3x3 Impulse zur
Worship-Kultur
Albert Frey
Ich freue mich, dass mit diesem Buch, mit der Initiative „Theologie& Lobpreis“ und mit vielen anderen Initiativen in der Kirche und in der christlichen Musikszene das Thema Worship weiterentwickelt wird und ich mit meinem Artikel das Kapitel „Musik& Klänge“ eröffnen darf. Genau genommen ist die aktuelle junge „Generation Lobpreis“ bereits die vierte Generation, seit in den 1960ern die Verbindung von Popmusik und Gebetstexten einen weltweiten Siegeszug antrat. Demnach würde ich mich mit meinen ersten Worship-Erfahrungen in den 1980ern in der zweiten Generation verorten und kann jetzt schon als „Großvater“ sprechen, hoffentlich mit der entsprechenden Weisheit! Jede Generation hat selbst einen Weg von der ersten Naivität über sich steigernde Komplexität und Selbstkritik bis hin zur Reife zu gehen.
Aber auch insgesamt steht die Worshipkultur – zwischen traditioneller Kirchenmusik und übertriebener Jugendkultur, konservativer Radikalisierung und Zersplitterung in einzelne Szenen – in vielen Spannungen und an einem entscheidenden Punkt: Wird es gelingen, den Zauber des Anfangs zu einer reifen und gesunden Kultur weiterzuentwickeln, an der viele teilhaben können? Oder wird diese Musik mit ihren Formen und Inhalten immer mehr zum Klischee, ja, zum Feindbild? Als Eröffnungsbeitrag zu dieser wichtigen Diskussion und Reflektion möchte ich meine Erkenntnisse und Beobachtungen der letzten Jahre in 3x3 Impulsen auf den Punkt bringen:
Gott ist nah
Es ist und bleibt das Frohe an der Frohen Botschaft und das Gute an der Guten Nachricht: Gott ist nah, das Reich Gottes ist mitten unter uns, Gott wendet sich den Menschen voller Gnade und Liebe zu. Lobpreislieder bringen diese Nähe nicht nur durch ihre Texte, sondern auch durch die Musiksprache zum Klingen. Persönlich, emotional, ohne historische und kulturelle Distanz. Das thematisiert nicht nur die „persönliche Beziehung zu Gott“, die Vater- und Mutterliebe Gottes, die Freundschaft mit Jesus und dem Heiligen Geist, es ermöglicht sie, gibt ihr Raum und Nahrung. Es ist meine Überzeugung, dass diese beglückende Erfahrung der Nähe, des Angenommenseins und der Zugehörigkeit – individuell und kollektiv – die Basis unseres Glaubens ist.
Wenn Lobpreis in diesem Sinne provoziert, dann ist es eine gute Provokation: Kann man so kindlich glauben? Ja – und nur so finden wir den Eingang in dieses geheimnisvolle Reich Gottes (Mk 10,5). Ist Lobpreis nur etwas für besonders Emotionale oder Fromme? Nein – uns allen steht die Tür zur himmlischen Party offen! Warum finden dann viele keinen Zugang, bleiben in der Distanz? Vielleicht, weil sie den Schritt auf die Tanzfläche noch gar nicht gewagt haben und als Beobachtende von außen nicht beurteilen können, wie schön und befreiend dieser „göttliche Tanz“ ist. Und vielleicht, weil wir Kirchenmusiker:innen und Lobpreisleiter:innen als „Gottes Discjockeys“ unseren Job nicht gut genug gemacht haben! Diesen Markenkern, nicht nur der Lobpreissongs, sondern der christlichen Botschaft überhaupt, sollten wir bewahren, entdecken, zugänglich machen und immer wieder neu gestalten!
Gloria
Lobpreis ist keine Neuerfindung der letzten Jahrzehnte. Von den Psalmen Israels über die gregorianischen Gesänge des Mittelalters und die Messen großer Komponisten bis zu den Reformationsliedern klingt das Lob Gottes durch alle Zeiten. Aber vielleicht stand es in der sperrigen Kirchenmusik der letzten 100 Jahre, im Neuen Geistlichen Lied und bei den christlichen Liedermachern nicht mehr so im Fokus. Erst ein „So groß ist der Herr“ (ein internationaler Hit der Nullerjahre von Chris Tomlin, der heute noch weltweit viel gesungen wird) konnte wieder inhaltlich, aber auch durch seine Reichweite und seinen Mut zum Pathos an „Großer Gott, wir loben dich“ anknüpfen. So steht die Lobpreisbewegung für die Wiederentdeckung eines kraftvollen u