Kapitel 2
Eine Woche zuvor
»Man hat dir etwas in deinem Mülleimer deponiert. Schau sofort unter der Spüle nach. Schneller!«, forderte Sebastian Distler seine ehemalige Mitarbeiterin Laura Lumatti auf, die daraufhin hektisch in ihre Küche rannte. Laura hatte versehentlich das Telefonat am Handy entgegengenommen. Mit Sebastian wollte sie nichts mehr zu tun haben. Sie dachte, Ella, ihre Freundin, wäre es noch mal, die sie erst vor wenigen Minuten aus dem Bett geklingelt hatte. Angespannt schaute Laura im Abfalleimer unter ihrer Küchenspüle nach, wo sie etwas fand. Angst kroch in ihr hoch. Jemand war in ihrer Wohnung gewesen. Es gab jedoch keine Spuren eines Einbruchs, alles war wie immer. Sie fühlte kaltes Metall und wusste sofort, um was es sich handelte. Furchtsam und mit spitzen Fingern fischte sie den Revolver heraus. Ihr Herzschlag nahm an Fahrt auf, denn noch etwas lag in ihrem Müll: Geldscheine, in einer Banderole derNürnberger Sparkasse und druckfrisch, so wie es aussah.
»Hast du was gefunden?«, fragte Sebastian.
»Bist du bescheuert?«, fuhr Laura ihn erregt an, während sie sich verunsichert umschaute. Hatte sie eben ein Geräusch im Schlafzimmer gehört? »Ist jemand in meiner Wohnung?«, flüsterte sie.
»Beruhige dich«, redete Sebastian auf sie ein. »Du bist allein. Noch.«
»Woher weißt du das? Bist du in meiner Wohnung gewesen?«
»Die Firma hat dir das bringen lassen. Zu deinem Schutz! Gestern oder wann auch immer. Ist egal, ich habe es im Moment erfahren und dich sofort angerufen.«
»Die Firma?« Ihre Stimme überschlug sich, ebenso wie ihre Gedanken. »Zu meinem Schutz? Was soll das? Ich arbeite nicht mehr für euch.«
»Es ist ganz anders, als du denkst«, unterbrach der Anrufer sie unwirsch. »Nimm das Geldbündel und zähle es durch.«
»Ich will wissen, was das soll«, wiederholte Laura und fühlte, wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn bildete. »Was ist mit dem Revolver – ich will so etwas nicht im Haus haben!«
»Zähle erst einmal die Scheine durch«, befahl Sebastian. Laura versuchte, sich zu beruhigen, klemmte das Telefon ans Ohr und riss die Banderole auf. Sie machte zehn Stapel beim Zählen. Dann nannte sie die Summe. »Okay, dann wäre das erledigt. Das Geld gehört dir, soll ich von der Firma ausrichten. Jetzt nimm den Revolver.«
»Nein!«, schrie sie auf. Was sollte sie mit einer Waffe? Sie wollte nichts mehr mit diesen Typen zu tun haben. Keine Aufträge mehr. Hatte sie sich nicht klar genug ausgedrückt? Sie würde Sebastian seinen Kredit zurückzahlen, irgendwie und irgendwann. Weshalb aber hatte sie Geld von der Firma erhalten, und was sollte das mit der Waffe? Sie hatte Angst vor Schießeisen und hatte nicht vor, es anzufassen. Bei ihrem Glück würde sie den Abzug drücken und sich in den Fuß schießen. Viel wichtiger war jedoch: Was sollte das alles? Wer war bei ihr eingebrochen? »Wofür soll das Geld noch mal sein?«
»Als Entschuldigung für deine Unannehmlichkeiten«, scharwenzelte er