: Peter Faust
: Kleinschmied und der Würger
: TWENTYSIX CRIME
: 9783740742546
: 1
: CHF 7.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 228
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Chefinspektor Kleinschmieds Tochter, die Schuldirektorin Viktoria Kleinschmied, kam ganz aufgeregt mit ihrer Tochter Lydia an der Hand ins Büro ihres Vaters. Lydia hat gehört, wie zwei Schüler darüber gesprochen haben, dass sie einer Frau im Wald mit einem Ast über den Kopf geschlagen haben, weil sie mit ihr Sex haben wollten und die Frau nicht dazu zu haben war. Die Frau entriss ihnen aber den Ast und vertrieb damit die Schüler. Lydia war davon überzeugt, dass die beiden nicht bemerkt haben, dass sie ihr Geheimnis mitgehört hat, weil sie sich vorsichtig davongeschlichen hat.

Der Autor arbeitete als Entwicklungsingenieur und EDV-Leiter. Geschichten zu schreiben, war immer sein Hobby. Nach der Pensionierung begann er seine Geschichten (Satiren und Kriminalromane) unter dem Pseudonym Peter Faust zu veröffentlichen und neue zu schreiben.

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Chefinspektor Kleinschmied besprach mit seinen Leuten den Abschluss eines schwierigen Falles, als Kleinschmieds Tochter, die Schuldirektorin Doktor Viktoria Kleinschmied, ganz aufgeregt mit ihrer halbwüchsigen Tochter Lydia an der Hand ins Büro des Chefinspektors kam, mitten in die Besprechung platzte und aufgeregt sagte: „Hör dir an, Vater, was dieses Kind aus der Schule Entsetzliches mitgebracht hat.“

„Ich sag nichts!“, zischte Lydia böse.

„Wenn sich deine Mutter so aufregt, Lydia, wird das, was du aus der Schule mitgebracht hast, doch erzählenswert sein.“

„Ich sag nichts!“

„Nun hab ich offensichtlich“, sagte Kleinschmied zu seinen Leuten, „einen neuen, hoffentlich nur familieninternen Fall. Danke, für das offene Gespräch.“ Er wartete, bis alle Mitarbeiter das Büro verlassen hatten, dann sagte er zu seiner Enkelin: „Sonst erzählst du mir alles, warum heute nicht?“

„Es ist nur ein albernes Gerede von zwei älteren Schülern.“

„Wie alt sind die Schüler?“

„Sie gehen in die Maturaklasse“, sagte Frau Viktoria, Lydia schwieg wieder.

„Sie hat gehört, wie sich zwei Burschen über ein Gewaltverbrechen lustig gemacht haben“, erzählte Frau Viktoria weiter.

„Sie haben sich nicht lustig gemacht“, protestierte Lydia. „Sie habe nur besorgt darüber gesprochen.“

„Wollten die beiden nur bei dir Eindruck machen?“, fragte der Großvater leichthin.

„Sie ist doch noch ein Kind!“, rief Frau Viktoria entsetzt.

„Die haben nicht mitgekriegt, dass ich zugehört habe“, war Lydia in ihrem Stolz verletzt.

„Wieso nicht?“, fragt der Chefinspektor.

„Weil ich in der großen Pause in meiner Bank in der sonst leeren Klasse gesessen bin und die beiden im Schulhof gestanden sind.“

„Wenn ich mich recht erinnere, liegt deine Klasse im ersten Stock“, wunderte sich Kleinschmied. „Wie konntest du da eine Unterhaltung mitanhören?“

„Das Fenster war offen.“

„Und wieso warst du in der großen Pause alleine in der Klasse?“

Lydia schwieg.

„Sie wird eine Hausaufgabe abgeschrieben haben“, vermutete ihre Mutter.

„War das so?“, fragte Kleinschmied belustigt.

„Ja, Opa.“

„Wieso hat dich die Gangaufsicht nicht rausgeschmissen?“, fragte Frau Viktoria, ganz Schulleiterin.

„Die Gangaufsicht war gerade am Gang mit dem Schlichten eines Streites überfordert.“

„Sei nicht so frech und erzähle endlich deinem Großvater, was du gehört hast“, war die Frau Schuldirektorin ärgerlich.

Lydia war aber über die Rüge ihrer Mutter sichtlich zornig und schwieg.

„Also, was hast du gehört?“, fragte der Opa freundlich. „Erzähle, Lydia.“

„Ich erzähle, was ich mir vom Gespräch gemerkt habe:

‚Ob Sie noch lebt?‘, fragte ein Schüler.

‚Mach dir keine Sorgen‘, sagte ein anderer.

‚Du hast gut reden‘, meinte der erste, ‚immerhin hab ich ihr den Ast über den Kopf geschlagen.‘

‚Es war ja deine Idee, sie für eine Hure zu halten, mit der wir leicht hätten Sex haben könnten.‘

‚Du hast gesagt, dass ich den Ast nehmen soll, wie sie nicht wollte‘, rechtfertigte sich der eine.

‚Aber nicht, dass du ihr damit auf den Kopf schlagen sollst‘, erwiderte der andere.

‚Sie hat dir doch eine Ohrfeige verabreicht. Ich wollte mich mit dem Stück Holz nur verteidigen, als sie auch auf mich losgegangen ist.‘

‚Verteidigen? Sie hat dir den Prügel weggenommen und hat damit auf uns eingedroschen, dass wir nur mehr davonrennen konnten.‘

‚Als ich mich im Wegrennen kurz umgedreht habe, hab ich gesehen, dass sie hingefallen ist‘, sagte weinerlich der eine.

