: Theresa Bell
: Sepia 1: Sepia und das Erwachen der Tintenmagie Spannendes Fantasy-Abenteuer in einer Welt voller Magie
: Thienemann Verlag GmbH
: 9783522611343
: Sepia
: 1
: CHF 11.60
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Ich könnte eine viel zu lange Liste mit Gründen nennen, weshalb du dieser Einladung folgen solltest. Aber ich möchte nur einen nennen: Flohall erwartet dich.« Dass in Flohall Tinte und Bücher wertvoller sind als Gold merkt die zwölfjährige Sepia schon bei ihrer Ankunft in der berühmten Hafenstadt mit ihrer duftenden Tinte und dem flüsternden Papier. Bei Silbersilbe, einem der drei großen Meister, soll sie das Handwerk des Buchdrucks lernen. Warum wurde gerade sie ausgewählt - ein tollpatschiges Waisenmädchen, das ständig Tintenflecken an den Fingern hat? Bald findet Sepia in Niki und Sanzio treue Freunde und erlebt ihr erstes Funkelfest. Doch es geschehen merkwürdige Dinge in Flohall. Tinte geht verloren, düstere Gestalten schleichen umher, und dann verschwinden die Meister. Sepia ahnt, dass das mit dem Tintenkrieg zu tun hat, und mit einem dunklen Alchemisten, den alle für längst besiegt gehalten haben. Auftakt einer Trilogie mit Suchtpotenzial

Theresa Bell wollte als Kind am liebsten Schauspielerin oder Piratin werden, studierte aber am Ende doch Japanologie und Germanistik. Sie liebt fantastische Geschichten, Kaffee und Zeichnen. Ihre Freizeit verbringt sie fast immer mit einem Stift in der Hand am Schreibtisch, irgendwo im Internet oder durch ihre Wahlheimat Hamburg streifend. Eva Schöffmann-Davidov, geboren 1973, hat schon als Kind alles gezeichnet, was ihr vor den Pinsel kam. Nach dem Abitur besuchte sie die Freie Kunstwerkstatt in München und studierte anschließend Gestaltung und Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Augsburg. Seit ihrem Diplom 1998 illustriert sie mit großem Erfolg vorwiegend Kinder- und Jugendbücher und unterrichtet als Dozentin für Zeichnen an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg.

PERLNACHT

Eismond 1, der erste Monat des neuen Jahres

Die klapprige Pferdekutsche passierte die Stadtgrenze von Flohall um Mitternacht, und dicke Nebelschwaden folgten ihr wie schüchterne Gespenster. Hoch oben am Himmel glänzte der Mond wie eine Silbermünze. Vorne auf der Kutsche saß ein grimmiger Mann und hinten ein Mädchen, das der Grund für seine schlechte Laune war.

Der kalte Wind riss an Sepias kurzem tiefschwarzem Haar, und sie zog sich ihren zerschlissenen Reiseumhang enger um die Schultern. Trotzig biss sie die Zähne zusammen und grub ihre Fingerspitzen in den Leinenbeutel, in dem alles steckte, was sie besaß: ein Wechselhemd, ein Paar dicke Stricksocken und der Brief.

Der Brief, der vor genau vier Wochen im Waisenhaus eingetroffen war. Ein schwarzer Umschlag aus festem, glattem Papier mit einem silbernen Wachssiegel darauf. Das Siegel zeigte ein Wappen: in der Mitte ein Buch, darüber der geschwungene BuchstabeS und darunter eine kleine Flamme. Auf der Rückseite stand nur ihr Name:Sepia. So war er von einem Boten im Waisenhaus in der Grauen Stadt abgegeben worden.

Allein das war schon mehr als seltsam. Jemand wusste, dass es sie gab und wie ihr Name war. Zumindest der Name, mit dem sie gerufen wurde, seit sie sich erinnern konnte. Den Text, der auf schwerem Büttenpapier gedruckt war, konnte sie mittlerweile im Schlaf aufsagen, so oft hatte sie ihn gelesen. Seinen Sinn begriff sie trotzdem nicht.

Sepia zog den mittlerweile völlig zerknitterten Brief hervor und faltete das Papier mit steifen Fingern auseinander. Worte in schwarzblauer Tinte schimmerten ihr entgegen, so klar und deutlich gedruckt wie die Inschrift auf einem Grabstein:

Flohall, Düstermond 1

An Sepia

Wenn du diesen Brief liest, bedeutet das, dass du bald zwölf Jahre alt bist und es dir erlaubt ist, das Graue Haus zu verlassen.

Aus diesem Grund möchte ich dich einladen, das überaus edle und ehrbare Handwerk der Buchdruckkunst zu erlernen. Die Druckerei Silbersilbe freut sich, dich als ihren neuen Lehrling willkommen zu heißen. Ohne falsche Bescheidenheit kann ich behaupten, dass ein Platz in meiner Werkstatt als großes Privileg angesehen wird, und ich könnte eine viel zu lange Liste mit Gründen nennen, weshalb du dieser Einladung folgen solltest.

Aber ich möchte nur einen nennen:

Flohall erwartet dich!

Hochachtungsvoll,

Aelius Atramento

Druckerei Silbersilbe

Sepia betrachtete den Brief. Seit einem Monat schwirr