: Alexander Schwarz
: Bertha Benz und die Straße der Träume Roman | Der erste Autofahrer war eine Frau
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426447383
: 1
: CHF 15.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine große Liebe, eine bahnbrechende Erfindung und eine Frau, die die Welt verändert Alexander Schwarz' historischer Roman »Bertha Benz und die Straße der Träume« ist die erste Roman-Biografie über die Frau, die dem Automobil zum Durchbruch verholfen hat. Mannheim, 1888: Bertha Benz hat genug! Sie liebt ihren Mann Carl, bewundert den brillanten Ingenieur und glaubt fest an seine Vision einer pferdelosen Kutsche. Schließlich verbringt sie selbst genug Zeit in der Werkstatt und lässt sich alle Motoren und Maschinen erklären, die Carl sich ausdenkt. Und sie hat sich ihre Mitgift und einen Teil ihres Erbes noch vor der Ehe auszahlen lassen, um die Werkstatt zu finanzieren - gegen den entschiedenen Willen ihrer Eltern. Doch nach einem Konkurs hatten Bertha und Carl lange Zeit ständig die Schuldner im Nacken und mussten mit ihren Kindern in bitterer Armut leben. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich endlich etwas ändert! Aber Carl mit seinem Perfektionismus zögert und zögert. Also beschließt Bertha, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen - im wahrsten Sinne des Wortes ... Atmosphärisch, gefühlvoll und hochspannend erzählt Alexander Schwarz in seinem biografischen Roman von einer starken Frau, die Geschichte geschrieben hat: mit einer Liebe, die sich gegen alle Widerstände behauptet, und dem Mut, zur richtigen Zeit etwas Großes zu wagen.

Alexander Schwarz (*1964), geboren in Stuttgart, arbeitete als Wörterbuchredakteur und Übersetzer, bevor er eine Literaturagentur gründete. Nach vielen Sachbüchern schreibt er nun mit immer größerer Begeisterung vor allem biografische Romane. Er wohnt in Island und den Niederlanden.

Teil I


Pforzheim

1863


Mai

1


Das darf ja wohl nicht wahr sein?! Steht das da wirklich? Bertha schaute noch einmal auf den handgeschriebenen Eintrag mit dem Datum3. Mai1849. Ihre gute Laune verzog sich schlagartig und machte einer vulkanartigen Wut Platz. Sie schaute noch einmal auf die Seite am Anfang der in hellbraunes Leder gebundenen, großformatigen Familienbibel. Eigentlich war sie nur auf der Suche nach einer dieser modernen und praktischen Hutnadeln, um ihren Florentinerhut am Kopf feststecken zu können. Ihre Mutter legte die Nadeln für gewöhnlich in die oberste Schublade der Kommode in der guten Stube, wo sie sie immer zur Hand hatte, wenn sie aus dem Haus gehen wollte. Zufällig sah Bertha das alte Buch dort liegen, und wie aus einer Anwandlung heraus griff sie danach, legte es auf die Kommode und blätterte darin. Sie mochte die reich verzierten Illustrationen darin schon von klein auf. Ihr Blick fiel auf eine der ersten Seiten, die das Buch mit seinem Vorspann und den Einträgen der Familienmitglieder erst zur Familienbibel machte. Sie las erneut diesen Satz, um sich auch wirklich sicher zu sein, dass dort auch wirklich stand, was gerade in ihrem Kopf zu explodieren schien. Er stand da tatsächlich, unter »Cäcilie Bertha«, in der Handschrift ihrer Mutter, in der sie die Geburten der Familie Ringer eintrug: »Leider wieder ein Mädchen.« Damit war sie gemeint. Das war der erste Satz, der je über sie geschrieben wurde, kurz nach ihrer Geburt vor vierzehn Jahren. Was für eine Begrüßung zu ihrem Eintritt in diese Welt. Wie konnte ihre Mutter nur so etwas schreiben?!

 

Bertha zog ihre Stirn weiter zusammen. »So weit kommt es noch. Bin ich etwa weniger wert, weil ich ein Mädchen und kein Junge geworden bin?«, sagte sie, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort erboster und lauter. Sie schrie ihren Ärger richtiggehend heraus. Ihr Unterkiefer schob sich nach vorne, sie holte tief Luft und stieß dann einen Laut aus, der sich tief in ihrem Kehlkopf formte und irgendwo zwischen einem wütenden Schnauben und einem Grummeln angesiedelt war.

»Was ist denn, Bertha?«, rief ihre fünf Jahre jüngere Schwester besorgt und stürmte ins Wohnzimmer.

Bertha schluckte ihren Ärger hinunter, richtete sich auf und drückte ihren Rücken durch. Sie stand noch immer vor der Kommode, drehte sich um und legte ihrer kleinen Schwester fürsorglich einen Arm auf deren Schulter.

Ihr wurde klar, dass sie sich für einen Moment hatte gehen lassen, und das schickte sich nicht, dessen war sie sich wohl bewusst. Nur mit Mühe konnte sie ihren Ärger unterdrücken.

»Es ist gut, Marie Louise«, sprach sie beruhigend auf sie ein, »bitte entschuldige, mach dir keine Sorgen.«

»Sollen wir etwas spielen?« Die Kleine hatte den kurzen Schrecken zu Berthas Erleichterung schon wieder vergessen.

»Das würde ich ja gerne.« Sie kitzelte sie ein wenig, und Marie Louise lachte vergnügt. »Aber ich muss leider auf den Markt, die Einkäufe erledigen. Warum spielst du nicht mit Thekla?«

»Na gut«, sagte die Kleine mit einem Schmollmund, »nie hast du Zeit.« Sie zog ab und rief noch vom Wohnzimmer aus, »Thekla, kommst du mit zum Spielen nach draußen?«

2


Mit zwei großen Einkaufskörben in den Händen stapfte Bertha wenig später durch d