Es ist sechzehn Jahre her, dass ich als praktizierende Großtierärztin schwungvoll bei Schneider Etterschlag am Wörthsee auf den Hof brauste, um noch schnell eine Kuh zu besamen, als das Telefon klingelte. Ich sah meinen Feierabend genauso schwungvoll von dannen ziehen wie den Rest meiner Motivation und rechnete mit mindestens einer Zwillingsgeburt, einer festliegenden Kuh oder anderen Kuhtastrophen – aber es kam schlimmer!
«Ich habe hier einen Beagle in der Praxis, und es ist der schönste Beagle, den ich jemals gesehen habe!», tönte es mir entgegen. Danach verstand ich nur noch Fetzen von «überfordert», «Zeitungsannonce», «an die Nächstbesten abgeben» und «Könntest du nicht …». Also im Prinzip das, was ich immer höre, wenn irgendein Beagle der Republik sein Zuhause verliert, seit ich wie die Jungfrau zum Kinde – das Englische by accident trifft es an dieser Stelle ziemlich exakt – zu meiner Beaglehündin Andra kam.
Dabei ist ein Beagle mehr, als ich jemals wollte. Ungefähr unendlich mal mehr. Vor Andra wusste ich über Beagles eigentlich nur, dass ich niemals einen haben wollte. Und dass sie unglaublich verfressen sind und jagen. Besonders schön fand ich sie auch nicht. Seit Andra hat sich mein Repertoire an Argumenten gegen diese kleinen, bunten Hunde vervielfacht, und ich weiß inzwischen, dass es nur eines gibt, das schlimmer ist als ein Beagle: zwei Beagles! Also beendete ich das Gespräch mit meiner Freundin und Kollegin Sanne mindestens so abrupt, wie ein Beagle im Wald verschwindet, besamte die Kuh und startete in den wohlverdienten Feierabend. Damals ahnte ich noch nicht, dass Feierabende für die nächsten annähernd zwanzig Jahre zu Meierabenden und damit alles andere als entspannt werden würden.
Der bildschöne Beagle verschwand also allmählich in den Tiefen meines Hippocampus, dem Teil des Gehirns, das Erinnerungen generiert, um als Beagle auch aus diesem Gehirnteil sehr schnell wieder abgängig zu sein. Bis zwei Wochen später das Schicksal gnadenlos und mit aller Härte zuschlug und erneut das Telefon klingelte. Es war meine damalige Hundetrainerin Moni, die mir erzählte, dass ihre Tante und ihr Onkel sich «einfach so», und ohne den Profi in der Familie vorher um Rat zu fragen, einen Beagle angeschafft hätten. Aber ein wunderschöner Beagle sei er, der Timmy, und jetzt solle