: Eva Reisinger
: Männer töten Roman
: Leykam Buchverlag
: 9783701183104
: 1
: CHF 16.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Wer ist Opfer, wer Täter*in?« Rasant erzählte Utopie eines wehrhaften Feminismus. Anna Maria lebt ein typisches Großstadtleben: Sie arbeitet in einer hippen Firma, geht am Wochenende mit ihren Freundinnen feiern und hat eine komplizierte Ex-Beziehung. Bis sie Hannes an der Bar eines Nachtclubs kennenlernt. Er ist aus Engelhartskirchen, einem oberösterreichischen Dorf, von dem sie bis dahin noch nie gehört hat. Und ganz sicher rechnet sie nicht damit, eines Morgens mit Hannes in diesem Nest aufzuwachen. Als es doch passiert, lassen die Klischees zunächst grüßen: Kühe, Knödel, Kirchturmglocken. Dann aber bemerkt Anna Maria, dass nicht alles ins Bild passen will. Warum gibt es eine Pfarrerin, obwohl das Dorf katholisch ist? Wie kommt es, dass die Frauen hier viel lauter feiern als anderswo? Wo sind die Männer hin? Und was hat das alles mit Kathrin Glock zu tun? Eva Reisinger erzählt eine skandalöse Geschichte über Macht, Freundinnenschaft und weiblichen Zusammenhalt in einem ungewöhnlichen Setting. Eine Tour de Force durch dringliche Themen der Gegenwart, voller popkultureller Poesie.

Eva Reisinger, 1992 geboren, wuchs in der oberösterreichischen Provinz zwischen Zeltfest und Wodkabull auf. Sie studierte in Wien Journalismus, arbeitete in Medienhäusern in Hamburg, Berlin und Istanbul. Ab 2017 baute sie einen Österreich-Schwerpunkt für das junge Medium der ZEIT auf und berichtete als Korrespondentin aus dem Nachbarland. Ihr erstes Buch »Was geht, Österreich?« erschien 2021 bei Kiepenheuer& Witsch. Für ihren Debütroman erhielt sie das Start-Literaturstipendium der Stadt Wien. Sie lebt als freie Autorin mit ihrer Hündin Frieda in Wien und träumt vom Matriarchat.

Anna Maria weiß, wo sie ist. Sie weiß nicht, wie sie das findet. Sie blinzelt und dreht sich an einem Samstagmorgen zur Seite. Hannes’ Decke liegt in der Mitte gefaltet auf dem Bett. Der Polster ist aufgeschüttelt. Sie streicht mit dem Handrücken darüber, er ist kalt. Sie blickt auf das FM4-Poster an der Tür und die schwere Kommode daneben. Die Sticker beweisen, dass sie schon in seinem Zimmer stand, als er noch jünger war. Dass da einmal mehr Plakate an den Wänden waren, zeigen die Rückstände des Klebers. Nachdem sie die Jogginghose zwischen ihren Kisten entdeckt hat, geht sie barfuß die knarrenden Stufen nach unten, das alte Holz macht seine eigenen Geräusche. Die Stufen werden schmaler, sie hält sich am Geländer fest. Im Vorhaus angekommen öffnet sie die massive Tür. Sie blieb wie die Balken und die Stiege bei der Renovierung des Bauernhauses erhalten. Der Frühstückstisch ist gedeckt, Hannes ist aber nicht da. Aus der türkis-weiß bemalten Kanne leert sie schwarzen Kaffee in die dazu passende gemusterte Tasse. Sie nimmt einen Schluck mit einem lauten Schmatzen. Vor ihr stehen Speck, Joghurt und unterschiedliche Käsesorten. Rechts ein Brotkorb mit dunklen Bauernbrotscheiben und links ein oranges Glas mit der AufschriftJacobs Marillenmarmelade. Gierig schmiert sie eine dicke Schicht Butter auf ein Brot, darauf