Dieses Kapitel beantwortet die grundlegende Frage »Was ist Scrum – und was ist es nicht?«. Anwendungsszenarien, wissenschaftliche Grundlagen, ein historischer Rückblick sowie das Agile Manifest sind die Perspektiven, aus denen wir Scrum in diesem Kapitel betrachten.
Laut Scrum Guide ist Scrum »ein leichtgewichtiges Rahmenwerk, welches Menschen, Teams und Organisationen hilft, Wert durch adaptive Lösungen für komplexe Probleme zu generieren«. Scrum wurde ursprünglich in der Softwareentwicklung eingesetzt, um (Software-)Produkte mit dem größtmöglichen fachlichen Nutzen zu entwickeln. Mittlerweile hat es auch in vielen anderen Domänen Einzug gehalten, um komplexe Aufgaben zu meistern – von der Produktentwicklung über Dienstleistungen bis hin zu Verwaltungsund Managementfunktionen in Organisationen.
Scrum ist ein Framework, kein Prozess. Es definiert nur wenige Verantwortlichkeiten, Events, Artefakte und Commitments und beschreibt deren Zusammenspiel. Die Arbeitsweisen eines Scrum-Teams entwickeln sich in dem vom Scrum Guide abgesteckten Rahmen.
Scrum istkein Allheilmittel. Sein immer breiter werdendes Einsatzspektrum erweckt bei einigen Menschen den Anschein, dass sich mit Scrum alle Probleme dieser Welt sehr leicht lösen lassen. Das ist nicht der Fall. Scrum kann z.B. Risiken nicht verhindern (das kann kein Vorgehensmodell), macht sie aber frühzeitig transparent und somit beherrschbar. Es fördert die Zusammenarbeit zwischen Menschen, den Austausch von Wissen und das organisationale Lernen und stärkt damit die Resilienz von Teams, Projekten und Organisationen.
Scrum per se istkein Entwicklungsbeschleuniger. Teams werden nicht besser oder schneller, nur weil sie nach Scrum arbeiten. Da sie aber fokussiert nur die Dinge tun, die aktuell relevant sind, werden die wirklich wichtigen Dinge früher fertig.
Scrum stützt sich auf Lean Thinking und Empirismus. Lean Thinking reduziert Verschwendung und fokussiert auf das Wesentliche. Die Theorie des Empirismus besagt, dass Wissen auf Erfahrung beruht und Entscheidungen auf der Grundlage dieses Wissens getroffen werden. Die drei Säulen des Empirismus schaffen die dafür notwendigen Voraussetzungen:
Die zyklische Struktur von Scrum mit seinen Iterationen und den wiederkehrenden Events bietet regelmäßig die Gelegenheit zur Überprüfung und Anpassung. Da diese Zyklen vergleichsweise kurz sind (zwischen wenigen Tagen und maximal einem Monat), können Risiken und Abweichungen schnell erkannt und frühzeitig angegangen werden. Auch der Fortschritt wird damit sofort sichtbar.
Die Entwicklung mit Scrum geschieht iterativ-inkrementell: Mit jeder Iteration, also mit jedem Entwicklungsabschnitt, in ScrumSprint genannt, werden Inkremente fertiggestellt, die benutzbar sind. Diese Methode eignet sich aufgrund ihrer kurzen Feedback-Zyklen besonders für die Lösung komplexer Probleme. Dafür sind lediglich drei Ergebnisverantwortlichkeiten erforderlich:
Historisch bedingt, ist im Kontext von Scrum immer noch sehr viel von Produktentwicklung die Rede. Sein tatsächlich breiteres Einsatzspektrum findet im Scrum Guide erst seit der im November 2017 erschienenen Revision Erwähnung. Ein Produkt im Sinne von Scrum ist n