: Henry Hoke
: Ganz wie ein Mensch Roman | Ein Puma unter Menschen - »Einzigartig und fesselnd.« Boston Globe - Nominiert für den PEN / Faulkner Award - Hochwertiger Leinenband
: Eisele eBooks
: 9783961611928
: 1
: CHF 16.10
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nominiert für den PEN/Faulkner Award 2024 In den Hügeln von Los Angeles, gleich unter dem Hollywood-Schriftzug, lebt einer der gefährlichsten und hungrigsten Bewohner der Millionenstadt: Ein einsamer Berglöwe, der die heißen und beutearmen Tage damit verbringt, den Wanderern in den Hollywood Hills bei neurotischen Gesprächen zuzuhören, ein nahegelegenes Obdachlosencamp zu bewachen und Insekten zu fressen.  Als ein Feuer im Camp ihn zwingt, den Weg über die Highways nehmen, findet er sich auf einmal in der Stadt wieder, von der er schon so viel gehört hat: 'Ellay'. Hier begegnet er nicht nur neuen Gefahren, sondern auch einer möglichen Retterin - und einem alten Bekannten, mit dem er noch eine Rechnung offen hat ... In atemloser, außergewöhnlicher Sprache beschreibt der Löwe seine Sicht auf eine schnelle, hitzige und traumatisierte Welt, und erzählt so letztendlich doch nicht von sich - sondern von uns Menschen. 

Henry Hoke machte seinen Abschluss am California Insitute of the Arts, an dem er fünf Jahre lehrte, und unterrichtet heute Kreatives Schreiben an der University of Virginia. Seine Arbeiten erschienen in Electric Literature, Triangle House und The Offing. Er ist außerdem Autor mehrerer Bücher und lebt in Brooklyn. Die Gedankenwelt des Berglöwen in Ganz wie ein Mensch hat Henry Hoke zwar erfunden, den Berglöwen gab es jedoch tatsächlich. Sein Name war P-22 und er lebte in den Hollywood Hills, bis er 2022 eingeschläfert werden musste. Sein Tod löste Beileidsbekundungen und Lobeshymnen aus. Ganz wie ein Mensch war 2024 unter den Finalisten für den PEN/Faulkner Award for Fiction.

Ich habe noch nie einen Menschen gefressen aber heute könnte es so weit sein

In meinem Gestrüpp werde ich vom Knallen einer Peitsche geweckt und gucke raus und sehe einen wuchtigen Mann in einer braunen Lederjacke mit einem braunen Hut auf dem Kopf der die Peitsche über zwei anderen Menschen schwingt einem Mann und einer Frau

Die Frau hält ein Telefon hoch und sagtDu siehst genau wie er aus omein Gott

Der Mann mit der Peitsche lächelt und lässt sie noch mal knallen und da ist was tief in meinem Bauch was kein Hunger ist

Hunger habe ich auch

Der Mann ohne Peitsche legt sich auf den Rücken und spreizt die Beine und hebt die Füße zum Himmel und ruftOkay los schnalz dagegen schnalz mir einfach leicht gegendie Eier

Der Mann mit der Peitsche reißt den Arm nach hinten und nach vorn und die Peitsche knallt vor dem liegenden Mann auf die Erde und der liegende Mann sagtJa ja

Die Frau drückt auf ihr Telefon und sagtPass auf die brauch ich noch

Ich versuche die Menschen zu verstehen aber sie machen es einem schwer

Der Mann auf dem Boden ist dünn und die Frau mit dem Telefon ist dünn aber der Mann mit der Peitsche in der Hand ist dick und sein Hals quillt aus dem Kragen von seinem beigen Hemd und ich sehe eine Vene und höre das Blut durch seinen Arm fließen und immer wenn er die Peitsche schwingt spannt sich sein Arm und wird fleischig

Die Peitsche knallt auf den Boden und wirbelt Staub auf und es klingt wie das womit alle großen Katzen gequält werden

Scheiß auf den Kerl

Ich kann seine Innereien riechen

Mir läuft das Wasser im Maul zusammen und der Geifer läuft runter und macht mir die Tatzen nass

Ich schmatze lauter als die Peitsche knallt und die Leute stehen still als hätten sie mich gehört und der liegende Mann steht auf und die Frau dreht das Telefon in meine Richtung und der Mann mit der Peitsche hält die Peitsche bereit

Ja ich hab’s gehört sagt die Frau als wäre sie was gefragt worden

Ich fürchte mich nicht vor ihren Augen

Ich habe die gleiche Farbe wie mein Gestrüpp und die gleiche Farbe wie der Boden

Keiner sieht mich wenn ich es nicht will

Die Peitsche macht den wuchtigen Mann mutig und er geht langsam auf mich zu kneift die Augen zusammen und beugt sich vor und ich kann die pochende Ader in seinem Hals genau erkennen

Mein Maul öffnet sich und ich schätze die Entfernung zwischen dem Mann und seinen dünnen Freunden ab und versuche zu entscheiden ob ich ihn schnell genug ins Gestrüpp zerren kann

Ich frage mich ob sie uns verfolgen oder wegrennen würden

Ich habe seit Wochen nichts Größeres als einen Waschbären gefressen

Ich denke daran wie oft ich von dem Mann fressen kann und dass ihn die Geier nicht finden wenn ich ihn unten in den Höhlen aufhebe und dass ich dann immer und immer wieder hingehen und noch ein bisschen fressen kann

Ich denke an die vielen Nächte die wir zusammen verbringen werden

Dieser Mann und seine Eingeweide und ich

Gehn wir was essen sagt der Mann und wickelt sich dabei die Peitsche um die Faust und zieht den Hals aus