1. KAPITEL
Caroline huschte hinter eine Gruppe von Frauen mittleren Alters und duckte sich ein wenig, um von den beiden jungen Debütantinnen, die danebenstanden, nicht gesehen zu werden. Sie spitzte die Ohren, um zu verstehen, worüber sie sprachen.
„Es ist ja nicht so, dass sie hässlich wäre“, sagte Rebecca Preston in wichtigtuerischem Ton. Caroline wusste genau, dass die junge Frau jetzt ihren hübschen Kopf schräg hielt, als wüsste sie genau über alles Bescheid und suchte nur nach den passenden Worten, um es auszudrücken.
„Nein“, stimmte Sophie Saltwell zu, „nicht direkt hässlich.“
Caroline verzog das Gesicht. Immerhin war sie nicht durch und durch hässlich.
„Nur ein wenigdürr. Und alt.“
„Viel zu alt.“
Das konnte Caroline nicht bestreiten. Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie in den Augen möglicher Verehrer ihre beste Zeit längst hinter sich gelassen.
„Ich an ihrer Stelle würde ich mich jetzt in Würde zurückziehen“, meinte Miss Preston, und Caroline hätte beinahe gelacht. Miss Preston wurde allgemein alsder Diamant der Saison angesehen, und da sie dichtes goldglänzendes Haar und leuchtend blaue Augen hatte, störte es anscheinend keinen der heiratswürdigen Gentlemen, wie herzlos und oberflächlich sie war. Bis Weihnachten würde sie gewiss mit Heiratsanträgen überhäuft werden und bis zum Frühjahr mit einem reichen Titelträger verheiratet sein. Die Vorstellung, dass Miss Preston sich würdevoll von der Suche nach einem Ehmann zurückziehen würde, war absurd.
„Steht sie nicht irgendwie mit dem Duke of Heydon in Verbindung?“ Trotz des Lärms im Ballsaal hörte Caroline ein sehnsüchtiges Seufzen bei der Erwähnung von James’ Namen.
„Es ist keine romantische Beziehung.“
An diesem Punkt wäre Caroline normalerweise hervorgetreten und hätte die tratschenden Debütantinnen mit einem eisigen Blick und einem bissigen Kommentar bedacht, um sie zu beschämen. Doch die Worte der Mädchen waren der unbequemen Wahrheit ein wenig zu nahe gekommen, darum wollte sie sich jetzt lieber unbemerkt entfernen.
Sie drehte sich leise um, denn sie wollte gar nicht hören, was die beid