Nachdem sie das Auto gestartet und die dünne Schneeschicht, die gefallen war, weggebürstet hat, schaut sie auf und sieht ihren Vater in einem der Fenster. Er hebt die Hand, als wolle er sich verabschieden, aber sie ignoriert ihn: und während sie wegfährt, hofft sie, daß er sich für sein Verhalten schämen wird. Er benimmt sich wie ein großes Baby; ein sechsundfünfzigjähriges Baby.
Die Straße vor Lisette ist verschwommen, sowohl wegen der Tränen als auch wegen des aufgewirbelten Schnees. Die Angst, in diesem Sturm von der Straße abzukommen, hämmert in ihren Ohren und macht es noch schwieriger, sich zu konzentrieren. Als sie endlich den Bauernhof erreicht, der ihr unbewußtes Ziel gewesen war, bricht sie über dem Lenkrad zusammen.
"Scheiß Weihnachten!", ruft sie aus.
Nach einer Minute, oder zehn, merkt sie, wie kalt es in dem ausgeschalteten Auto geworden ist; also hängt sie sich ihre große Tasche über die Schulter und geht auf das stattliche, rote Haus zu. Der Weg bis zur Tür ist relativ frisch geschaufelt mit nur ein paar Zentimetern unberührtem Neuschnee, in dem sie nun die Abdrücke ihrer Stiefel hinterläßt. Auf beiden Seiten türmt sich der Schnee in großen Wällen auf, die die anderen Häuser des Hofes verdecken. Die ganze Welt scheint weiß und kalt, schön, aber tückisch. Bis sie die geschnitzte Holztür mit dem runden Messing-Türklopfer erreicht. Die Tür, wie auch das Haus, fühlt sich uralt an. Wenn sie nicht wüßte, daß ihr bester Freund hier aufgewachsen ist, in relativ bescheidenen Verhältnissen, mit vielen Geschwistern und vielen Aufgaben, würde sie glauben, es sei das Zuhause eines Adligen.
Sie hebt ihre verfrorene Hand, die begonnen hat, blau zu werden, und klopft an die schwere Tür. Die Tür öffnet sich und sie muß gegen das Licht blinzeln, das herausströmt und sie blendet. Sie spürt die Wärme auf ihrem Gesicht und der Geruch von Weihnachten umgibt sie wie ein zusätzlicher Mantel. Es ist, als hätte sich der Abend durch das Öffnen dieser einen Tür völlig verändert.
In der Tür steht Daniela, in einer mi