1. KAPITEL
„Früher sah er auf düstere, elegante Weise gut aus. Jetzt ist er schön wie die Sünde, aber Sie werden sich bestimmt nicht mit einem Mann anlegen wollen, der mit seinen Dämonen kämpft! Ich kümmere mich um ihn, bevor ich die Station verlasse.“
Riley Garrow lag in seinem Krankenhausbett in St. Steven und zählte die Minuten bis zu Bart Adams’ Ankunft.
Manche Freunde und Kollegen von Riley – und von seinem verstorbenen Vater – waren in den vergangenen zwei Monaten bei ihm gewesen. Nichtsdestotrotz hatte der treue Bart, der engste Freund und Vertraute seines Vaters, während der Rekonvaleszenz Rileys Verbindung zur Außenwelt dargestellt.
Allerdings drang nun Schwester Francescas Stimme und nicht die von Bart vom Flur herein. Riley hegte den starken Verdacht, dass die Oberschwester von ihm gehört werden wollte.
Sie lagen in einem ständigen Willenskampf miteinander. Ihre Ausbildung in der Psychiatrie hatte sie nicht im Entferntesten auf Rileys Weigerung vorbereitet, sein Innerstes zu erforschen – den „Kern“, wie sie es formulierte, in dem sein wahres Ich steckte. Der Mensch, den er der Welt zeige, sei lediglich eine Fassade, hinter der eine verwundete Seele um Hilfe schreie.
Er liebte es, sie anzustacheln, wenn sie mit ihrem Psychokram begann. Da er sonst während der endlosen langweiligen Stunden nichts zu tun hatte, war es für ihn die Krönung des Tages, wenn er sie provozieren konnte.
„Oh, oh“, pflegte er zu sagen und dabei vorwurfsvoll den Finger zu erheben. „Beherrschung, Schwester. Beherrschung. Vergessen Sie nicht Ihre Vorbildfunktion für die niedlichen jungen Novizinnen in Ihrer Obhut.“
An diesem Punkt der Unterhaltung wurde ihr sanftes Gesicht stets abweisend, während sie sich bemühte, ruhig und gefasst zu bleiben. „Sie sind absolut unmöglich!“ Mit diesen gemurmelten Worten verließ sie regelmäßig genervt das Zimmer.
„Das haben schon etliche Frauen behauptet, die mein Bett gewärmt haben“, rief er ihr dann hinterher, um gleich darauf in Lachen auszubrechen.
Bevor sie die Tagschicht beendete, wies sie die Nachtschwestern persönlich ein, sofern diese neu auf der Station waren. Nach acht Wochen und mehreren plastischen Operationen, bei denen Haut von seinem Bein um sein rechtes Auge und die Wange verpflanzt wurde, kannte er mittlerweile sämtliche Dienstpläne.
Leider bestand das Personal, das ihn pflegte, ausschließlich aus Laienschwestern eines Ordens. Dafür hatte zweifellos Schwester Francesca gesorgt. Gewiss rissen sich in Santa Monica, Kalifornien, die wenigsten Frauen darum, Keuschheit und Gehorsam zu geloben.
Riley starrte die vier sterilen weißen Wände seines Gefängnisses an. „Sechzig Tage ohne eine richtige Frau … Kein Wunder, dass ich es kaum erwarten kann, von hier zu verschwinden.“
„Ihr Protest wurde zur Kenntnis genommen.“ Schwester Francesca rauschte herein wie die Fröhlichkeit in Person. „Wie es scheint, hat der Himmel Ihre Gebete endlich erhört, Mr. Garrow.“
Er lächelte sie an. „Ich dachte, der Himmel würde nicht auf ‚unmögliche‘ Männer hören.“
„In Ihrem Fall wurde eine Ausnahme gemacht – allein schon all den Schwestern von St. Steven zuliebe, die auf die Knie sinken, bevor sie Ihr Zimmer betreten und nachdem sie es wieder verlassen haben.“
„Alle?“ Er zog eine Braue hoch. „Ist Übertreibung nicht auch eine Sünde, Schwester?“
Sie fühlte seinen Puls. „Da Dr. Diazzo Sie bei der Abendvisite gründlich untersucht hat, ist er zu dem Schluss gelangt, dass Sie morgen früh entlassen werden sollen.“
Riley schloss die Augen.
„Ich dachte, Sie würden sich über die Nachricht freuen.“
Er machte sie wieder auf. „Ich weiß, Sie sind zur Buße verpflichtet, wenn Sie lügen, daher muss ich annehmen, dass Sie die Wahrheit sagen. Ausnahmsweise bin ich froh, dass Sie meine Ruhe gestört haben.“
„Und ich bin ausnahmsweise überwältigt von diesem Geständnis.“
„Lassen Sie sich nicht vom Stolz leiten, Schwester, sonst müssen Sie nach der Vesper ein paar zusätzliche Rosenkränze beten. Verraten Sie mir eines: Werden Sie morgen früh hier sein, um sich zu vergewissern, dass ich Ihre heiligen Hallen nie wieder betrete?“
„Leider nicht. Nachdem die Las