Sinn an dem Ort fand, an dem sie eigentlich nicht sein wollte. Nur so viel sei gesagt: Die Aufgabe der jungen Schwester Dorothea sollte sich nicht auf das beschauliche Leben des Klosters beschränken, sondern brachte sie in Berührung mit der aufregenden Welt der Justiz und einem Menschen aus einem fernen Land, den sie vor einem furchtbaren Schicksal bewahren sollte.

Franc Prosenjak: Zwei saftige Ohrfeigen meines Lehrers und die Androhung weiterer Prügel änderten in der vierten Klasse meine Einstellung zum Lernen. Unter dem Einfluss des gewalttätigen Pädagogen entdeckte ich, dass mein Hirn nicht nur dazu da war, das große Loch in meinem Kopf zu füllen. Die erste brauchbare Erkenntnis meines Lebens. In der Folgezeit mauserte ich mich vom Faulenzer zum abscheulichen Streber. Um meiner angeborenen Armut zu entkommen, floh ich nach dem Schulabschluss von zu Hause. Eine zufällige Begegnung mit einem Priester brachte mich ins Grübeln. Ich begann das Studium der Theologie und wurde Priester, obwohl Gottvertrauen nicht gerade meine Stärke war. Genauso wie die Auslegung des Zölibats. Auf einer Skipiste in Tirol wurde die Slalomfahrt meines Lebens von einer Skilehrerin durchkreuzt. Wir heirateten und bekamen Kinder. Von der katholischen Kirche gefeuert, trat ich in den Dienst der evangelischen Kirche ein. Veröffentlichungen bei mainbook: 'Lockrufe' (Roman, 2013) und 'Geschichten für Marlene' (Roman, 2019)

2. Kapitel


Charly in Gefahr und die Geburt im Schutzbunker


Die beiden Besucher kamen unerwartet.

Den Mann mit der braunen Lederjacke kannte Friederike nicht. Der andere, der eine Strickweste trug, war ein Mitarbeiter von Karl aus der Panzerfabrik.

Wir sind Freunde Ihres Gemahls, sagte die Lederjacke. Sie sind in guter Hoffnung, was nicht zu übersehen ist. Hoffentlich ist Ihr Befinden noch erträglich?

Friederike lächelte verlegen und schaute den anderen, den sie kannte, fragend an.

Der Bekannte räusperte sich, wie einer, dem es ziemlich peinlich ist.

Wir sind mit Ihrem Gatten in derselben Partei. Wir lassen niemanden allein, besonders in dieser schwierigen Lage nicht. Wenn Probleme auftreten, sind wir zur Stelle. Wo wir helfen können, tun wir es gerne.

Wo ist eigentlich ihr Charly?, fragte der andere.

Sie kennen unseren Sohn? Was ist mit ihm?, erschrak sie.

Ihr Mann erzählt gelegentlich von ihm. Und gesehen haben wir ihn auch schon auf dem Schulhof.

Das hörte sich für Friederike an, als ob ihr Bub von diesen Typen bereits beobachtet worden war.

Warum fragen Sie nach unserem Kind? Friederikes Atem geriet ins Stocken, ein erstes Anzeichen für einen baldigen Asthmaanfall. Sie öffnete das Fenster und ließ sich auf der Bank nieder.

Nun ja, sagte der mit der Lederjacke, der Bub scheint nicht ganz gesund zu sein. Er brach neulich beim Sportunterricht zusammen. Ein epileptischer Anfall wäre es gewesen, meinte die Lehrerin.

Friederike spürte, wie ihre Luftwege sich verengten. Jetzt griff sie nach der Spraydose, hielt sie an den offenen Mund und drückte di