Nächtlicher Schock
Wenn Erich Rottmann ein luftiges kariertes Funktionshemd auswählte, täglich seine durchgeschwitzte Feinrippunterhose wechselte und anstatt seiner geliebten Breitcordhose eine aus leichtem Stoff bestehende Kniebundversion trug, musste man das als eindeutiges Zeichen dafür werten, dass die Klimaveränderung mit Saharatemperaturen in Unterfranken angekommen war. Seine Haferlschuhe ersetzte er durch Sandalen ohne Socken und auch auf seine geliebte Lodenjoppe verzichtete er schweren Herzens, aber nur bei Höchsttemperaturen. Zum Glück besaß die Hose eine Beintasche, in der er seine Bruyère nebst Tabak und Pfeifenstopfer unterbringen konnte.
Kurz nach Mitternacht schleppte sich der Schoppenfetzer mit seinem Mischlingsrüden Öchsle und Schöpple, Elviras Welpen, durch den düsteren Ringpark. Vor einer Viertelstunde hatte sich der Stammtisch für heute aufgelöst. Ein deutliches Zeichen für die hitzebedingte Beeinträchtigung der Schoppenbrüder war die Tatsache, dass alle etwas verschämt zum Schoppen eine Flasche Wasser bestellten. Der Flüssigkeitshaushalt konnte mit Wein allein einfach nicht mehr reguliert werden!
Elvira Stark hatte Rottmann gebeten, heute auf Schöpple aufzupassen, weil sie am Abend ein Treffen mit einem Dr. Grassmüller hatte. Der Mann war Rottmann gänzlich unbekannt, schien aber in der Stadt ein soziales Projekt zu betreiben, für das sich Elvira in ihrem Rentnerdasein gerne engagieren wollte.
Bei dieser Besprechung hätte der junge, lebhafte Schöpple doch etwas gestört. Rottmann nahm ihn gerne in seine Obhut, da ihn der kleine Welpe mit seinem fröhlichen Wesen sehr an Öchsle in seinen jungen Jahren erinnerte. Kein Wunder, schließlich war Öchsle sein Erzeuger. In Gedanken versunken ging Rottmann durch den nächtlichen Park, während Vater und Sohn Hund durch die Büsche streiften. Wegen ihres dunklen Fells ware