Motels sind scheiße. Runtergekommen, dreckig, aber vor allem hellhörig. Zuerst dachte ich noch, die Kleine schreit, weil sie gerade heftig durchgenommen wird. Bis mir klargeworden ist, irgendjemand prügelt da einer Frau die Scheiße aus dem Leib. Eigentlich geht mich das nichts an, aber hier in meinem Zimmer herumzusitzen und darauf zu warten, dass die Kleine irgendwann in den nächsten Minuten die Engel singen hört, geht auch nicht. Also steige ich aus meinem Bett, schlüpfe in meine ausgewaschene Jeans und schiebe die Beretta hinten in den Bund. Nur für den Fall, dass etwas Unerwartetes geschieht. »Komm nie nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei«, hat mein Captain immer gesagt.
Aus ein paar Stunden Schlaf nach einer langen und aufregenden Partynacht wird also nichts. Ich bereue es schon nach nur einer Stunde, das Angebot der Dark Devils im Trailer auf ihrem Clubgelände zu übernachten, nicht angenommen zu haben. Aber nach zwei Jahren im staatlich überwachten Doppelzimmer, wollte ich die erste Nacht in Freiheit ungestört und einsam verbringen. Und mit der Party, die im Clubhaus im Gange war, war an ungestört und einsam nicht zu denken. Also habe ich mich in dieses Motel abgesetzt.
Ich mache mir nicht die Mühe, nebenan anzuklopfen und falle gleich mit der Tür ins Haus. Ein Mann steht mitten im Raum, so betrunken, dass er mehr wankt als er steht. Immerhin kann er aber trotz seiner Koordinationsprobleme zutreten. Er sieht nur kurz über die Schulter, dann wendet er sich der Kleinen zu, die mit blutigem Gesicht und zugeschwollenen Augen vor ihm auf dem Boden liegt.
»John«, wimmert sie, als der Kerl ihr mit Schwung in den Magen tritt. Sie keucht auf, stöhnt und krümmt sich zusammen. Ihr Blick richtet sich auf mich. Sie fleht nicht, sie bittet nicht um Hilfe, stattdessen flüstert sie, dass ich gehen soll. Als wollte sie mich beschützen. Dabei bin ich hier, um sie zu beschützen.
Ich mache einen Schritt auf den Kerl zu, packe ihn an der Schulter und reiße ihn zu mir herum, um ihm meine Faust in die Fresse zu trümmern. »Arschlöcher wie du gehen mir auf den Sack«, brülle ich ihn an und beginne, auf den Kerl einzuprügeln, bis er vor mir zu Boden sackt.
Irgendjemand hat die Polizei gerufen. Als ich kurz Pause mache, um durchzuatmen, höre ich ganz leise Sirenen. Und sie kommen näher. Ich fluche, denn ich hätte dem Arschloch gern weiter die Fresse eingeschlagen, weil es mich zum Berserker macht, wenn sich erwachsene Kerle an Frauen vergreifen. Ich sehe mich nach dem Mädchen um, ziehe sie vom Boden hoch und gegen meinen Körper. Ein paar Sekunden gebe ich ihr, aber dann muss sie allein stehen. »Ist das dein Mann?«, versichere ich mich.
Sie nickt.
Ich habe keine Ahnung, wie alt sie ist – unter all dem Blut und den Schwellungen ist ihr Gesicht kaum zu erkennen –, aber sie ist mächtig zierlich und geh