2. Heiliger Krieg
Sarai Tafara betrachtete sich in einem trüben Spiegel, während sich die Frauen ihrer Familie kichernd und flüsternd um sie scharten, um ihr den reich verzierten, von Goldmünzen glitzernden Brautschleier abzunehmen, der die Stellung ihrer Familie in geziemender Weise zur Geltung brachte. Schließlich war Sarai mit dem großen Haj Amin Husseini verwandt und ihr Bruder Jassar war vor Kurzem in der Armee der heiligen Krieger zum Hauptmann ernannt worden.
Obwohl Sarai erst im vergangenen Winter fünfzehn geworden war, hatte sie bereits daran gezweifelt, dass sie jemals heiraten würde, da der Preis, den ihr Vater für ihre Hand angesetzt hatte, stattliche 600 britische Pfund betrug. Noch mehr hatte sie jedoch gefürchtet, dass solch eineMohar nur ein reicher, aber alter, spitzbäuchiger Kaufmann aufzubringen vermochte. So hatte sich Sarai in manch einer Nacht in den Schlaf geweint. Aber Allah war ihr wohlgesonnen gewesen! Sie warf mit einem glücklichen Lachen die Hände in die Höhe, sodass ihre goldenen Armreifen klirrten.
»Dein Bruder Jassar hat dir gute Dienste geleistet, Sarai«, flüsterte die ältere Schwester ihr zu. »Dein Bräutigam sieht wirklich sehr gut aus! Und vor allen Dingen ist erjung!«
Sarai umarmte ihre Schwester überschwänglich. »Nun heiratet auch die letzte Tochter aus unserer Familie. Ich hätte nie geglaubt, dass es noch dazu kommen würde.«
»Aber du bist doch die hübscheste«, wandte ihre Mutter mit Tränen in den Augen leise ein. »Ich bedaure nur, dass die Hochzeit nicht in Jerusalem stattfinden kann. Hier in Deir Jassin, dem staubigsten aller palästinensischen Dörfer, zu heiraten … !«
»Ach, Mutter!«, unterbrach sie das junge Mädchen überschwänglich. »Das macht doch nichts! Wenn sich der Bräutigam versteckt halten muss, ist es nur recht und billig, dass seine Braut zu ihm kommt.«
Die Frauen kicherten vielsagend und Sarai errötete, als ihre Mutter hinzufügte: »Natürlich! Und ich glaube bestimmt, dass mich bald meine Enkelkinder besuchen werden, meine Tochter.« Sarai tupfte sich die Augen, während ihre Mutter beharrte: »Dennoch wäre es für eine Kusine Haj Amins passender gewesen, in Jerusalem zu heiraten.«
Sarais Schwester zupfte sie am Saum ihres langen Gewandes. »Du weißt doch, Mutter«, erklärte sie, »dass alle Fremden den Bräutigam meiner Schwester hängen sehen wollen. Die Juden wollen seinen Tod, weil er an der Zerstörung der Jewish Agency beteiligt war. Die Amerikaner trachten ihm nach dem Leben, weil er einen ihrer Wagen zu dem Bombenanschlag benutzt hat, und die Engländer, um zu dem