: Brigitte Hamann
: Kronprinz Rudolf Ein Leben
: Amalthea Signum Verlag GmbH
: 9783903441248
: 1
: CHF 13.40
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Brigitte Hamanns aufsehenerregende und international verbreitete Bücher haben die späte Geschichte des Hauses Habsburg neu ausgerichtet. Unter ihren zahlreichen Publikationen nimmt die Biografie Rudolfs (1858-1889), des Kronprinzen und Rebellen, einen zentralen Platz ein - hier in einer revidierten Fassung, fußend auf dem neuesten Forschungsstand und umfangreichem Bildmaterial. Nachzulesen ist das Lebensbild eines Mannes, der das alte Habsburgerreich mit maßgeblicher Hilfe bürgerlicher Intellektueller und Abschaffung der Vorrechte des Adels modernisieren und seine Vision eines modernen, liberalen Staates verwirklichen wollte, und zwar in Harmonie mit den Nachbarn, auch Frankreich und England. Sein politisches Ziel war ein vereintes Europa liberaler Staaten. Der Politiker Rudolf stand auf der Höhe seiner Zeit, konnte sich aber gegen die starre Hierarchie des Kaiserhofes nicht durchsetzen. Eine schwere Krankheit schwächte schließlich seine Tatkraft und bestärkte seine Hoffnungslosigkeit. Als er realisierte, dass seine Chance dahinschwand, jemals den Thron zu besteigen, setzte er seinem Leben ein Ende. Dass er dabei die siebzehnjährige schwärmerische Mary Vetsera mit in den Tod nahm, verdunkelt sein Leben in der Geschichte. Die Geschichte von Rudolfs tragischem Leben spiegelt das Dilemma des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn am Ende des 19. Jahrhunderts und gibt so ein aufschlussreiches historisches Bild einer zu Ende gehenden Epoche.

Brigitte Hamann (1940-2016), Dr., in Essen geboren, studierte Germanistik und Geschichte in Münster und Wien und wurde 1965 durch Heirat Österreicherin. 1978 dissertierte sie über das Leben von Kronprinz Rudolf. Spezialisiert auf die österreichische Geschichte bis 1914, legte sie zahlreiche Publikationen, insbesondere zur Geschichte der Habsburger, vor, darunter: »Kronprinz Rudolf. Ein Leben«, »Elisabeth. Kaiserin wider Willen«, »?Meine liebe, gute Freundin!? Die Briefe Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt«, »Elisabeth. Bilder einer Kaiserin«.

1. Kapitel


KINDHEIT AM WIENER KAISERHOF


Die Zeiten waren so schlecht, daß der 28jährige Kaiser Franz Joseph kurz vor der dritten Niederkunft seiner Frau in den amtlichen Zeitungen den Willen kundtat, »daß auch bei diesem freudenreichen Anlasse jede kostspielige Festlichkeit unterbleiben, wohl aber auf die Armen und Nothleidenden Rücksicht genommen werden möge«.1 Die Revolution von 1848/49 hatte das Land erschöpft. Die Militärausgaben für das gewaltsame Niederhalten großer unruhiger Provinzen wie Oberitalien und Ungarn erforderten riesige Summen. Ein zu kostspieliges Fest und vor allem höfischer Prunk hätten bei den vielfach belasteten Untertanen nur zu leicht der Funke zu neuen Unruhen werden können.

So aber wurde die Geburt des Kronprinzen Rudolf am 21. August 1858 in Laxenburg bei Wien zum »wahren Feste der Humanität«, wie der »Pester Lloyd« befriedigt konstatierte. Wie der Kaiser es wünschte, gaben die Reichen den Armen wenigstens aus diesem patriotischen Anlaß Almosen. Großgrundbesitzer und Bankiers spendeten für hilfsbedürftige Wöchnerinnen, Findelkinder, Sieche und arme Offizierswitwen. Bäcker verschenkten Brot, einige Gemeinden gaben Brennholz gratis ab. Soldaten erhielten da und dort eine Extraration Fleisch oder Wein. Der Kaiser stiftete in Wien ein neues Krankenhaus, das »Rudolfsspital«, für »mindestens Ein Tausend Kranke ohne Unterschied der Angehörigkeit und Religion«. Die Gemeinde Wien erhielt außerdem noch 20 000 Gulden »vorzugsweise auf die Unterstützung der bedrängten Gewerbs- und arbeitenden Klassen, dann der verschämten Armen«.

Auch die Provinzen nahmen an der Freude des Kaisers teil. Zehn Studienplätze an der Theresianischen Akademie wurden für Jünglinge aus Kroatien und Slawonien, der serbischen Woiwodschaft, d