‚Sie hat sich sicher beim Hinschlagen auf uns überanstrengt‘, versuchte der andere, sich und seinen Freund zu beruhigen.“

„Was sagst du dazu, Vater?“, fragte Frau Viktoria entsetzt.

„War das alles, Lydia?“, wollte der Chefinspektor wissen.

„Nein. Dann war einen Augenblick Ruhe, bis der eine sagte, und das hat sehr unglücklich geklungen: ‚Hoffentlich ist das wahr, und sie ist nicht nur wegen der Folge meines Schlags hingefallen und liegt vielleicht noch dort.‘

‚Wenn sie noch dort liegt, hätten wir schon etwas davon gehört‘, beruhigte ihn der andere.

‚Wieso gehört?‘

‚Die Medien hätten es berichtet.‘

‚Die Medien? Das war doch erst gestern. Glaubst du die schicken jeden Tag einen neugierigen Reporter in den Wald?‘, klagte wieder der eine.

‚In dem Waldstück sind doch immer Spaziergänger unterwegs. Die hätten schon etwas gemeldet‘, antwortete der andere.

‚Wir sollten nach der Schule nachschauen‘, wollte der eine Sicherheit.

‚Bist du wahnsinnig?‘, hat der andere gerufen. ‚Dort bringen mich keine zehn Pferde mehr hin.‘

Da hab ich mich davongeschlichen. Ich wollte nicht in ihren Blödsinn verwickelt werden, Opa.“

„Was sagst du dazu, Vater?“, fragte Frau Viktoria wieder. „Lydia kennt die Namen der zwei Schüler. Ich hab vor, mit der Direktorenkollegin der Schule zu reden.“

„Nein, Viktoria. Ich will zuerst, dass Frau Dolies den beiden Jungen auf den Zahn fühlt, damit wir wissen, wo der Vorfall passiert ist. Dann machen wir einen Lokalaugenschein mit ihnen und wenn wir nichts finden, kannst du mit deiner Kollegin reden, damit die jungen Männer ihre Strafe bekommen.“

„Warst du wenigstens mit dem Abschreiben der Hausübung fertig?“, fragte Frau Viktoria ihre Tochter.

„Nein, das war mir nicht mehr so wichtig, ich wollte nicht entdeckt werden.“

„Das heißt, du hast wieder eine Strafe bekommen, weil du keine Hausarbeit vorweisen konntest.“

„Ja, hätte ich mich vielleicht entdecken lassen sollen?“

„Du hättest die Hausarbeit zu Hause schreiben sollen!“, antwortete Frau Viktoria ziemlich laut.

„Sich davonzuschleichen war aber in ihrer Situation sehr richtig“, lobte der Chefinspektor.

„Du unterstützt sie auch noch!“, empörte sich die strenge Frau Viktoria.

„Und du bist sicher, dass die beiden deine Anwesenheit nicht bemerkt haben?“, fragte der Großvater besorgt.

„Ja, Opa.“

„Auch dein Davonschleichen nicht?“

„Haben sie sicher nicht bemerkt.“

„Und, dass du als Letzte auf den Schulhof gekommen bist?“

„Bin ich nicht. Als ich am Gang war, hat die Glocke das Ende der Pause angekündigt. Meine Klassenkameradinnen sind schon über die Stiege zur Klasse gestürmt, ich hab mich unter sie gemischt.“

„Warum fragst du das alles, Vater?“, fragte Frau Viktoria unsicher.

„Ich will mich nur versichern, dass eine anonyme Anzeige vorliegt.“

„Genau, Opa“, sagte Lydia.

Frau Viktoria schüttelte nur ungläubig den Kopf und sagte: „Wie du meinst, Vater.“

„Ich hoffe, du kennst die Namen der beiden Jungen wirklich, Lydia?“, fragte Kleinschmied besorgt.

„Nein“, sagte Lydia traurig, „leider nicht.“

„Du musst eben einen Stimmentest mit Lydia und den Schülern der Maturaklasse machen, Vater.“

„Genau das werde ich nicht tun. Ich muss Lydia aus der ganzen Sache heraushalten. Wer weiß, was da alles noch herauskommt.“

„Hoffentlich nichts, Vater!“, war Frau Viktoria nun doch etwas besorgt. „Glaubst du, dass die Vorgänge im Wald, von denen Lydia ja nur gehört hat, für sie gefährliche Folgen haben könnten?“

„Meine Erfahrung lässt mich vorsichtig sein, Viktoria.“

Jetzt war Lydia schon ungeduldig, sie wollte ihren Großvater wieder einmal beweisen, dass sie das Zeug zur Kriminalistin hätte: „Opa, ich habe zwar nicht die Namen der Schüler gekannt, kann aber mühelos die gehörten Stimmen zu den Personen zuordnen.“

Frau Viktoria schüttelte nur den Kopf.

„Wie willst du das tun?“, fragte der Chefinspektor.

Lydia nahm aus ihrer Schultasche ein großes Fotoalbum, schlug es auf und blätterte, bis sie die Klassenfotos ihrer Schule fand. Dann zeigte sie auf zwei Personen und sagte: „Die beiden sind es.“

„Bist du sicher?“

„Ja. Die lauten Stimmen der beiden Angeber stören jederzeit. Selbst, wenn im Schulhof im Turnunterricht Ball gespielt wird, hört man sie durch das geschlossene Fenster.“

„Sehr gut Lydia! Du wirst einmal eine gute Kriminalistin.“

„Das will ich ja doch nicht hoffen“, ärgerte sich Frau Viktoria, sie wollte ja, dass ihre Tochter auch den...