: Andreas Bechmann
: Wales Reiseführer Michael Müller Verlag Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps
: Michael Müller Verlag
: 9783966852487
: 1
: CHF 17.40
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: Europa
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Anders reisen und dabei das Besondere entdecken: Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Mächtige Burgen, imposante Bergketten, geheimnisvolle Moorlandschaften, wilde Küsten, teilweise fast menschenleere Landstriche - Wales ist ein Paradies für Individualisten. Der Norden des Landes eignet sich bestens für ausgedehnte Wandertouren, der Westen ist der perfekte Ort für alle, die raues Meer, Klippen und zerklüftete Küstenlandschaften lieben. In Mittelwales kann man sich genießerisch in der Weite der Landschaft verlieren und mit Hay-on-Wye ein wahres Superlativ-Örtchen besuchen: das größte Bücherdorf der Welt mit sage und schreibe knapp vierzig bis an die Decke vollgestopften Antiquariaten. Der Süden ist ein schönes Ziel für einen Städtetrip: Denn dort liegt Cardiff, eine wunderbare kleine Großstadt, abwechslungsreich, spannend und entspannend zugleich.

Andreas Bechmann 1976 geboren, ist freier Journalist, Producer und Online-Redakteur und arbeitet für verschiedene Medien in den Ressorts Nachrichten, Sport und Reisen. Er stammt aus Dresden und verbrachte fünf Jahre seiner Kindheit in Moskau. Bechmann studierte Publizistik, unter anderem in Cardiff, Wales. Seitdem ziehen ihn das Land und gute Freunde immer wieder nach Großbritannien. Das anglosächsisch-keltische Wales lockt ihn mit seiner faszinierenden Kultur und seinen imposanten Küsten und Bergen. Besonders spannend findet er es, den Prozess der wachsenden Autonomie mitzuerleben, verbunden mit der Suche der Waliser nach ihrer Geschichte und Identität. Schon während seines Studiums in Wales begann er, regelmäßig für deutsche, britische und amerikanische Medien zu arbeiten. Neben Englisch spricht er fließend Russisch. So ist er oft fürs Fernsehen in Russland, Weißrussland und der Ukraine unterwegs, etwa während der Fußball-EM 2012, den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi oder der Eishockey-WM in Minsk. Das Reisen gehört wie der Sport zu seinem Beruf und ist zugleich eine seiner Leidenschaften. Wann immer es ihm möglich ist, wandert er, paddelt er oder geht auf Wintertouren und erkundet neue Länder. Andreas Bechmann lebt in Bonn.
Stadtgeschichte
Die Ursprünge von Cardiff finden sich auf dem Gebiet des Cardiff Castle. Das Areal diente seit Jahrtausenden als Festung. Ursprünglich vom walisischen Stamm der Silurer besiedelt, bauten dieRömerhier 55 n. Chr. ein Fort. Ab 75 siedelten sich mit dem Bau eines neuen Kastells auch Römer aus Isca dauerhaft an. Der Name Cardiff geht zurück auf das walisischeCaer Tâf(Castrum am Taff-Fluss) oder aufCaer Didi(Castrum des Didi - das Fort des römischen GeneralsAulius Didius). Nach dem Abzug der Römer aus Britannien um das Jahr 500 blieb das Gebiet bis zu den Eroberungsfeldzügen der Normannen weitgehend verlassen. 1093 n. Chr. ließRobert Fitzhamon, Eroberer des Gebiets von Glamorgan und späterer Graf von Gloucester, die noch heute existierende normannische Festung errichten. Daneben entstand ein kleines, unbedeutendes Fischerdorf. Beide nahmen bei einer walisischen Revolte im Jahr 1183 Schaden. 1404 wurde Cardiff während der Rebellion von Owain Glyndŵr gegen die englische Vorherrschaft geplündert. Nach der Union zwischen England und Wales, dem ersten derTudor Acts of Union, kehrte wieder Ruhe und Unbedeutsamkeit in den Marktflecken ein.
Die Geschichte Cardiffs und ihr Aufstieg zu einer bedeutenden Stadt sind untrennbar mit dem schottischen Adelsgeschlecht der Butes verbunden. Man könnte sogar sagen, dass die Stadt ohne die Butes nicht existieren würde: Im Zuge der industriellen Revolution erschufen sie die Stadt geradezu im Alleingang.
Durch Einheiraten gehörten den Butes große Teile von Südwales inklusive des kleinen Hafens von Cardiff. Die exzessive Ausbeutung ihrer Eisen- und Kohlevorkommen in den südwalisischen Valleys machte die Butes zur reichsten Familie der Welt.

