Einleitung
Was ist Existenz? Das Leben, unsere Existenz, unsere Identität – all dies ist das größte Geschenk von Gott an sich selbst. Dein Leben, deine Existenz und Identität – alles dreht sich nur um dich, und du drehst dich um die anderen und die Welt. So funktioniert der ewige Kreislauf der Existenz. Man wird geboren, macht Erfahrungen, setzt vielleicht Kinder in die Welt, welche wiederum dich und die anderen erfahren und eines Tages selbst neue Identitäten erschaffen – von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Liebe ist das Fundament, das alles zusammenhält, verbindet und trägt.
Es gibt kein »Ich« ohne »Dich«.
– Das große Mysterium –
Ich war sieben Jahre alt, ein Alter voller Unschuld und kindlicher Freuden, als ein tragisches Ereignis mein Leben veränderte. An jenem frostigen Wintertag war ich bei einem Freund zu Besuch. Wir spielten im Schnee, lachten und tobten, die Welt schien in Ordnung. Inmitten unseres ausgelassenen Spiels fand ich einen Moment der Stille, vertieft in die Betrachtung eines wunderschönen Eiszapfens. Es war, als ob die gesamte Schönheit des Winters sich in diesem einen, funkelnden Gebilde konzentrierte. Doch dieser Moment der kindlichen Verwunderung wurde jäh unterbrochen, als die Mutter meines Freundes herausstürzte, das Gesicht voller Panik. Ihre Stimme, zitternd vor Angst, riss mich aus meiner Betrachtung und ließ mich erstarren, so wie den Eiszapfen, den ich gerade noch bewundert hatte. Hastig brachte sie mich in mein Elternhaus zurück, wo mich eine schreckliche Nachricht erwartete: Mein Vater hatte einen schweren Autounfall erlitten.
Ein ganzes Jahr lang lag er im Koma, gefangen in einer Welt zwischen Leben und Tod, und kämpfte anschließend noch ein weiteres Jahr gegen die nebulösen Schatten seiner Amnesie.
Zwei lange Jahre später, als er endlich wieder nach Hause kam, war er nicht mehr derselbe. Seine warme, liebevolle Art hatte sich in eine unvorhersehbare Aggressivität und Gewalttätigkeit verwandelt, die in unserem Zuhause eine Atmosphäre der Angst schufen. Missverstehe mich nicht, ich liebe meinen Vater zutiefst. Er ist ebenfalls ein Teil von Gott und hat mir das Leben geschenkt.
Ich, noch ein junges Schulkind, übernahm die Rolle des Beschützers für meine drei jüngeren Geschwister und meine Mutter. Dafür zahlte ich einen hohen Preis: Ich wurde oft tagelang auf dem Dachboden eingesperrt, umgeben von nichts als Stille, Dunkelheit und der Gesellschaft von Mäusen und Spinnen. Diese Einsamkeit, fernab von der Welt unten, wurde meine Zuflucht vor meinem Vater und mein Gefängnis zugleich. In diesen langen Stunden, allein mit knurrendem Magen, begann ich, tiefe Fragen zu stellen: Warum tut Gott mir so etwas an? Ich habe doch nichts Schlimmes getan.
Ich erfuhr, was echter Hunger bedeutet, was es heißt, das Leben nicht leben zu dürfen, eingesperrt in einem Dachbodenkäfig. Aus diesen Schatten meiner Kindheit erwuchs eine Sehnsucht, die tief in meinem Herzen brannte: ein Hunger nach Wahrheit, nach Freiheit, nach einem Leben, das von Liebe, Freude, Glückseligkeit und Verständnis durchdrungen ist. Auf diesem staubigen Dachboden traf ich eine Entscheidung, die mein Leben für immer prägen sollte: Ich wollte dem Rätsel der menschlichen Psyche und den Geheimnissen des Bewusstseins tief auf den Grund gehen.
Getrieben von dieser Sehnsucht, begann ich eine Reise, die sich über mehr als drei Jahrzehnte erstrecken sollte. Mein Ziel war es, die Antworten auf die Fragen zu finden, die mich seit jenen einsamen Nächten auf dem Dachboden umtrieben, und die Geheimnisse eines erfüllten Lebens zu entschlüsseln.
Wer bin ich wirklich? Warum bin ich hier? Woher komme ich und wohin werde ich nach meinem Tod gehen? Ich habe mich oft gefragt, ob es einen Gott gibt, einen Schöpfer, der das ganze Universum erschaffen hat, und wenn ja: Warum kann ich ihn nicht sehen? Wer ist Gott? Wo ist Gott und wer hat ihn erschaffen? Ich fühlte mich wie in einem Zug, in dem jeder Mitreisende mir eine andere Geschichte erzählt und seine eigene Philosophie über das Leben hat. Aber wie sind wir in diesen Zug gelangt? Wohin fährt er? Warum sind wir seine Passagiere? Was soll diese ganze Zugreise überhaupt?
Diese und viele weitere Fragen konnte mir niemand so wirklich beantworten. Alle Theorien führten zu weiteren Fragen und so begann ich, mich viel intensiver mit dem Thema Bewusstsein zu beschäftigen. Ich las buchstäblich T