Kapitel 1
Friedrich Baumgartner war mit seinen einhundertfünfundachtzig Zentimetern Größe und seiner sportlichen Figur eine stattliche Person. Seine vierundsechzig Jahre sah man ihm nur an, wenn er manchmal spätabends aus seiner Fabrik kam. Gekleidet war er meistens mit einem Anzug, einer Krawatte und einem weißen Hemd. Ganz anders als auf dem Golfplatz, wo er sich völlig leger gab. Aber auch dort zeigte er, wer der Platzhirsch war und erwartete, dass die anderen auf dem Rasen ihm Respekt und Achtung entgegenbrachten. Dies gefiel so manchem Arzt oder Hofrat in keiner Weise.
Auch zu Hause erwartete er, dass alle nach seiner Pfeife tanzten. Vor allem Baumgartners Sohn schmeckte das gar nicht, während es seiner Tochter ziemlich egal war. Sie war ohnehin selten zu Hause. Aber mit seinem Sohn hatte Baumgartner so manche Auseinandersetzung, die sich oft an Kleinigkeiten entzündete. Auch Friedrichs Frau betrachtete ihren Mann Jahr für Jahr immer kritischer, denn sein Lebensstil wurde immer protziger. Ein großes Auto allein reichte nicht mehr, nein, es mussten eine teure Stereoanlage und eine kleine Bar aus den edelsten Hölzern in die Limousine eingebaut werden. Die besten Ledersitze waren gerade gut genug. Auch sonst war alles vom Feinsten.
Auch die kleine Jacht in Kroatien war äußerst luxuriös. Außen und innen mussten die besten Materialien verwendet werden. Jeder sollte sehen, wie viel Geld dafür bezahlt worden war. Innen an den Wänden hingen zwei teure Bilder mit Motiven aus der Wachau, gemalt von einem bekannten Künstler aus Krems, und das Porzellan war natürlich auch vom Feinsten. Meissen stand auf jedem Stück und die gekreuzten Schwerter waren deutlich auf der Rückseite zu sehen. Silberbesteck und kunstvolle Gläser verstanden sich von selbst. Küche und Wohnraum, in dem man repräsentieren konnte, waren von einem Tischler aus den teuersten Hölzern gefertigt worden. Alles in allem: Hier konnte Friedrich Hof halten vor seinen Kunden und seinen Freunden, die sich immer zahlreich einfanden. Standesgemäß, so nannte er sein Reich.
Ebenso zeugte sein Haus mit seiner teuren Fassade und der luxuriösen Inneneinrichtung von seinem Reichtum. Baumgartners Lebensphilosophie bestand darin, seine Firma immer größer und größer werden zu lassen und neue Absatzmärkte zu erschließen. Reichtum war sein Lebensziel. Begonnen hatte er mit einer kleinen Schlosserei, die er kontinuierlich ausbaute. Aus einer Eingebung heraus begann Friedrich Spezialschrauben herzustellen. Diese wurden so nachgefragt, dass er sie nun fabrikmäßig herstellte. Natürlich gab es hie und da noch Spezialanfertigungen, die hauptsächlich beim Bau von Aussichtswarten Verwendung fanden. Im sonnigsten Bundesland seine