: Mara Lang
: RUN Jugend-Thriller
: Buntstein Verlag
: 9783956692031
: 1
: CHF 7.10
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 408
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jans Welt steht Kopf: Seine kleine Schwester Katja befindet sich in den Händen eines Entführers. Bislang gibt es keine Lösegeldforderung, die Polizei tappt im Dunkeln. Als Jan eine Datenbrille und einen Hinweis auf Katja zugesandt bekommt, steigt er über eine Social-Network-Plattform in das interaktive Spiel RUN ein. Der ominöse Spielleiter Zero schickt ihn und sechs weitere Jugendliche auf einen Adrenalintrip quer durch Wien, bei dem eine Reihe riskanter Aufgaben zu bewältigen sind, die mittels Videofunktion der Datenbrille aufgezeichnet und im Internet auf der Seite von RUN präsentiert werden. Täglich stellt Zero ein neues Rätsel auf der Seite von RUN ein, das bei richtiger Lösung Austragungsort und Uhrzeit des nächsten Levels verrät. Die eigentliche Aufgabe des Levels nennt Zero meist kurz vor Spielbeginn und hierbei entscheiden Zeit und Geschicklichkeit über die Platzierung der Spieler. Spieler, die ein Level nicht bewältigen, scheiden aus. Nach Auswertung der Videos gibt Zero die jeweils aktuelle Reihung bekannt. Ziel des Spiels ist es, durch Punktehöchststand den Sieg zu erringen und einen auf den Spieler individuell zugeschnittenen Preis zu kassieren. Bald wird Jan klar: Er spielt um Katjas Leben ... Packend bis zur letzten Seite: ein Jugend-Thriller, in dem alles auf dem Spiel steht!

Mara Lang begann in ihrer Jugend zu schreiben, als ihr der Lesestoff ausging. Hin- und hergerissen zwischen Buch und Film wollte sie ursprünglich Filmregisseurin werden, heute erschafft sie Kopf-Kino für ihre Leser:innen. Ob Thriller oder Fantasy - sie spinnt mit Vorliebe spannende Geschichten und hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Aus dem Genre Fantasy stammen »Das Juwel der Finsternis« und »Der Atem des Lichts«, beide erschienen im DrachenStern Verlag, einem Imprint des Bookspot Verlags. Mara Lang lebt mit ihrem Mann in Wien.

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Kälte kroch seine Beine empor. Erst als seine Finger klamm wurden, fiel ihm auf, dass er aus unerfindlichen Gründen innegehalten hatte und die Spinatpackung mit Blicken durchlöcherte. Ein Aussetzer?

Fröstelnd lockerte Jan den Griff, warf den Blattspinat ins Fach und räumte auch den Rest des Einkaufs in den Gefrierschrank. Pizza und Lasagne für die Eltern, Tiefkühlgemüse für ihn. Sie würden eine Weile damit auskommen. Seine Mutter aß seit Montag so gut wie nichts, sein Vater hatte meist nach ein paar Bissen genug, und Jan kam das Grünzeug bereits zu den Ohren raus. Als Allergiker hatte er es besonders schwer, was Fertiggerichte betraf, sogar bei Würstchen musste er aufpassen. Allerdings sah es nicht so aus, als würde seine Mutter in absehbarer Zeit den Kochlöffel schwingen.

Tag vier. Donnerstag. Kein Hinweis auf Katja.

»Ich habe Pizza gekauft. Und für mich das übliche Zeug«, warf er seiner Mutter über die Schulter zu.

Erstaunlicherweise erhielt er eine Antwort. »Hm? Oh, danke. Gib alles ins Tiefkühlfach.«

Hatte er schon.

Mit einem Ruck drehte er sich um. »Mama?«

Nichts. Seine Mutter saß mit gebeugten Schultern am Küchentisch und starrte vor sich hin. Jan setzte sich zu ihr. Sie umklammerte das Telefon so fest, als könnte sie das Läuten herausquetschen. Er mochte Aussetzer haben, bei ihr konnte man von einem Systemcrash sprechen. Er legte seine Hand auf ihre.

»Mama? Eva!«

Sie blickte auf, die Augen vom vielen Weinen gerötet. Gott, sie war völlig fertig.Sind wir das nicht alle?, dachte er. Die Nächte brachten kaum Schlaf. Wirbelten nur die Gedanken durcheinander.

»Sie finden sie«, sagte Jan, für seine Begriffe mit einer ordentlichen Portion Zuversicht versehen. »Die Polizei hat bestimmt bald eine Spur. Die arbeiten schnell.«

Hoffnung huschte über ihr Gesicht, sie nahm einen tiefen Atemzug.

Nachschub, Jan. »Irgendjemand muss was gesehen haben. Oder gehört. Du weißt doch«, er zwinkerte ihr zu, »Katjas Gekreische lässt selbst Glas splittern.«

Vor einem Jahr hatten sie sich zu Silvester einen Spaß erlaubt, Katja und er. Sie hatten ein Sektglas präpariert und es vor den Augen der Eltern zerspringen lassen, nur durch Katjas Stimme. Sie konnte quietschen, dass einem Hören und Sehen verging.

Der Scherz verfehlte nicht an Wirkung. Seine Mutter lächelte schwach. »Ach, Jan. Tut mir leid. Ich bin momentan zu nichts zu gebrauchen.«

»Kein Problem. Ich komme damit klar.« Eine glatte Lüge. Die Situation machte ihn wahnsinnig. Nichts tun zu können, nur zu warten und zu hoffen, war zermürbend. Er hätte sich jemanden zum Reden gewünscht, ein wenig Rückhalt, nicht diese stumme Verzweiflung.

»Geben Sie auf Ihre Frau acht«, hatte der Polizeipsychologe seinem Vater geraten. »Nicht, dass sie in eine Depression kippt.« Der hatte genickt und Jan einen von diesen Wenn-ich-nicht-da-bin-bist-du-der-Mann-im-Haus-Blicken zugeschossen. Super. Sein Vater war Staatsanwalt und steckte mitten in einem wichtigen Fall. Also blieb alles an Jan hängen.

Er drückte die Hand seiner Mutter. Wollte so viel sagen und brachte doch nichts raus. »Ich bin oben, okay?«

»Okay. Danke für deine Hilfe, mein Schatz.«

Jan wollte gerade durch die Küchentür, da rief sie ihm nach: »Da ist ein Paket für dich gekommen. Liegt in deinem Zimmer.«

Ein Paket? Wer sollte ihm ein Paket schicken? Er hatte nichts bestellt. Werbung vielleicht?

Er nickte. »Dann schau ich mal nach, was es ist.«

Sie nickte auch. Schluchzte auf. I