: Elisabeth Bronfen
: Händler der Geheimnisse Roman
: Limmat Verlag
: 9783038552734
: 1
: CHF 20.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fünfzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stirbt der jüdisch-amerikanische Veteran George Bromfield auf verdächtige Weise in einem Krankenhaus in New York. Kann es sein, dass seine zweite Ehefrau seinen Tod beschleunigt hat? Beim Versuch, die mysteriösen Todesumstände aufzudecken, graben seine Tochter Eva und ihr Bruder Max immer tiefer in der geheimnisumwobenen Vergangenheit ihres Vaters. In München und New York gehen die Geschwister auf Spurensuche, um herauszufinden, warum ihr Vater nach Kriegsende nach Bayern zurückgekehrt ist und wie das mit seiner Freundschaft mit einem Porträtmaler und Nazikollaborateur zusammenhängt. Gekonnt verbindet Elisabeth Bronfen eine Spionagegeschichte mit einem Familiendrama und stellt dabei das Nachwirken einer Kultur der Geheimhaltung dar, wie sie für die Nachkriegszeit ab 1945 prägend war.

Elisabeth Bronfen, geboren 1958 in München, lebt in Zürich. Sie ist als Kulturwissenschaftlerin an der Universität Zürich und an der New York University tätig und arbeitet in den Bereichen Literatur, visuelle Kultur und Gender Studies. Die Autorin hat zahlreiche Publikationen verfasst, u.a. zu weiblichen Todesdarstellungen, zur Kulturgeschichte der Nacht, zu Krieg im Hollywood-Kino, zur Serialität in Shakespeares Dramen, sowie ein Kochbuch.

PROLOG


DIE FOTOGRAFIE


Wahrscheinlich war es ein Nachmittag im Frühling, denkt Eva, als sie das Foto betrachtet. Die Szene ist in Sonnenlicht getaucht und dennoch muss es kühl gewesen sein. In dem Blumenkasten, der an der Wand unter dem Fenster steht, sind noch keine Kräuter gepflanzt. Sie versucht, sich den Tag in Erinnerung zu rufen. Der Porträtmaler Konstantin Hummler, ein guter Freund ihrer Eltern, war bei ihnen zu Besuch und ließ sich mit ihr und ihren Geschwistern auf der Terrasse hinter dem Haus fotografieren. Ob er sich die Bildkomposition im Vorhinein ausgedacht hatte? Der Holzstuhl, auf dem er sich niedergelassen hat, das eine Bein über das andere geschlagen, steht genau in der linken Ecke, direkt unter einem der Fenster des Wohnzimmers. Ein Vorhang vor dem einen, die Topfpflanze auf der Fensterbank des anderen versperren die Sicht ins Innere. Die Außenwand, an der die Witterung ihre Spuren hinterlassen hat, wirkt auf Eva wie die Kulisse für eine Innigkeit, die auf dieser Bühne vorgeführt wird.

Sie selbst steht auf der rechten Seite des alten Mannes, ihre Schwester Lena auf d