: Sakine Suba?i-Piltz
: Die Dialektik des Antirassismus und die Herausbildung feministischer Selbstkonzepte in der Migrationsgesellschaft
: Books on Demand
: 9783757875763
: 1
: CHF 7.60
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: Kulturgeschichte
: German
: 676
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Diese Studie ist eine grundlegende Arbeit zur Intersektionalität die sich von der bisherigen deutschsprachigen Forschung insbesondere (selbst-)kritisch absetzt und damit der Intersektionalität eine neue Ausrichtung als feministisch-antirassistische Migrationsforschung gibt. Der gängige Antirassismus bleibt dagegen als der patriarchale Bruder der Intersektionalität zurück. Diese theoretische Neuausrichtung wird hier durch eine Aufarbeitung und Reflexion der gesellschaftlichen Position und Positionierung von türkeistämmigen Migrantinnen in Deutschland und Frankreich im Generationenverlauf hergestellt.

Sakine Suba?i-Piltz ist mit drei Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland eingewandert. Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist sie in Schleswig-Holstein, in Henstedt-Ulzburg. Nach dem Abitur folgte das Pädagogik-Studium, das sie an der Uni Vechta in Niedersachsen absolvierte. Danach hat sie Philosophie, Ethnologie und Deutsch, Mathe und Kunst auf Lehramt studiert. Ethnologie und Lehramt hat sie an der Goethe Universität in Frankfurt am Main studiert. An der Goethe Universität wurde sie schließlich auch in Erziehungswissenschaften promoviert. Sie lebt in Frankfurt am Main.

Intersektionalität und die Unterschiede zwischen Frauen

Aus dem amerikanischen Kontext sensibilisiert uns Crenshaw für unterschiedliche gesellschaftliche Positionen von Frauen folgendermaßen: „So waren Schwarze Frauen z.B. traditionell immer weit zahlreicher außerhalb des eigenen Haushalts erwerbstätig als weiße Frauen. Eine Analyse des Patriarchats, die auf die Geschichte der Exklusion weißer Frauen aus dem Berufsleben abstellt, könnte daher den Schluss zulassen, dass Schwarze Frauen nicht von dieser geschlechtsspezifischen Erwartung betroffen waren. Doch die Tatsache, dass Schwarze Frauen arbeiten müssen, steht im Konflikt zu der Norm, dass Frauen nicht arbeiten sollten.“ (Crenshaw, K. 2010, S. 44)

Das heißt, dass die Rassifizierung mit der Geschlechterrolle etwas macht, so dass die Unterdrückung der weißen Frauen, die zum Teil damit einhergeht, als schwaches Geschlecht angesehen zu werden - womit ja ihre Bevormundung und in gewisser Weise auch ihr Eingesperrtsein ins Häusliche Jahrhunderte lang legitimiert wurde - fast schon zum Privileg gegenüber den rassifizierten Frauen wird, die dagegen als stark genug betrachtet werden und auch wurden, um schwerste Arbeiten verrichten zu können.

Dies ist in Bezug auf türkeistämmige Frauen, die in der großen Masse erst durch die Anwerbung von Gastarbeitern und Gastarbeiterinnen gekommen sind, in der Bundesrepublik historisch zumindest ähnlich nachzuweisen. Die Frauenlohnarbeit (vgl. in diesem Buch das entsprechende Kapitel) hat sich erst im Zuge der Einwanderung erweitert. Bis in die 1970er Jahre durften deutsche Frauen nicht berufstätig sein, wenn ihre Männer, beziehungsweise Väter (also ihre männlichen Vormünder) damit nicht einverstanden waren. (Vgl. ebd.) Ihre Berufstätigkeiten bezogen sich zudem zunehmend mehr auf leichte Arbeiten, auf sogenannte Bürotätigkeiten und sollten vor allem in der Regel nicht länger als halbtags sein. Sie galten im Arbeitsleben eindeutig als das schwache Geschlecht und soll