: Mario Wurmitzer
: Es könnte schlimmer sein
: Luftschacht Verlag
: 9783903422353
: 1
: CHF 10.70
:
: Erzählende Literatur
: German
: 248
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Anna arbeitet für Alpha Solutions, einen multinationalen Konzern, um den sich ein Kult gebildet hat. Die Liebe zum Unternehmen gilt als heilige Pflicht, Privatleben als altmodische Idee. Viele Mitarbeiter haben das Firmengelände noch nie verlassen. Als Anna einer Gruppe rebellischer Jugendlicher erklärt, sie könnten alles erreichen, wenn sie sich nur anstrengten, glaubt sie sich zum ersten Mal selbst nicht mehr. Sie hat genug von den Lügen, die ständig erzählt und wiederholt werden sollen. Zunehmend fällt es ihr schwer, auf das zu vertrauen, was sie denken soll. Ihr Freund Thomas kann das nicht nachvollziehen. Er hat sich damit abgefunden, dass alles ist, wie es ist. Den Wunsch, etwas zu verändern, findet er befremdlich. Und er ist sich sicher, sein Leben mit Anna verbringen zu wollen. Immerhin haben die beiden im Zuge des Partnervermittlungsprogramms von Alpha Solutions erfahren, füreinander bestimmt zu sein. Als sie sich von ihm trennt, begreift er nicht, wie es so weit kommen konnte. Nüchtern und mit lakonischem Humor blickt Mario Wurmitzer in seinem zweiten Roman auf eine Welt im Jahr 2037, von der man sagt, es könnte alles noch schlimmer sein. Die Grenzen dessen, was möglich ist, haben sich ein Stück weit verschoben, aber nicht allzu weit.

MARIO WURMITZER, * 1992 in Mistelbach, lebt in Wien, wo er Germanistik und Geschichte studierte. Er schreibt Prosa- und Theatertexte. 2018 erschien sein Roman Im Inneren des Klaviers. Für seine literarischen Arbeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin 2015, den Osnabrücker Dramatiker:innenpreis 2017, den Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich 2020 und den Hauptpreis beim Stückwettbewerb Theatre& Science des Theaters Heilbronn 2021. Bei Luftschacht erschienen: Es könnte schlimmer sein (Roman, 2023) Im Inneren des Klaviers (Roman, 2018)

Feuer


Der Strandabschnitt war im Besitz von Alpha Solutions. Die Betriebsausflüge führten uns meistens ans Meer, seltener in die Berge. Sie waren die einzige Möglichkeit, das Firmengelände zu verlassen, ohne die Anstellung bei Alpha Solutions zu riskieren. Thomas blieb die ganze Zeit in meiner Nähe. Er tat so, als versuche er, nicht von mir bemerkt zu werden. Als ich ihm zuwinkte, erschrak er und kam auf mich zu. Dicht neben meinem Liegestuhl blieb er stehen. Ich richtete mich auf.

„Hallo Anna! Das ist ja eine Überraschung.“

„Wieso?“

Er geriet kurz ins Stocken. Dann entschied er sich offenbar dafür, meine Bemerkung zu ignorieren.

„Bist du einsam?“, fragte er.

„Nein.“

Thomas nahm seine Sonnenbrille ab und schaute mich skeptisch an.

„Fehle ich dir noch nicht?“

„Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„I