1. KAPITEL
Sieben Monate später
Mühsam öffnete Cole Westmoreland die Augen und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn vom Kopf bis zu den Fußsohlen. Er unterdrückte ein Stöhnen und ballte die Hände zu Fäusten. Blinzelnd blickte er sich um. Er lag auf dem Rücken auf einem Bett, das nicht sein eigenes war.
Mühsam bewegte er den Kopf, um sich umzuschauen. Auch das Schlafzimmer war ihm völlig unbekannt. Eine weitere Schmerzwelle überkam ihn. Er schloss die Augen und fragte sich, wo um alles in der Welt er sich befand.
Er konnte sich daran erinnern, am Flughafen von Bozeman ausgestiegen zu sein. Dann hatte er sich einen Mietwagen besorgt. Er hatte vorgehabt, seine Schwester und ihren Mann zu besuchen. Casey und McKinnon lebten am Stadtrand von Bozeman. Sie rechneten mit seiner Ankunft eigentlich erst in drei Wochen, aber er hatte sie überraschen wollen. Er erinnerte sich auch, dass der Angestellte der Mietwagenniederlassung ihn vor einem nahenden Schneesturm gewarnt hatte. Er hatte diese Warnung ignoriert, weil er sicher gewesen war, sein Ziel noch rechtzeitig zu erreichen.
Aber da hatte er sich offenbar gründlich geirrt.
Voller Vorfreude war er den zweispurigen Highway entlanggefahren, als plötzlich ein böiger Wind aufkam, es in dichten Flocken zu schneien begann und er kaum noch etwas sehen konnte. Er hatte die Hände fest um das Lenkrad geschlossen, doch dann hatte er gespürt, wie er die Kontrolle über das Fahrzeug verlor. Laut fluchend war er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt. Das war das Letzte, an das er sich erinnerte.
Als er ein Geräusch hörte, schlug er die Augen wieder auf und zwang sich, den schmerzenden Kopf zur Seite zu drehen. Sein Blick fiel auf die Frau, die gerade das Zimmer betrat. Er konnte sie nur undeutlich erkennen, aber sie war mit Sicherheit nicht seine Schwester Casey. Während er noch überlegte, um wen es sich wohl handeln mochte, stellte sie einen voll beladenen Wäschekorb auf einen Tisch neben dem Kamin und begann, Kleidungsstücke zu falten.
Ratlos studierte er ihr Profil. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. Er grub in seinem Gedächtnis, um zu ergründen, wo er diese Frau schon einmal gesehen hatte. Er gehörte nicht zu den Männern, die eine schöne Frau so schnell vergaßen. Auch wenn er mit hämmerndem Schädel und schmerzenden Gliedern in einem fremden Bett lag, war er doch in der Lage, eine schöne Frau zu erkennen, wenn er eine vor sich hatte.
Und diese hier war hinreißend schön.
Sie war groß gewachsen und schlank. Ihr glänzendes schwarzes Haar war am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hatte hellbraune Haut, hohe Wangenknochen, eine niedliche Nase und volle, sinnliche Lippen. Er konnte sich daran erinnern, dass er diese Lippen schon einmal begeistert betrachtet hatte. Plötzlich wusste er, wer sie war.
Patrina Foreman.
Er hatte sie letztes Jahr auf der Party seiner Schwester Casey kennengelernt, die seine Stiefmutter Abby und McKinnons Mutter für sie gegeben hatten. Er und sein Bruder Clint waren zu diesem Anlass aus Texas angereist. Cole konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie Patrina ihn vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hatte. Als ihre Blicke sich begegnet waren, hatte ihm der Atem gestockt. Und Patrinas schlanke, aber sehr kurvenreiche Figur hatte ein Übriges getan. Er fühlte sich unwiderstehlich von ihr angezogen.
Wie sein Cousin Durango ihm damals erzählt hatte, war Patrina achtundzwanzig Jahre alt. Folglich musste sie jetzt neunundzwanzig sein. Durango erwähnte auch, dass sie Gynäkologin in Bozeman war und ihren Mann vor einigen Jahren verloren hatte. Er war in Erfüllung seiner Pflicht gestorben.
Dann hatte Cole sie im November auf der Hochzeit von Casey und McKinnon wiedergetroffen. Allerdings hatte er kaum ein Wort mit ihr wechseln können, denn sie war zeitig gegangen. Trotzdem hatte er auch bei dieser kurzen Begegnung wieder die prickelnde Anziehung zwischen ihnen gespürt.
Er beobachtete, wie sie sorgfältig die Wäsche zusammenlegte. Dabei ze