Äußere Einflüsse auf den Hormonstatus
Auch Stoffe aus der Umwelt und Stress können unser Hormonsystem negativ beeinflussen. Dagegen helfen Entgiftung, bestimmte Fettsäuren und pflanzliche Hormone.
Viele äußere Einflüsse wirken auf unser Hormonsystem ein. Neben körperlichen und emotionalen Belastungen sowie einseitiger, nährstoffarmer Ernährung haben hormonell wirksame Substanzen aus der Umwelt, sogenannte endokrine Disruptoren (Endocrine Disrupting Chemicals, EDCs), einen starken Einfluss und können das sensible Hormonsystem aus der Balance bringen. Diese Substanzen sind in allen Bereichen des Lebens zu finden. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten etwa 800 Chemikalien als potenziell hormonwirksame Substanzen, bei 300 wurde die gesundheitsschädliche hormonelle Wirkung nachgewiesen. Schon 2013 stufte die WHO diese chemischen Substanzen als »globale Bedrohung« ein.▶ [2]
Ursachen für Hormon-Dysbalancen können in unserem Lebensstil liegen.
Hormonelle Belastungen aus der Umwelt
Umwelthormone befinden sich in der Atemluft, in Produkten des täglichen Gebrauchs, in Einrichtungsgegenständen, in der Kleidung, in Lebensmitteln und im Wasser. Sie werden über die Lungen, die Haut und den Verdauungstrakt in den Körper aufgenommen.
In der Atemluft können sich EDCs frei bewegen oder an Staub oder Mikroplastik gebunden sein. So gelangen sie über die Lungen mit dem Sauerstoffaustausch ins Blut. In Kosmetikprodukten werden sie als Konservierungsstoffe und UV-Filter verwendet. In der Kleidung sind sie als Kunstfasern und als Flammschutzmittel enthalten und kommen so über die Haut in unseren Körper. Aus Plastikverpackungen gelangen EDCs in Lebensmittel, sie sind aber auch in Pestiziden wie Glyphosat enthalten. So werden sie im Dünndarm mit den Nährstoffen in den Körper aufgenommen. Nach neuesten Erkenntnissen nehmen Pflanzen auch direkt Mikroplastik über die Wurzeln auf und können mit den darin enthaltenen hormonwirksamen Substanzen belastet sein.▶ [3]
So kommen wir alle täglich in Kontakt mit den hormonwirksamen Substanzen wie Parabenen, Phthalaten, Padimaten sowie UV-Filtern und vor allem mit Bisphenol A (BPA). Wahrscheinlich ist jede einzelne Aufnahme sehr gering, doch die Summe aller aufgenommenen hormonwirksamen Substanzen nimmt großen Einfluss auf unser Hormonsystem.
Bisphenol A
Die britischen Biochemiker Charles Dodd und Wilfried Lawson entdeckten 1936 das Bisphenol A (BPA), als sie versuchten, ein synthetisches Östrogen, das dem weiblichen Östrogen entspricht, zu finden. Zu dieser Zeit wurde als Verhütungsmittel das Östrogen aus der Milch trächtiger Stuten gewonnen, was aufwendig und teuer war. Das BPA hatte eine relativ schwache östrogene Wirkung und war deshalb für die medizinische Verwendung uninteressant.
An der Case Western University entdeckte Patricia Hunt mit ihrem Team die Möglichkeit, aus BPA Kunststoff herzustellen. Durch spezielle Verfahren entstehen Polycarbonat, Epoxidharze und Polyester. Seitdem ist BPA für die Kunststoffindustrie unentbehrlich und mit 3,8 Millionen Tonnen jährlich die am meisten produzierte Industriechemikalie weltweit.
In der Wissenschaft bestand lange die Annahme, dass Bisphenol A nicht vom Körper aufgenommen wird. Das ist ein Irrtum, denn schon im Jahr 2002 konnte der Toxikologe Gilbert Schönfelder an der Universität Würzburg BPA im Blut von Schwangeren, im Nabelschnurblut und im Urin von Neugeborenen nachweisen.▶ [4]
Einerseits ist BPA der Ausgangsstoff von Kunststoffen, Harzen und Flammschutzmittel, andererseits wird es Kunststoff und Plastikprodukten zugesetzt, um sie stabiler, bruchsicherer und reißfester zu machen. In fast allen Haushaltsgeräten, zum Beispiel Wasserkochern, Kaffeemaschinen, Plastikverpackungen, Vorratsbehältern, Kinderspielzeug, Mikrowellen- und K