Seit die polnische Originalausgabe dieses Buches im Februar 2020 erschienen ist, ist etwas Zeit vergangen. Als ichDas ist Krieg schrieb, war mir nicht bewusst, dass dem Frauenstreik Ende 2020 noch so viele Ereignisse folgen würden. Im Jahr 2016 war es im Sejm nicht gelungen, den Gesetzentwurf zum Abtreibungsverbot durchzubringen, deshalb versuchte man es über eine andere Institution: über das polnische Verfassungsgericht, das inzwischen von der Regierungspartei PiS gänzlich übernommen wurde und bezüglich dessen Legalität ernste juristische Vorbehalte bestehen. Ähnlich wie in den USA im Fall Roe gegen Wade gegenüber dem Supreme Court.1 Das »Urteil« des sogenannten Verfassungsgerichtes vom 22. Oktober 2020 rief die in der Geschichte Polens größten Demonstrationen und Proteste hervor, die über 100 Tage dauerten. Wenn ihr also von uns gehört habt, dann war dies wahrscheinlich der Grund dafür. Das vorliegende Buch beschreibt, wie diese neue Frauenbewegung in Polen entstanden ist. Sie heißt Polenweiter Frauenstreik, und ich bin von Anfang an Teil dieser Bewegung. Allerdings berichtet mein Buch über beide Seiten, nämlich über die religiösen Extremisten, die seit etwa einem Jahrzehnt versuchen, Frauen und LGBT-Personen zu entrechten, und über diejenigen, die ihnen Widerstand leisten und uns alle damit vor der Entstehung von Autoritarismus schützen. Denn die Entrechtung von Frauen und LGBT-Personen geht einher mit der Entstehung von Autoritarismus.
Dass wir die Kirche für deren Teilnahme an der Schikanierung polnischer Bürgerinnen verurteilen, hat zur wachsenden Kritik an dieser Institution und zu vielen mentalen Veränderungen beigetragen. Polen ist im Ausland bekannt als katholisches Land, aber wenn ihr 2020 hier bei uns gewesen wäret, hättet ihr euch sehr gewundert. Das enorme Engagement junger Menschen, oft noch minderjähriger, die ihre Schülerausweise vorzeigten, wenn ihre Personalien von der Polizei festgestellt wurden, deren Aggressivität uns gegenüber von Woche zu Woche wuchs, führte dazu, dass Polen seit 2020 mental ein vollkommen anderes Land ist, in dem die Jugend den Religionsunterricht in der Schule zuhauf verweigert. Die Losung »Das ist Krieg«2, von meinem Buchtitel inspiriert, fand und findet sich wieder auf Mauern, auf Transparenten, in Slogans und Symbolen als Zeichen für Protest und Widerstand. Innerhalb der letzten Jahre hat die Regierung der der katholischen Kirche nahestehenden PiS-Partei die Gesellschaft in revolutionärem Tempo verändert. Doch sie ignoriert einfach die Menschen, die auf die Straße gehen und protestieren, selbst wenn es 200 000 sind. Wenn ich mir ansehe, was in Belarus los ist, wundert mich das nicht, aber Polen gehört doch zur Europäischen Union. Es ist ein europäisches Land, aber mit einer Ost-Regierung.
Ja, seit mein Buch in Polen erschienen ist, hat sich einiges verändert. Zum Beispiel ist Trump nicht mehr Präsident der USA. Aber vieles ist noch beim Alten geblieben. Die fundamentalistische »Agenda Europe« wird weiterhin von verschiedenen Organisationen umgesetzt, die auf internationaler Ebene miteinander vernetzt bleiben. Ihre Tätigkeiten sind der Gegenstand dieses Buches. Sofort nach den Versuchen, in Polen das Abtreibungsrecht zu verschärfen, wurde mir klar, dass dieser Gesetzentwurf, der wie ein Meteorit auf uns gestürzt ist, nicht allein eine polnische Idee ist. Gleichzeitig gingen sowohl in Russland wie auch in Argentinien ähnliche seltsame Veränderungen vor sich. Ich wollte verstehen, was hier genau los ist. Warum müssen Frauen plötzlich ihre R