: Amanda Cox
: Der Laden der unerfüllten Träume
: Francke-Buch
: 9783963628009
: 1
: CHF 14.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Wenn wir durch eine gebrochene Linse schauen, können wir manchmal etwas Wunderbares und Unerwartetes sehen.« Im Rückblick kann Glory Ann nur staunen, wie aus den Scherben ihres Lebens immer wieder etwas Neues und Schönes entstanden ist. Das Kaleidoskop, das ihr Mann ihr einst geschenkt hat, ist der Ladenbesitzerin zum Sinnbild für ihr Leben geworden: Als sie mit 19 Jahren mit einem Mann verheiratet wurde, den sie sich nicht selbst ausgesucht hatte, schien das Glück sie verlassen zu haben. Damals ahnte sie nicht, welche Kraft die Liebe ihres Mannes entfalten würde. Jahre später steht Glory Anns Enkelin Sarah vor den Trümmern ihres Lebens. Doch als sie hört, dass der Laden ihrer hochbetagten Großmutter vor dem finanziellen Ruin steht, erwacht ein alter Traum zu neuem Leben. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter will sie den Laden in eine gute Zukunft führen. Leider ist ihre Mutter Rosemary rigoros dagegen. Sie hat ihre Gründe ... Ein Generationenroman über drei starke Frauen und ihre Geheimnisse, über Liebe, Schmerz, Hoffnung und die erlösende Kraft der Wahrheit.

Amanda Cox ist Theologin und Seelsorgerin. In der langjährigen Beratung und Begleitung von Menschen hat sie Erfahrungen gesammelt, die sie zur Entwicklung der vielschichtigen, facettenreichen und emotional anrührenden Charaktere ihrer Romane inspirierten. Mit ihrem Mann und drei Kindern lebt sie in Tennessee. www.amandacoxwrites.com Instagram: amandacoxwrites Facebook: Amanda Cox Writes

Kapitel 1

Heute

Sarah schob mit ihrem nackten Fuß den Kleidungshaufen vom Abend zuvor, aus dem das Designer-Label ein wenig zu auffällig herausragte, beiseite. Dann zog sie die Schublade der Kommode in ihrem alten Kinderzimmer auf, in der zweifellos noch alles ganz genau so lag, wie sie es vor zwölf Jahren zurückgelassen hatte. Ein unverkennbarer Lavendelduft strömte ihr entgegen.

Der vertraute Anblick ihrer Lieblings-T-Shirts und der Duftsäckchen, die Mama in jede Schublade legte, linderte den Schmerz in ihrer Brust. Dieser Schmerz war ihr bis auf die Veranda und zur Haustür ihrer Mutter in Brighton, Tennessee, gefolgt.

Sie holte ein T-Shirt und abgeschnittene Shorts aus der Schublade und schlüpfte anstelle ihres geborgten Nachthemds hinein, erleichtert, dass sie immer noch in die alten Shorts passte und den Reißverschluss mühelos schließen konnte. Sarah stand vor dem großen Spiegel in der Ecke und betrachtete ihr Spiegelbild. Das ausgewaschene T-Shirt mit dem Aufdruck »Old Depot Grocery« saß ein wenig enger, als ihr lieb war, aber es passte noch. Ihr Blick wanderte nach unten zu den großen, eckigen Pflastern, die ihre Mutter auf ihre Knie geklebt hatte, um die Schnitte zu schützen, die Sarah erst registriert hatte, als ihre Mutter in der Nacht zuvor auf das getrocknete Blut gedeutet hatte.

Das Bild im Spiegel wirkte wie eine Zeitreise: ein Mädchen mit aufgeschlagenen Knien – wenn sie verdrängte, dass die Verletzungen an ihren Knien nicht von einem Sturz mit den Rollschuhen stammten.

Der köstliche Geruch von Mamas berühmten Waffeln mit Soße drang unter der Tür hindurch ins Zimmer. Sarah passte jetzt vielleicht noch in die Kleidung aus ihrer Schulzeit, aber wenn Mama anfinge, sie zu mästen, wäre das bald vorbei.

Sie ging barfuß über den abgetretenen beigen Teppich durch den Flur ins Badezimmer, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als sie den Blick hob, um den Korb mit den Handtüchern zu suchen, die ihre Mutter im Regal neben dem Waschbecken aufbewahrte, entdeckte sie ein großes Tritonschneckengehäuse von ihrer Hochzeitsreise mit Aaron vor sechs Jahren. Ein Geschenk, das sie ihren Eltern geschickt hatten.

Sarah hielt sich die Muschel ans Ohr und lauschte, ob sie die Wellen rauschen hören konnte. Sie war damals Hand in Hand mit ihrem Mann am Strand spazieren gegangen und vor ihnen hatte sich ein Ozean an Möglichkeiten ausgebreitet. Sie legte die Muschel ins Regal zurück und nahm ein Handtuch.

Dann versuchte sie, mit dem weichen Frotteestoff diese Erinnerungen wegzuwischen. War es möglich, im Leben die Resettaste zu drücken und noch einmal von vorne anzufangen? So zu tun, als hätte es nie etwas anderes gegeben als diese ländliche Kleins