In diesem Buch geht es um die Kunst, ihre Visionen, ihre gestalterische Kraft und ihre gesellschaftliche Bedeutung. Es erwartet Sie keine Theorie. Sie lernen künstlerische Konzepte aus der Zeit um 1972 und den frühen Jahren des 21. Jahrhunderts kennen. Sie sind eingeladen, Projekte zu entdecken, die vergessen waren, und Kunstwerke der Gegenwart, die zukunftsweisend sind. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der globalen Realität und die Rolle der Kunst bei der Gestaltung der Zukunft ist beiden immanent.
Das Buch nimmt seinen Ausgang bei der prominenten Rolle von Kunst und Kultur im Kontext der Planungen für ein internationales Sportereignis, die Spiele derXX. Olympiade in München 1972. Entstanden anlässlich ihres 50. Jubiläums 2022, aktiviert es die fast vergessenen Ideen, hinterfragt sie und bringt ihre Relevanz auch für die heutige Rolle der Kunst im realen und digitalen öffentlichen Raum ins Spiel.
Die Zeit um 1970 war geprägt von der Dekolonisierung, politischen Konflikten, dem Kalten Krieg. Der Club of Rome prognostizierte das nahe Ende der nicht erneuerbaren Ressourcen. Die Folgen der Ausbeutung der Natur kamen ebenso ins Bewusstsein wie die Folgen der zunehmenden Kapitalisierung. In Deutschland setzte eine deutlich kritische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Ver-gangenheit durch die jüngere Generation ein.
50 Jahre nach den Spielen ist die Welt eine andere. Die idealistische Vorstellung, dass mit Sport und Kunst spielerisch ein neues beispielhaftes internationales, heiteres, junges Miteinander gestaltet werden kann, mag man angesichts eines Krieges in Europa, der Spaltung der Gesellschaft und zunehmender Radikalisierung, Hass und Hetze, aber auch des internationalen Turbokapitalismus kaum mehr glauben. Bereits nach dem Attentat auf die israelischen Sportler:innen am 5. September 1972 lautete das Fazit des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, Willi Daume, zur Abs