: W. Lee Warren
: Entscheidungen an der Schwelle des Todes Ein Gehirnchirurg zwischen Glaube, Zweifel und Hoffnung
: Francke-Buch
: 9783963627965
: 1
: CHF 15.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 378
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dr. W. Lee Warren ist ein weltweit anerkannter Neurochirurg - und überzeugter Christ. In dieser spannenden Autobiografie erzählt er, wie er alles daran setzt, seinen Patienten nicht nur eine exzellente Behandlung zukommen zu lassen, sondern sie ganzheitlich zu begleiten. Dabei ist es sein Glaube, der ihm immer wieder neu die Kraft gibt, Patienten und Angehörige mit oft schweren Diagnosen zu konfrontieren, sie auf komplizierte Operationen vorzubereiten und Entscheidungen an der Schwelle des Todes zu treffen. Mit Patienten zu beten, für die eigentlich keine Hoffnung mehr besteht, ist für ihn kein Widerspruch. Doch dann wird das Gottvertrauen des gefeierten Gehirnchirurgen durch einen Schicksalsschlag in seiner Familie noch einmal ganz anders auf die Probe gestellt. Kann ihm sein Glaube auch jetzt noch Halt und Hoffnung geben? »Wenn Sie Ihren Glauben vertiefen wollen und sich dafür interessieren, was ein brillanter Chirurg denkt, dann haben Sie sich mit dem Buch von Lee Warren genau für das richtige entschieden. Es ist ein Genuss, es zu lesen. Jedenfalls war es das für mich.« Max Lucado

Dr. W. Lee Warren ist Gehirnchirurg und Autor. Er spielt Gitarre und liebt es, Verbindungen zwischen dem christlichen Glauben, der Wissenschaft und der Realität des Lebens herzustellen. Er lebt mit seiner Frau Lisa in Wyoming. www.wleewarrenmd.com Instagram: drleewarren Facebook: W. Lee Warren, MD

2. Happy birthday, weniger happy

Wenn man Menschen bittet, tapfer zu sein,
dann erwartet man von ihnen,
dass sie ganz neu über das nachdenken, was ihr Leben ausmacht.

Gordon Livingston,Lamm oder Löwe?
30 unbequeme Wahrheiten, um endlich angstfrei zu leben

East Alabama Klinik
Opelika, Alabama, 2008

Ich hatte gerade den ersten operativen Eingriff des Tages hinter mir, als mein Handy einen Summton von sich gab. Ich sah auf das Display.

»Rufen Sie Dr. Stinson in der Notaufnahme an. 35 J., männlich, Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor.«

Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor? Das machte mich neugierig. Anstatt also Dr. Stinson anzurufen, beschloss ich, selbst hinzugehen und mir das Ganze anzusehen.

»Morgen Doc«, sagte Claudette, als ich den Raum betrat. Seit gefühlten dreihundert Jahren schon versah sie ihren Dienst als leitende Sekretärin in der Notaufnahme und war von dort nicht wegzudenken.

»Guten Morgen, was ist das für eine Geschichte?«

»Der Typ hatte so was wie einen Anfall. Auf dem Weg zur Arbeit hat er sein Auto zerlegt. Das MRT zeigt, dass irgendwas nicht stimmt mit ihm. Dr. Stinson hat die Scans.«

Ich machte mich auf den Weg, um Stinson in seinem Arztzimmer aufzusuchen.

»Ach und noch was Doc«, rief Claudette mir hinterher, »heute ist sein Geburtstag.«

Ich schüttelte den Kopf und schob meine Hände ganz tief in die Taschen meines Kittels. Wenn Stinson mit seiner SMS recht hatte, würde das kein besonders schöner Geburtstag für diesen Patienten werden.

Stinson saß vor seinem PC, als ich eintraf, neben ihm ein Stapel Papiere. Auf dem Bildschirm begutachtete er die Röntgenaufnahme eines Brustkorbs, auf der Tastatur hatte er einen angebissenen Donut liegen. Seit 1988 begegne ich diesem Mann nie ohne irgendetwas Essbares in der Hand und doch scheint er von Mal zu Mal dünner zu werden. Da er mit»Ärzte ohne Grenzen« regelmäßig in die unterschiedlichsten Entwicklungsländer reist, frage ich mich, ob er sich vielleicht dabei einen Bandwurm oder so was Ähnliches eingefangen hat. Er ist fast einen Kopf größer als ich und dabei so dünn wie eine Rasierklinge. Er hat gewelltes schwarzes Haar und trägt eine Kippa.

»Hey Stinson«, sagte ich, »schon ’ne Menge Patienten durchgeschleust heute?«

Er schniefte und schnippte etwas Puderzucker von seiner Tastatur. »So um die siebenundachtzig. War mal wieder total verrückt hier unten.«

Wenigstens hat er Sinn für Humor. Hätte er den nicht, würde ihn sein Dienst in der Notaufnahme wahrscheinlich den Verstand kosten.

Er drückte mir die Patientenunterlagen in die Hand. »Traurige Sache, wenn es das ist, wonach es aussieht.«

»Ja«, sagte ich, »zeig mir doch mal die Scans.«

Ein paar Mausklicks