Dieses Kapitel gibt in Form von Leitlinien Empfehlungen für die Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit einer chronischen körperlichen Erkrankung. Eine Übersicht über alle Leitlinien findet sich inTabelle 4. Es werden dabei Aspekte der Diagnostik, der Verlaufskontrolle und Qualitätssicherung, der Wahl des Behandlungssettings, der Gestaltung der Rahmenbedingungen der Therapie sowie unterschiedliche Aspekte der Therapiegestaltung aufgegriffen.
L1
Exploration bei Vorliegen einer chronischen körperlichen Krankheit
L1.1
Gestaltung des Erstkontaktes
L1.2
Exploration des Kindes/Jugendlichen und der Eltern/Bezugspersonen
L1.3
Exploration der allgemeinen Verhaltensentwicklung, der krankheitsspezifischen Entwicklung, des Krankheitskonzeptes und der Krankheitsanpassung
L1.4
Exploration von krankheitsbedingtem traumatischem Stress und anderer Traumata
L1.5
Exploration von krankheitsbedingten/-spezifischen Einschränkungen, Krankheitsmanagement sowie sozialrechtlichen Belangen
L1.6
Exploration von Ressourcen und der Lebensqualität
L1.7
Exploration der Erzieher:innen, Lehrkräfte und anderer wichtiger Bezugspersonen
L1.8
Exploration der mitbehandelnden Ärzt:innen
L2
Besonderheiten in der Diagnostik
L3
Integration der diagnostischen Befunde in die Bedingungsanalyse, die Definition von Behandlungszielen und die Therapieplanung
L4
Verlaufskontrolle und Qualitätssicherung
L5
Indikationen für die Wahl des Behandlungssettings (ambulant, teilstationär, stationär, Rehabilitation, multimodal)
L6
Therapie
L6.1
Besonderheiten in der Gestaltung der Rahmenbedingungen
L6.2
Besonderheiten in der Therapieplanung
L6.3
Besonderheiten in der Psychoedukation
L6.4
Allgemeine und spezifische Coping-Strategien
|50|L6.5
Compliance und Non-Compliance in der Psychotherapie
L6.6
Akzeptanz und Selbstwert
L6.7
Krankheitsbedingte Sonderrolle und Stigmatisierung
L6.8
Wut, Trauer und Abschied
L6.9
Besonderheiten bei der Transition in die Erwachsenenbehandlung
Dieses Kapitel gibt Empfehlungen zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Kindern und Jugendlichen mit einer chronischen körperlichen Krankheit in der Psychotherapie. Grundsätzlich basiert die spezifische Diagnostik bei Vorliegen einer chronischen körperlichen Krankheit auf dem aktuellen Forschungsstand (vgl.Kapitel 1) und folgt den allgemeinen Prinzipien der Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen (Döpfner& Petermann, 2012).
Manche Patient:innen kommen mit Verweis auf psychische Probleme im Zusammenhang mit dem Vorliegen einer chronischen körperlichen Erkrankung in die Praxis. Andere erwähnen das Vorliegen selbiger gar nicht von allein, sondern nur auf Nachfrage. Manche Patient:innen sind auch erstaunt, warum ihre chronische körperliche Erkrankung im Rahmen der Vorstellung in einer psychotherapeutischen bzw. psychiatrischen Praxis eine Rolle spielen sollte.
Daher sollte bereits im Erstkontakt die Frage nach dem Vorliegen einer chronischen körperlichen Erkrankung standardmäßig gestellt werden. Bestätigen die Bezugspersonen oder Patient:innen das Vorliegen, muss diesem Umstand besondere Beachtung geschenkt werden. Die Exploration des betroffenen Kindes sowie deren Bezugspersonen ist wichtigster Ausgangspunkt der Diagnostik und Grundlage für die Therapieplanung. Bereits die Vorbereitung des Erstkontaktes und Gestaltung erster Begegnungen sind maßgeblich für eine gelingende Exploration (vgl.Leitlinie L1).
Auch beim...