Civic Centre mit National Museum und Rathaus

Für so viele Bodenschätze benötigte man einen Hafen, den passenden Ort hatte man ja schon. Zunächst wurde Cardiff 1794 durch denGlamorganshire Canalan das Bergbauzentrum und die damals größte walisische StadtMerthyr Tydfilangeschlossen. Weitere von den Butes angestoßene Infrastrukturprojekte folgten, z. B. der systematische Ausbau des Hafens ab 1839. 1840 kamen die ersten Bahngüterverkehrsstrecken hinzu, und schon ab 1845 war Cardiff mit den meisten britischen Industriezentren per Eisenbahn verbunden. Als der immense Umfang der Vorräte an Eisen und Kohle erkennbar wurde und der unersättliche Bedarf der Industrialisierung einen wahren „Kohlerausch“ auslöste, kam niemand mehr an Cardiff und seinem Hafen vorbei. Die Butes hatten mit ihren Investitionen vollendete Tatsachen geschaffen und etablierten Cardiff als Umschlagplatz für ihre Güter. Ohne Rücksicht wurden dabei auch Konkurrenten wieJohn Batchelor(sein Denkmal steht in der Nähe der Old Library) aus dem Geschäft gedrängt. Das Land, auf dem er am Taff-Fluss seine Schiffe baute, war das einzige Fleckchen in Cardiff, das nicht den Butes gehörte. Zudem war Batchelor ein Liberaler, Bute dagegen ein Tory. Innerhalb weniger Jahre wurde Batchelor systematisch ruiniert. So entwickelte sich die Stadt durch die reichste Familie der Welt zum größten Hafen der Welt. Die maximale Umschlagleistung war 1913 erreicht, als 26 Millionen TonnenKohleexportiert wurden. Kohle machte 97 % aller Exporte des Hafens aus. Innerhalb von nur knapp 100 Jahren war aus dem Fischerkaff mit weniger als 2000 Einwohnern um 1801 die größte Stadt in Wales geworden. Bis zum Jahre 1900 explodierte die Bevölkerung Cardiffs auf 170.000.
Das rasante Wachstum führte zu scharfen Kontrasten, die zum Teil heute noch im Stadtbild sichtbar sind: Hier die aus allen Landesteilen zusammengewürfelten Industrie- und Minenarbeiter in ihren ärmlichen Siedlungen, auf der anderen Seite unvorstellbarer Reichtum, der sich etwa in den Verwaltungsgebäuden im neuen Civic Centre in Cathays Park sowie in den Universitäts- und Hafenverwaltungsgebäuden spiegelte.
Erst 1905 erhielt Cardiff den Status einer Stadt. Bis 1931 wuchs die Bevölkerung nochmals auf 227.000 Einwohner. Mit der folgenden Depression kam der Niedergang, die Wirtschaft brach ein, die Arbeitslosenzahlen gingen dramatisch nach oben. Zusätzlich brachte der Zweite Weltkrieg die Stadt wie viele britische Industriezentren an den Rand des Untergangs. Die Verstaatlichung der Kohleindustrie ließ die Butes 1947 Cardiff und Wales endgültig den Rücken kehren. Alle Besitztümer wurden der Stadt geschenkt, auch weil die Familie große Schulden angehäuft hatte. Do