: Ava Harrison
: Shattered Dynasty
: MORE by Aufbau Digital
: 9783967973341
: Corrupt Empire
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 462
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Trent Aldridge hasst mich. Er will mich zerstören. Und ich? Bin ihm hilflos ausgeliefert ...

Die College-Studentin Payton Hart hat kaum Freunde und Familie. Doch dann stirbt ein väterlicher Freund und plötzlich ändert sich ihr Leben. Sie wird Millionen erben, wenn sie 22 ist. Bis dahin gibt es einen Treuhänder für das Geld: Trent Aldridge. Reich. Arrogant. Erfolgreich. Der Teufel in Person und gleichzeitig der heißeste Typ, den sie je getroffen hat. Doch Trent hat nur ein Ziel: Peyton zu ruinieren und sie für alles bezahlen zu lassen, was seiner Familie angetan wurde ...

USA Today-Bestsellerautorin Ava Harrison endlich auch auf Deutsch erhältlich! Alle Titel der 'Corrupt Empire' Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden. 



USA Today Bestsellerautorin Ava Harrison liebt das Schreiben. Wenn sie sich nicht gerade neue Romances ausdenkt, kann man sie bei einem ausgiebigen Schaufensterbummel, beim Kochen für ihre Familie oder mit einem Buch auf der Couch antreffen.

PROLOG


Trent

Angespannt trommle ich mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Das Geräusch hallt dumpf und rhythmisch durch den Raum.

Es ist ein ruhiger Morgen. Vor den großen Fenstern mit Blick über New York City hängen unheilverkündende Wolken am noch dunklen Himmel.

Ich bin der Erste hier. Was nicht ungewöhnlich ist. Da viele meiner Geschäftspartner in Übersee sitzen, bin ich immer bereit, sobald die britischen Märkte öffnen.

Trotz der frühen Uhrzeit zerreißt das Klingeln des Telefons auf meinem Schreibtisch die Stille. Da meine Assistentin noch nicht da ist, muss ich selbst rangehen. Es könnte sich um einen Notfall handeln. Nur wenige wissen, dass ich so früh im Büro bin. Meine wichtigsten Klienten. Und meine Familie.

Trotzdem gehe ich nicht ran.

Das Klingeln hört kurz auf, um gleich wieder loszugehen. Es muss wichtig sein.

Seufzend greife ich nach dem Hörer. »Ja«, sage ich.

»Mr. Aldridge.«

»Am Apparat.«

»Hi, Mr. Aldridge. Ich bin Larry Baker, der Anwalt Ihres Vaters.«

»Kein Interesse.«

Ich will gerade auflegen, als er fortfährt: »Wenn ich eine Minute Ihrer Zeit haben könnte …«

»Nein, können Sie nicht.«

Nichts, was mein Vater zu sagen hätte, würde eine Unterhaltung mit ihm rechtfertigen. Nach dem, was er meiner Familie angetan hat, kann er von Glück reden, dass ich kein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt habe. Dennoch sind seine Tage gezählt. Mein Dad ist nicht fürs Gefängnis gemacht, und ich habe keinen Zweifel daran, dass er gerade versucht, einen Weg da raus zu finden. Entweder durch einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung oder durch einen Ausbruch.

Angesichts der Männer, mit denen er früher so zu tun hatte, würde mich beides nicht überraschen. Denn wenn er da nicht bald rauskommt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihn jemand umbringt. Er hat zu viele Feinde. Die russische Mafia will ihn tot sehen. Cyrus Reed will seinen Kopf. Und ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als meinen Tag auf seiner Beerdigung zu verbringen. Wie zum Teufel hat er überhaupt so lange durchgehalten?

»Ihr Vater hat mich gestern panisch angerufen. Er wünscht, Sie zu sehen«, fährt der Schleimbolzen fort. Ich habe den Anwalt meines Vaters nie kennengelernt, aber jeder, der bereit war, ihn zu verteidigen, muss zum Abschaum der Welt gehören.

»Es ist mir scheißegal, was er wünscht«, zische ich.

»Bitte …«

Ich beuge mich vor und knalle den Hörer auf die Gabel. Egal, wie oft dieser Typ im Namen meines Vaters anruft, ich habe dem Arschloch nichts zu sagen. In Zukunft werde ich meine Anrufe gründlicher checken, bevor ich sie annehme.

Das Privileg, mit mir zu sprechen, hat mein Vater verloren, als er versuchte, meine Schwester als Einsatz in einem Pokerspiel zu verschachern. Keine Entschuldigung, keine Reue kann das jemals wiedergutmachen. Für ihn wird es keine Erlösung geben. Kein Geld der Welt ist diese unverzeihliche Sünde wert. Der Mistkerl hätte zuerst sein eigenes Leben anbieten sollen.

Ich werde nie verstehen, wie er das hat tun können. Damit meine ich nicht nur den Verlust unseres gesamten Vermögens. Das ist schließlich nur Geld und im Großen und Ganzen nicht wirklich wichtig. Was mich nachts wachhält, ist die Frage, wie er das meiner Schwester hat antun können. Er hat Ivy zur Schlachtbank geführt. Wie konnte das für ihn überhaupt eine Wahl sein?

Doch das alles ist jetzt nicht mehr wichtig. An jenem Tag vor zwei Jahren ist mein Vater für mich gestorben. Seit wir ihn haben verhaften lassen, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen.

