Die Zeiten waren so schlecht, daß der 28jährige Kaiser Franz Joseph kurz vor der dritten Niederkunft seiner Frau in den amtlichen Zeitungen den Willen kundtat, »daß auch bei diesem freudenreichen Anlasse jede kostspielige Festlichkeit unterbleiben, wohl aber auf die Armen und Nothleidenden Rücksicht genommen werden möge«.1 Die Revolution von 1848/49 hatte das Land erschöpft. Die Militärausgaben für das gewaltsame Niederhalten großer unruhiger Provinzen wie Oberitalien und Ungarn erforderten riesige Summen. Ein zu kostspieliges Fest und vor allem höfischer Prunk hätten bei den vielfach belasteten Untertanen nur zu leicht der Funke zu neuen Unruhen werden können.
So aber wurde die Geburt des Kronprinzen Rudolf am 21. August 1858 in Laxenburg bei Wien zum »wahren Feste der Humanität«, wie der »Pester Lloyd« befriedigt konstatierte. Wie der Kaiser es wünschte, gaben die Reichen den Armen wenigstens aus diesem patriotischen Anlaß Almosen. Großgrundbesitzer und Bankiers spendeten für hilfsbedürftige Wöchnerinnen, Findelkinder, Sieche und arme Offizierswitwen. Bäcker verschenkten Brot, einige Gemeinden gaben Brennholz gratis ab. Soldaten erhielten da und dort eine Extraration Fleisch oder Wein. Der Kaiser stiftete in Wien ein neues Krankenhaus, das »Rudolfsspital«, für »mindestens Ein Tausend Kranke ohne Unterschied der Angehörigkeit und Religion«. Die Gemeinde Wien erhielt außerdem noch 20 000 Gulden »vorzugsweise auf die Unterstützung der bedrängten Gewerbs- und arbeitenden Klassen, dann der verschämten Armen«.
Auch die Provinzen nahmen an der Freude des Kaisers teil. Zehn Studienplätze an der Theresianischen Akademie wurden für Jünglinge aus Kroatien und Slawonien, der serbischen Woiwodschaft, d