: Marie Ferrarella
: Zehn Jahre und eine Hochzeitsnacht
: Cora Verlag
: 9783751522069
: Digital Edition
: 1
: CHF 2.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Als Brautausstatterin muss Gina ausgerechnet mit ihrem Ex Shane, einem renommierten Konditor, für eine Hochzeit zusammenarbeiten. Vor zehn Jahren hat sie ihre Verlobung gelöst, weil sie sich zu jung für die Ehe fühlte. Jetzt würde sie selbst gern 'Ja, ich will' flüstern ...



<p>Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die sie bisher gewann, zählt beispielsweise der RITA-Award. Als Kind verbrachte Marie Ferrarella ihre Freizeit vor dem Fernseher, häufig schrieb sie die Drehbücher einiger Fernsehserien um und spielte dann selbst die Hauptrolle. Sie träumte von einer Karriere als Schauspielerin. Im Alter von elf Jahren verfasste sie ihren ersten Liebesroman, allerdings war ihr nicht bewusst, dass es sich um eine klassische Romance handelte. Während ihrer Collegezeit begann sie sich immer mehr für den Beruf einer Autorin zu interessieren und gab den Gedanken an eine Schauspielkarriere auf. Nach ihrem Abschluss, einem Master Degree in Shakespearean Comedy zogen sie zusammen mit ihren Eltern von New York nach Kalifornien. Charles, ihre Jugendliebe, hielt die Trennung nicht lange aus und folgte Marie nach sieben Wochen. Nicht lange darauf folgte die Hochzeit, und ihr Kleid dafür nähte Marie Ferrarella selbst. Mit ihren Büchern möchte die Autorin ihre Leserschaft zum Lachen bringen und unterhalten, das macht sie am glücklichsten. Genauso schön findet sie es, einen romantischen Abend mit ihrem Ehemann zu verbringen. Zu ihren Hobbys zählen alte Filme, Musicals sowie Rätsel. Geboren wurde Marie Ferrarella in Deutschland, und als sie vier Jahre alt war, wanderten ihre Eltern in die USA aus. Bereits im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren heutigen Mann kennen; mit ihm und ihren beiden Kindern lebt sie in Süd-Kalifornien.</p>

1. KAPITEL

Sorgfältig hängte Gina das hellblaue Brautjungfernkleid in den Kleiderschrank ihres Gästezimmers. Es fügte sich nahtlos in ihre wachsende Sammlung anderer bodenlanger und knieumspielender Brautjungfernkleider ein, die sie auf den verschiedenen Hochzeitsfeiern getragen hatte, an denen sie teilgenommen hatte. Als professionelle Brautjungfer war es ihre Aufgabe, all die tausend kleinen und großen Dinge, die bei einer Hochzeitsfeier und ihrer Vorbereitung schiefgehen konnten, im Blick zu behalten und dafür zu sorgen, dass am großen Tag alles glatt lief. Dank Ginas Hilfe und ihrem manchmal beherzten Eingreifen hatten bereits mehr als ein Dutzend Frauen den „glücklichsten Tag ihres Lebens“ tatsächlich entspannt und unbeschwert erleben können – und in manchen Fällen hatte sie die Feier tatsächlich gerettet.

Ginas Mutter behauptete zwar immer, Brautjungfer zu sein wäre kein richtiger Beruf, aber immerhin konnte Gina gut davon leben. Und es war tausendmal besser als ihre vorherige Beschäftigung als Buchhalterin bei einem internationalen Unternehmen. Dort hatte sie zwar große Karrierechancen gehabt, aber der Job hatte ihr einfach nicht die Erfüllung gegeben, die sie jetzt empfand, wenn sie sich wieder einmal am Ende eines aufregenden Tages von einer strahlenden Braut verabschiedete.

Von ihrem üppigen Honorar konnte sie gut leben, auch wenn nicht immer gleich eine Hochzeit auf die nächste folgte. Obendrein durfte sie immer ihr Brautjungfernkleid behalten. Da sie es auch als ihren Job ansah, hier Modekatastrophen zu vermeiden, sofern sie rechtzeitig gebucht wurde, waren das auch alles Kleider, die wirklich tragbar waren und die ihr gefielen.

Gina schloss die Schranktür und setzte sich aufs Bett. Wie immer fühlte sie sich nach einer gelungenen Hochzeit erschöpft, aber zufrieden und stolz. Und ein klein wenig enttäuscht. Natürlich war Letzteres dumm und unnötig, und sie versuchte, es zu ignorieren, aber das war gar nicht so einfach. Immer, wenn Braut und Bräutigam winkend zu ihrer Hochzeitsreise aufbrachen, fragte Gina sich unwillkürlich, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie damals vor zehn Jahren, in dieser wilden, verrückten Nacht, keine kalten Füße bekommen hätte, sondern mit Shane durchgebrannt wäre, als er ihr in die Augen geblickt und aus heiterem Himmel gesagt hatte: „Lass uns heiraten.“

Ihre Antwort – „Spinnst du?“ – hätte vermutlich etwas diplomatischer ausfallen können. Aber Gina war eben völlig überrumpelt gewesen. Sie waren zwei Jahre locker miteinander ausgegangen und erst ein halbes Jahr lang fest zusammen gewesen. Der Gedanke, sich so plötzlich festzulegen, hatte ihr in dem Moment eine Heidenangst eingejagt. Dazu war sie noch nicht bereit gewesen.

Shane dagegen hatte ihre harsche Reaktion nicht gut verkraftet. Sie hatte ihre Worte bedauert, sobald sie sie ausgesprochen hatte, aber da war es schon zu spät gewesen. Aus heutiger Sicht hätte sie mit etwas Bedenkzeit vielleicht sogar Ja gesagt. Oder ihm wenigstens vorgeschlagen, die Sache etwas langsamer anzugehen. Aber in dem Augenblick hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können. Sie hatten beide gerade erst das College abgeschlossen und standen am Anfang eines ganz neuen Lebensabschnitts. Sie mussten einen Job finden und so viele Dinge entscheiden, und das allein hatte ihr schon ganz schön zugesetzt. Ihre Beziehung zu Shane war immer ein sicherer Hafen gewesen, etwas, auf das sie sich stützen konnte. Sich auch in dem Punkt noch unter Druck gesetzt zu fühlen, war einfach zu viel für Gina gewesen.

Sie seufzte. Es war völlig sinnlos, darüber nachzudenken. Als sie den Mut gefasst hatte, sich bei Shane zu entschuldigen und ihm zu erklären, warum sie so heftig reagiert hatte, war es schon zu spät gewesen. Er war verschwunden. Er hatte einfach so seine Wohnung aufgegeben und war fortgegangen. Niemand wusste, w