1. KAPITEL
„Mrs. Parnell? Hier ist Steve Holder.“
Celia erkannte die tiefe, männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Steve war einer ihrer sporadischen Klienten, der immer dann ihre Dienste in Anspruch nahm, wenn er plötzlich wieder einmal ohne Haushälterin dastand. Sie kannte nicht alle ihre Klienten, erinnerte sich aber an die, die irgendwie besonders waren. Das galt für Steve Holder allemal – er war verwitwet und alleinerziehender Vater einer Tochter kurz vor dem Teenageralter.
Und wie der Zufall es so wollte, hatte Celia gerade an ihn gedacht.
„Steve!“, sagte sie erfreut. „Wie geht es Ihnen?“
„Nicht gut“, sagte er offen. „Es ist mal wieder so weit.“
Celia musste nicht raten, was er meinte. Der junge Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik rief sie garantiert nicht aus einer Laune heraus an. Er vergeudete keine Zeit, weder seine eigene noch die anderer.
„Ich gehe davon aus, dass wieder eine Haushälterin gegangen ist?“ Celias Ton enthielt keine Kritik, nur Mitgefühl. Sie wusste, Steve war ein sehr sympathischer Mann, aber bedauerlicherweise konnte er keine Haushälterin lange halten. Sie nahm an, dass es etwas mit seiner Tochter zu tun hatte. Die hochintelligente Zehnjährige wurde zunehmend schwieriger.
Sie hörte Steve seufzen. „Richtig.“
Da Celia die Information für ihre Unterlagen brauchte, fragte sie taktvoll: „Darf ich fragen, was passiert ist?“
Steve musste einräumen, dass zumindest diese Haushälterin, die länger als alle anderen durchgehalten hatte, einen nachvollziehbaren Grund für ihre Kündigung hatte. „Mrs. Pritchetts Tochter hat gerade ein Baby bekommen, und Mrs. Pritchett zieht nach Seattle, um sich um das Kind zu kümmern. Sie sagt, sie geht nicht davon aus, dass sie zurückkommt“, setzte er hinzu.
„Ist es ein Mädchen oder ein Junge?“, erkundigte Celia sich.
Er musste einen Moment nachdenken. „Ein Mädchen“, sagte er schließlich.
„Wie schön.“ Celias Freude war echt. „Aber das bringt Sie in die Bredouille, nicht wahr?“
Er war sehr erleichtert über ihre Offenheit. Sie redete nicht lange um den heißen Brei. „Na ja, ich könnte Sie bitten, das Haus alle zwei Wochen putzen zu lassen, aber das ist nicht wirklich das Problem. Stevi hat im Moment Schule, und ich brauche jemanden, der sich um sie kümmert, wenn sie nach Hause kommt und ich noch arbeite.“
„Sie hat Schule?“, fragte Celia überrascht. „Aber es sind Sommerferien!“
„Ich weiß. Stevi besucht die Sommerschule. Sie wollte es unbedingt. Es war ihre Idee, nicht meine“, setzte er rasch hinzu, bevor Mrs. Parnell ihm vorwerfen konnte, seine Tochter ihrer Kindheit zu berauben. Es freute ihn, dass sie unbedingt lernen wollte, aber er musste zugeben, dass er seine kleine Tochter von früher vermisste. Während der letzten Monate hatte Stevi sich ihm gegenüber sehr verändert.
„Meine Tochter ist plötzlich ganz anders, Mrs. Parnell“, gestand er. „Sie will nicht einmal mehr ‚Stevi‘ genannt werden, sondern nur noch ‚Stephanie‘. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Angelausflüge, die wir früher so gern zusammen gemacht haben, auch der Vergangenheit angehören.“
Steve nahm seine Arbeit sehr ernst. Die Angelausflüge mit seiner Tochter hatte er genossen, weil sie ihm eine Möglichkeit boten, einmal zu entspannen. Und nun sah es ganz so aus, als sei es damit vorbei.
„Nicht unbedingt, Steve. Es könnte doch sein, dass Ihre Tochter ihre Interessen einfach ausweitet, ohne das Wesentliche dabei aus den Augen zu verlieren“, bemerkte Celia. „Zehnjährige ändern ihre Meinung noch sehr oft.“
Das war nur zu hoffen! befand er im Stil