Mit »wir« meine ich mich und Cyrus Reed – meinen Schwager. Seine Geschäftspartner haben auch geholfen. Männer, die inzwischen meine Klienten sind. Wir haben den Mistkerl nicht vorgewarnt, sondern die Beweise gestapelt, als wären sie Backsteine, aus denen wir ihm ein neues Zuhause in der Hölle bauen wollen. Wir haben ihn ruiniert. Es wird hundert verdammte Jahre dauern, bis er wieder einen Schritt als freier Mann machen kann. Außer, er zieht ein paar Strippen, was wir aber beinahe unmöglich gemacht haben. Wir haben ihm jegliche Macht genommen, die er einmal besaß, und dabei ist ihm auch die Willenskraft abhandengekommen.

Wenn er es durch ein Wunder doch schaffen sollte, aus dem Knast zu kommen, werden wir schon auf ihn warten, um ihm endgültig den Rest zu geben.

Das Telefon klingelt erneut.

Ich ignoriere es. Dabei frage ich mich, ob er sich wohl bei mir meldet, weil er meine Hilfe braucht. Doch da kann er lange warten. Ich würde ihm nicht mal helfen, wenn das Schicksal der Welt davon abhinge.

Ich drehe mich mit dem Stuhl zum Fenster und schaue hinaus. Um fünf Uhr morgens liegt die Stadt noch in Dunkelheit. Es ist kein Stern in den wenigen Lücken zwischen den dicken Wolken zu sehen. Die einzigen Lichter kommen von den Gebäuden.

Meine Gedanken rasen. Warum hat der Anwalt meines Vaters mich so früh am Morgen angerufen?

Interpretier da nicht zu viel hinein.

Mein Vater weiß, dass gerade die beste Zeit ist, um mich zu erreichen, und hat es vermutlich seinem Anwalt gesagt. Er weiß, dass außer mir noch niemand hier ist. Das hat sich nicht geändert, seitdem ich für ihn gearbeitet habe.

Wieder klingelt das Telefon. In einer Stadt, die noch schläft, hat das Geräusch etwas Verzweifeltes.

Ich habe genug und ziehe den Stecker. Stille hüllt mich ein. Für einen Moment denke ich darüber nach, was hätte sein können, hätte mein Vater seine Seele nicht verkauft. Die Vergangenheit ist inzwischen so weit weg, dass ich sie nicht länger berühren kann. In seinen glorreichen Tagen hat mein Vater einen der erfolgreichen Hedgefonds der Stadt geleitet. Ach, was sage ich – der Welt.

Er hat viele Männer sehr reich gemacht. Und als direktes Ergebnis viele andere sehr arm. Ich bin mir nicht sicher, was genau passiert ist. An einem Tag konnte er in einem Privatjet nach Saint-Tropez jetten, um sich kurz im Mittelmeer zu erfrischen, am nächsten konnte er sich nicht mal mehr ein Economy-Ticket nach Florida leisten.

Er hat alles verloren. Und zwar nicht nur sein Geld. In seiner Verzweiflung, seine Schatzkammer wieder auffüllen zu wollen, hat er bei einer geheimen Pokerrunde mitgemacht und ist zum Monster geworden.

Energisch fahre ich mir mit der Hand durch die Haare, um die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack, der sich mit dem noch immer im Raum haftenden Geruch von ihm verbindet – Spuren seines Verrats, die in jede Ecke, jede Entscheidung seines Lebens gesickert sind.

Ich leite immer noch einen Hedgefonds. Doch anstatt nur mit dem Geld von Trust-Fund-Babys zu arbeiten, verwalte ich auch das Geld von einigen der furchteinflößendsten Männern der Welt. Am Ende unterscheide ich mich nicht von dem Mann, den ich hasse. Doch im Gegensatz zu ihm lassen mich meine Entscheidungen nachts gut schlafen.

Was ironisch ist, denn im Moment kann ich mich nicht entspannen, egal, wie sehr ich mich bemühe. Der Anruf des Anwalts hat eine Erinnerung berührt, die ich seit Langem vergessen will.

Ich stehe auf und gehe in mein Badezimmer, um mir meine Trainingsklamotten anzuziehen. Eine Runde Laufen wird mir helfen, den Kopf zu klären.

Mit dem privaten Fahrstuhl fahre ich ins Erdgeschoss und nicke dem Portier beim Verlassen des Gebäudes zu. Dann laufe ich los. Jeder Schritt bringt mich weiter von meinem Büro weg. Sobald ich die Fifth Avenue überquert und den Park erreicht habe, sprinte ich los und treibe mich zu einem Tempo an, das nicht gesund sein kann.

Doch der Gegenwind in meinem Gesicht beruhigt mich. Das Adrenalin entspannt meine Nerven.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich laufe, bis ich endlich den Rückweg antrete. Die Wolken haben sich verzogen, die Sonne ist inzwischen über den Horizont gestiegen, und der Moment ist gekommen, in dem ich mich um den Shitstorm kümmern muss, der mich vermutlich erwartet.

Meine Priorität sollte es jetzt sein, Geld zu verdienen und zu vergessen, wie dieser Tag angefangen hat.

Ich bin nur noch einen Straßenzug von meinem Büro...