Bin ich besonders gefährdet?
Depressionen können jeden treffen. In bestimmten Lebensphasen steigt jedoch das Risiko.
Egal wie alt man ist, welchem Geschlecht man sich zuordnet, wie hoch das Einkommen ist, ob man als Single in einer aufregenden Stadt oder mit der Familie auf dem idyllischen Land wohnt: Eine Depression kann jeden Menschen treffen. Die sogenannte Lebenszeitprävalenz, also das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt bei 16 bis 20 Prozent. Das heißt, dass von 100 Menschen etwa 16 bis 20 in ihrem Leben betroffen sein werden.
Dennoch zeigt die Forschung, dass bestimmte äußere und innere Umstände mit einem größeren Risiko für die Entwicklung einer Depression verbunden sind. Äußere Umstände sind Faktoren in Ihrer Umgebung, etwa wenn Sie Ihren Arbeitsplatz oder einen nahen Angehörigen verlieren (sieheS. 16). Zu den inneren Umständen zählen genetische Risikofaktoren und Persönlichkeitsmerkmale.
Hier ergeben bestimmte Faktoren auf den ersten Blick eher Sinn als andere: Dass Einsamkeit das Risiko für die Entwicklung einer depressiven Episode erhöht, wirkt intuitiv schlüssig. Hingegen hinterlässt der Befund, dass Frauen innerhalb eines Jahres mehr als doppelt so oft wie Männer die Diagnose einer Depression erhalten, ein großes Fragezeichen. Und das nicht nur bei Ihnen! Diese Zahlen werden auch unter Fachleuten kontrovers diskutiert.
| WERDEN FRAUEN NUR ÖFTER DIAGNOSTIZIERT? Vielleicht sind Frauen gar nicht häufiger betroffen, sondern suchen nur öfter medizinische Hilfe auf. Es wird zudem diskutiert, ob die Erhebungsinstrumente stärker auf das Erkennen von Symptomen bei Frauen ausgerichtet sind. |
Es gibt Umstände und Faktoren, die dem Risiko einer depressiven Episode entgegenwirken: Menschen in einer sicheren und wohltuenden Partnerschaft und mit weiteren liebevollen Beziehungen erkranken seltener an einer Depression. Auch ein gesicherter Arbeitsplatz, der Zugang zu höherer Bildung, ein eigenes Haus und das Leben auf dem Land gelten als Schutzfaktoren. Wenn Sie sich jetzt denken „Na toll, ich bin aber nun mal Single, habe bis vor Kurzem meine berufliche Ungebundenheit genossen und meine Honorare lieber in Konzerttickets als in einen Bausparvertrag gesteckt – soll ich das alles plötzlich ändern, um aus dem depressiven Sumpf herauszukommen?“, atmen Sie einmal tief durch: So bunt Lebensphasen und Lebensumstände sind, so bunt sind eben auch die unterschiedlichen Herausforderungen, die auf Sie warten – und so unterschiedlich kann sich für Betroffene eine Depression anfühlen. Das leuchtet ein, denn der Alltag mit 38 Jahren nach dem dritten Kind sieht anders aus als mit 75 Jahren nach dem Tod der Ehefrau. Auch die Herausforderungen und Aufgaben mit Mitte 20 zum Beginn des ersten Jobs sind andere als zur Zeit des Schulabschlusses. Und mal Hand aufs Herz: Wer fühlt sich heute noch genauso wie mit 15 Jahren beim ersten großen Liebeskummer? Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Umgang mit den Symptomen individuelle Herangehensweisen braucht und man nicht mit ein- und derselben Schablone für alles eine Lösung finden kann.
Auch zeichnen sich die sogenannten Übergangsphasen in Ihrem Leben durch eine Besonderheit aus: Neben der Veränderung halten