: Felix Dörmann
: Alexander Kluy
: Jazz
: Edition Atelier
: 9783990651049
: 1
: CHF 19.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Exil-Ungar Ernö Kalmar schlägt sich in den frühen 1920er-Jahren mehr schlecht als recht mit kleinen Gaunereien in Wien durch. Als er die verarmte Baronesse Marianne kennenlernt, die nach dem Tod ihres Vaters plötzlich ganz alleine dasteht, will Ernö den Schiebereien und Betrügereien zunächst abschwören, doch die Gier nach Erfolg und Anerkennung ist größer als seine Liebe. Mit viel Talent und ohne Skrupel wird er in der Inflationszeit zum König der glamourösen Wiener Unterwelt und Gründer einer Bank. Marianne schlägt währenddessen einen eigenen Weg ein und versucht sich zu emanzipieren. Doch Ernös Macht scheint inzwischen grenzenlos zu sein ... »Jazz« zeigt die Hyperinflation der 1920er in allen Bereichen: im Geldwert, in der Vergnügungssucht, der Liebe und der Verzweiflung.

Felix Dörmann (1870-1928 in Wien) war Schriftsteller, Librettist und Filmproduzent. Er verfasste eine Reihe von Libretti zu bis heute populären Operetten, etwa 1912 zu »Ein Walzertraum« (zusammen mit Leopold Jacobson) von Oscar Straus. Dörmann zählte aber auch zu den Pionieren der österreichischen Kinogeschichte, gru?ndete die Vindobona-Film und produzierte Filme wie »Die Zirkusgräfin«. Er veröffentlichte zahlreiche Novellen und Gedichte; 1925 erschien sein viel beachteter Roman »Jazz«.

1.


Ein grauer Novemberabend.

Trüb flackern die fahlen Lichter durch die schweren Nebel. Die Pflastersteine glänzen feucht.

Unsichtbare Lasten liegen schwer auf allen Seelen.

Marianne Hartenthurn kommt vom Begräbnis ihres Vaters.

Frierend, müde und verhungert klettert sie keuchend und mit versagenden Kräften die drei Stockwerke zu der kleinen Vorstadtwohnung empor, in der sie von jetzt ab allein mit der alten Fanny hausen soll – vorausgesetzt natürlich, daß Fanny nicht doch nach Böhmen zurückkehrt, wo sie zu Hause ist und wo es ihr jedenfalls besser gehen würde als im hungernden Wien, das derzeit von den Almosen mitleidiger Ausländer lebt. Marianne findet Fanny, den Rosenkranz zwischen gichtigen Fingern, eingeschlafen vor.

Wenn ihr schon die alten Beine nicht mehr erlaubten, ihrem lieben Baron Franz die letzte Ehre zu erweisen, wollte Fanny wenigstens beten, während sie ihn draußen begrub