„Prolog“
Die erste Woche meiner Montage in Deutschland ging dem Ende entgegen, das Wochenende war zum Greifen nahe. In wenigen Stunden konnte ich endlich „nach Hause“ fahren. Also so richtig nach Hause, nicht zurück in mein Zimmerchen in der Pension, das ich als „Bleibe“ zur Verfügung hatte.
Irgendwie fühlte ich mich „zurückversetzt“ in die Zeit als ich nach Holland gekommen war. Ebenfalls ein Zimmer in der Pension bei Henk in Rockanje hatte. Das jetzige war etwas geräumiger, es gab sogar ein TV-Gerät und ein Telefon auf dem Zimmer. Darüber war ich besonders froh, nutzte es jeden Abend um Wilma anzurufen. Weniger um ihr zu erzählen wie mein Tag war, mehr um ihre Stimme zu hören – so ihr nahe zu sein.
Die Aussicht von der Pension jedoch konnte bei weitem nicht mit Rockanje konkurrieren, sie war unweit der SHELL-Raffinerie, die in Godorf war. Eigentlich war Godorf nur diese Raffinerie, ansonsten konnte ich der Ortschaft nichts, aber auch gar nichts abgewinnen.
Godorf war nicht wirklich zuzuordnen – war es noch Köln? Oder bereits Bonn? Das war mir relativ egal, die Raffinerie lag direkt am Rhein. Das machte Sinn, konnte doch so direkt das Rohöl per Schiff angeliefert werden. Mehr wollte, mehr brauchte ich auch nicht wissen.
„Kurfürstenstrasse“ – so laute die Adresse der Pension, unmittelbar in der Nähe war eine kleine Parkanlage - „Freizeitgelände Entenfang“, so nannte sich der Park. Aber da hatte ich bislang nichts von, ausser dass ich den Namen kannte. Nach Feierabend zog es mich maximal auf ein, vielleicht auch mal zwei bis fünf Biere in eine der Kneipen. Danach fiel ich ins Bett, telefonierte mit Wilma, schlief dann kurz darauf ein.
Nur wenige Minuten nach unseren Gesprächen kreisten meine Gedanken um sie, versetzten mich für einen kurzen Moment zurück nach Holland. Zu sehr war ich geschafft von der harten Arbeit.
Tagsüber blieb wenig Zeit gedanklich „abzuschweifen“, die Montage war ein strammes Programm. Sowohl vom Arbeitsaufwand als auch wegen der straff getakteten Zeitvorgabe.
Sehnsüchtig hatte ich auf den Freitag gewartet, Feierabend gegen 14 Uhr. Schnell unter die Dusche, meine Klamotten hatte ich bereits morgens ins Auto verfrachtet. In den Ford Escort.
Es gab keinen wirklichen Grund warum ich nicht den Mercedes genommen hatte, kurz nachdem ich auf die Autobahn gefahren war, wusste ich aber die Antwort. „Kein Tempolimit“ in Deutschland, also mal flugs auf’s Pedal getreten. „Pedal to the metal“. Bis „nach Hause“, meinem richtigen Zuhause, waren es nicht einmal 300 Kilometer.
Ein klein wenig fühlte ich mich wie damals, „zurückversetzt“ in die Zeit - als ich von Deutschland aus, nach meinen Wochenendurlauben, zurück nach Holland fuhr. Als meine Zeit in Holland begann. Jetzt aber führte mich meine Fahrt dorthin zurück, wo mein Herz hingehörte. Nach Rockanje – zu den sattgrünen Polderlandschhaften, die ich sehr liebte, zurück ans Meer, an den Strand –