: Christian Gruenler
: EUROCAN 2033 Roman
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958905887
: 1
: CHF 7.90
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 752
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Jahr 2033 ist Sophie Hartmann als junge Ministerin Teil des Kabinetts der Bundeskanzlerin Annalena Baerbock und dort für Europafragen zuständig. Als die Kanzlerin nach einem Attentat durch serbische Nationalisten zurücktritt, wird Sophie Hartmann mit den Stimmen der GRÜNEN und der CDU/CSU zur Nachfolgerin gewählt. Die Unionsparteien hoffen, dass sich die 39-jährige Politikerin in den vier Monaten bis zur nächsten Bundestagswahl gründlich blamiert und dann ein Unionskandidat die Wahl gewinnt. Genau in dieser Zeit entwickelt sich ein internationaler Konflikt, in dem Sophie eine Schlüsselrolle zufällt. Im Jahr davor, im Oktober 2032, feiert Wladimir Putin seinen 80. Geburtstag, und er ist immer noch an der Macht. Die deutsche Firma Hydro-Bakt hat eine Technologie zur kostengünstigen Produktion von grünem Wasserstoff auf der Meeresoberflache entwickelt - für Russlands Geschäft mit fossilen Brennstoffen eine strategische Bedrohung. Putin entschließt sich daher im Frühjahr 2033, ein russisches U-Boot zu den Versuchsfeldern der Firma Hydro-Bakt zu schicken, um mit einem Sabotageakt diese Technologie zu diskreditieren. Bei Island wird das U-Boot entdeckt und manövrierunfähig geschossen, die Besatzung beantragt Asyl in den USA, die geheime Operation fliegt auf. Russlands Regierung leugnet den Sabotageakt und schickt Seestreitkräfte Richtung Island. In den USA ist gerade eine Präsidentin ins Weiße Haus eingezogen, die ihren Wählern versprochen hat, sich vor allem um die USA zu kümmern und das internationale Engagement der Vereinigten Staaten zurückzufahren. Die Europäer müssen den Konflikt mit Russland also weitgehend selbst in den Griff bekommen. Als Russlands Truppen die Färöer-Inseln und Island besetzen, steht Sophie Hartmann als deutsche Bundeskanzlerin vor der größten Herausforderung ihres Lebens ...

Christian Gruenler ist Politikwissenschaftler und Buchautor. Nach dem Studium in Konstanz und Grenoble und einer Promotion an der humanistischen Universität Utrecht konnte er als international tätiger Finanzmanager und Stiftungsberater das Räderwerk der internationalen Politik jahrzehntelang hautnah miterleben. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (Berlin) und des International Institute for Strategic Studies (London).

2032 Sept 10, Freitag
Moskau


Wladimir Wladimirowitsch Putin schob den schweren Vorhang ein Stück zur Seite und hatte nun einen guten Blick nach unten auf den Innenhof des Kremls. Er schaute den Touristenmassen, die sich, wie jeden Tag, über den Hof wälzten, zufrieden zu. Der Himmel war blau und nur ein paar malerische Wölkchen waren zu sehen, die Touristen genossen den schönen und milden Septembertag. Es war noch früh am Tag, aber der Kreml war schon geöffnet für Reisegruppen, die in geführten Touren die Rüstkammer, den Glockenturm »Ivan der Große« und die Diamantenschmucksammlung der Zaren, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in diesem geschichtsträchtigen Gebäude also, sehen durften. Die Touristen, die unten im Innenhof des Kremls herumstanden und warteten, bis ihre Führung begann, machten ständig Fotos und Videos mit ihren Handys, so wie Touristen das eben machen. Er hatte die Fenster des gesamten Stockwerks verspiegeln lassen – zum Entsetzen der Bauabteilung des Kremls, die auch für den Denkmalschutz zuständig war.

Er fand es gut, dass sich die Leute der Bauabteilung Sorgen um den Kreml machten, um das gemeinsame Erbe des Vaterlandes. Aber er war nun einmal der Präsident und der Kreml war damitsein Palast. Als ihm einer seiner Informanten zugetragen hatte, dass in der Bauabteilung Kritik über die Verspiegelung der Fenster geflüstert wurde, hatte er nur gelächelt und nichts weiter unternommen. Man musste natürlich aufpassen auf solche Entwicklungen, das wusste Putin aus jahrzehntelanger Erfahrung sehr genau. Kritik am Präsidenten war gefährlich und musste im Prinzip sofort im Keim erstickt werden. Aber die Kritik an der Verspiegelung der Fenster war okay, denn darin sah er auch Vaterlandsliebe. Die Leute in der Bauabteilung wollten das historische Erbe Russlands bewahren, und solange sie nicht generell an seiner Person oder an seiner Präsidentschaft herummeckerten, hatten sie nichts zu befürchten.

Jedenfalls konnte er seit der Verspiegelung der Fenster sicher sein, dass keiner der Besucher ihn sehen konnte. Trotzdem zuckte er unwillkürlich immer wieder leicht zurück, wenn einer in seine Richtung nach oben schaute und seine Handykamera auf das Fenster richtete, hinter dem er stand. Er