Toronto–Winnipeg, Mo., 22:45 Uhr (E. T.)
bis Mi., 21:15 Uhr (C. T.)
21:45 Uhr. Baxter steht neben seinem Trittschemel und hält Ausschau, reglos, geschmeidig, jederzeit bereit, einen Koffer hochzuhieven, einen Fahrplan zu analysieren, auf den Schaffner zu verweisen, zu nicken, weitere Koffer hochzuhieven oder auch eine Hutschachtel, weitere Fragen zu beantworten, zu nicken und immer wieder zu nicken. Hosenaufschläge schleifen durch den Staub, blanke Stiefelabsätze klackern über den Bahnsteig, ein Kind rennt zum Aussichtswagen, Haarbänder, Manschettenknöpfe, Tickets und Abschiedsbriefe rauschen zu Boden. Hände strecken sich ihm entgegen, halten sich an ihm fest, ziehen ihn an der Jackentasche, fuchteln ihm vor dem Gesicht herum. Eine Woge aus Fahrgästen walzt auf seinen Wagen zu, ein Mahlstrom hektischen Abfahrtstrubels.
R. T. Baxter, Zahnarzt in spe, der einmal Zahnfleisch aufsäbeln und kranke Weisheitszähne ziehen will, steht da, hier, neben seinem Zug, inmitten dieses Wirbelsturms.
Jetzt schon schläfrig.
Ein Fahrgast, der in Baxters Wagen zusteigt, drängelt sich an einer Mutter vorbei, die ihren Knirps am Ellbogen festhält. Der Mann, geformt wie ein Herz, wie eine Mango, verharrt kurz auf dem Trittschemel, ehe er in den Waggon klettert. Mango reckt den gekrümmten Zeigefinger in die Luft und öffnet die trockenen Lippen, aber es entweicht ihnen kein Ton, kein Fragezeichen.
»Sie sind in Abteil C, Sir«, sagt Baxter, obwohl der Schaffner dem Passagier das bereits erklärt hat. Er ist sich nicht sicher, was der Passagier jetzt noch wissen möchte und was der schweigend in die Luft gereckte Zeigefinger zu bedeuten hat. »Willkommen an Bord«, sagt er.
»Mitternacht«, sagt Mango. Er schiebt den Finger in seine Brusttasche, zieht eine Visitenkarte heraus und schnippt Baxter die Karte zu. Die Berufsbezeichnung lautetOptiker. Auf die Rückseite hat der Passagier in winzig kleinen Versalien notiert:
MITTERNACHT. KEINE MINUTE SPÄTER.
Die spitzen Ecken der Karte piksen Baxter in die Fingerspitzen. Um Mitternacht wird er noch beschäftigt sein, Fahrgästen gut zureden, sich in ihre Kojen zu begeben, und über Kissen und Schlafanzüge stolpern. Er hat eine vage Ahnung, was der Mann mit seinen akkuraten Winzbuchstaben sagen will, aber manche Passagiere sind durchtriebene Gesellen, die einem in der einen Sekunde freundlich die Zähne zeigen, um sie in der nächsten arglistig zu fletschen. Er hat keine Zeit, für Mango den Kummerkastenonkel zu spielen, sich seine nächtlichen Bekenntnisse über eine unglückliche Liebesaffäre oder einen lasterhaften Bruder anzuhören, wo er doch Stiefel wichsen und Berichtzettel ausfüllen muss. Um Mitternacht werden noch Passagiere betrunken durch den Wagen torkeln oder nach der Leiter klingeln oder zur Toilette und wieder zurück wanken, ihn mit Fragen belästigen wieWann fährt der Zug durch Octopus? oderWarum ist der Zug langsa